Über die Brauerei Lindemans und ihr Verhältnis zur Tradition habe ich schon öfter mal etwas verlautbaren lassen, unter anderem hier und hier. Heute ist mal eines (wenn nicht das) ihrer süßesten und kommerziellsten Biere auf dem Prüfstand: das Pecheresse. Es ist nur sehr schwach alkoholisch (zusammen mit dem Framboise das alkoholärmste aller mir bekannten Lindemans-Produkte) und entsteht aus der Vermischung von einjährigem Lambiek mit 30% Pfirsichsaft. Das Etikett zeigt die Namenspatronin des Bieres, die Pecheresse (pécheresse bedeutet "Sünderin" auf Französisch, gleichzeitig ist pêche das Wort für Pfirsich) in Jugendstilaufmachung. Neulich ist mir übrigens zufällig aufgefallen, dass Lindemans anscheinend bei einer ganzen Reihe seiner Produkte spezielle Etiketten (und auch teilweise Namen) nur für den amerikanischen Markt bereitstellt. Hier in Europa heißt das Pecheresse eben Pecheresse und sieht - auch in Großbritannien - so aus. In den USA heißt es ganz einfach Pêche und sieht so aus. Komisch, oder?
Art und Herkunft: Lambiek mit Pfirsichsaft, Belgien (Flämisch-Brabant)
Besonderheiten: Nachgärung in der Flasche, Naturkorken. Mit Zucker und Süßstoff.
Aussehen und Aroma: Hellgolden, leicht trüb. Nach dem Einschenken keine nennenswerte Krone, aber moussierend. In der Nase ein sehr, sehr dominantes Pfirsicharoma, welches die eher dezente Säure des jungen Lambiek fast vollständig überdeckt.
Geschmack: Ein kräftigerer, säuerlich-fruchtiger Antritt. Das Lambiek ist hier etwas präsenter mit leichten Essig- und Holzfassnoten. Wieder sehr starker Pfirsich, aber auch so etwas wie Apfel? Alle anderen möglicherweise vorhandenen Geschmacksnuancen werden gnadenlos niedergebügelt. Ansonsten eher feinperlig und sehr ausdrücklich süß.
Abgang: Mittellang. Die Säure steht noch länger nach. Immer noch süß.
Fazit/Tipp: Nichts für Leute mit geringer Zuckertoleranz. An und für sich nicht ungefällig, aber für mich persönlich um einige Grade zu süß. Und auch das Pfirsicharoma ist mir mehr als einen Hauch zu kräftig. Auf keinen Fall warm trinken!
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 29. April 2018.
- Euer Tomas Aquinas
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