Für den heutigen Beitrag habe ich - bescheiden gesprochen - etwas Detektivarbeit geleistet. Zuerst dachte ich, Speymhor sei eine Handelsmarke von Aldi, weil er dort vor ein paar Wochen angeboten wurde und weil als deutscher Vertrieb die Lobuschkellerei (BORCO) genannt wird. Als Hersteller wird eine Speymhor Distillers Company (SDC) angegeben, in der 148 Terregles Avenue in Glasgow, einem unauffälligen Wohngebiet. Ein Blick ins Handelsregister von Schottland deutet ganz klar auf eine Briefkastenfirma hin. Aber: die SDC teilt sich die Adresse mit Glasgow Whisky, einer Firma, die Gesicht und Webseite besitzt. Und was findet sich in deren Portfolio? Ganz recht: Speymhor. Und zwar mehr als nur eine einzige Abfüllung. Gut, Glasgow Whisky wirbt damit, dass sie auch Whisky "nach Kundenwunsch" verschneiden, aber sowohl Speymhor (Bastard Malts) als auch einige andere Produkte (The Munros - unabhängige Abfüllungen benannter Brennereien und Cailleach - ebenfalls Bastard Malts) sind echte "Aushängeschilder" der Firma.
Darüber hinaus werden noch einige mehr oder weniger obskurer Blends (z.B. Highland Cup und Strathallan, übrigens beide mit eigener Facebookseite) hergestellt.
Der von Aldi offerierte Speymhor ist die Basisvariante ohne Altersangabe auf der Flasche. Laut Glasgow Whisky selbst ist es aber ein Dreijähriger. Er war Ende März für 14,99 zu haben. Als Dreingabe fand sich ein Rechtschreibfehler auf der Rückseite der Flasche ("... aufgrund ihres einzigartigen Charakters und Charms"). Laut Glasgow Whisky kommt dieser Malt aus der Region Perthshire, wo es zurzeit "nur" acht Distillerien gibt, die als Produzenten überhaupt infrage kämen, nämlich Aberfeldy, Edradour, Blair Athol, Deanston, Dalwhinnie, Strathearn, Glenturret und Tullibardine. Hmmm. Letztere wäre aufgrund von Ausstoß und Positionierung z.B. eine mögliche Kandidatin, aber wer weiß.
Art und Herkunft: Single Malt, Highlands
Besonderheiten: "Aged in Oak Barrels" ... nicht schlecht, nicht schlecht 😉
Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben, so wie man sich einen Whisky halt vorstellt. Sehr intensiv "junger" Geruch. Viel grünes Holz. Spargelwasser und dünner Weißwein. Pattex. Weißer Pfeffer. Seetang? Ethanol.
Geschmack: Sehr scharfer Antritt. Leicht ölig. Karamellsüß, holzig. Wieder etwas Klebstoff. Sonst nichts.
Abgang: Sogar relativ lang, aber sehr harsch und trocken. Die Lippen bleiben ertaubt zurück.
Fazit/Tipp: Als ob man in brennenden Schaumzucker beißt. Sehr süß, aber auch sehr, sehr unreif, was man ihm leider deutlich anmerkt. Selbst für 14,99 lohnt sich die Anschaffung nicht wirklich. Wenn man ihn unbedingt trinken muss, dann sollte man ihn mit Wasser verdünnen. Er ist dann zwar immer noch sehr holzig, aber wenigstens brennt er nicht mehr so schrecklich.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 6. Mai 2018.
- Euer Tomas Aquinas
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