Es hat sich viel getan in Irland in den letzten beiden Jahren. Das ist mir heute aufgefallen, als ich auf einen alten Blogeintrag aus 2012 zurückblickte, den Beginn meines Irischen Stundenbuchs. Damals gab es ganze vier (produzierende) Destillerien auf der Grünen Insel; heute sind es derer neun, wobei einige noch nicht in der Lage sind, Whiskey auf den Markt zu bringen, da die entsprechenden Abfüllungen noch nicht lange genug reifen konnten.
Insbesondere in Nordirland, wo die Old Bushmills viele Jahre lang den alleinigen Platzhirsch spielte, kann man sich über die Eröffnung einer neuen Brennerei freuen: die Echlinville in Newtonards. Diese wird allerdings noch ein Weilchen benötigen, bis sie Irland und uns mit guten Tröpfchen versorgen kann, denn die Produktion lief erst letztes Jahr an. So müssen wir uns, wenn es um den Norden der Insel geht, doch noch eine Weile an die große alte Dame aus Antrim halten, die nun schon gut zehn Jahre im Besitz von Diageo ist.
(Old) Bushmills brüstet sich - wohl zu Recht - damit, die älteste lizenzierte Whiskybrennerei der Welt zu sein, denn das königliche Privileg zur Destillation erhielt der Gouverneur von Antrim, Sir Thomas Phillipps, bereits 1608 vom britischen König Jakob I. (in Großbritannien James genannt, das ist der von der King James-Bibel). Im Sinne einer echten Produktionsanlage für den kommerziellen Betrieb gibt es die Firma aber erst seit 1784. Genau wie alle anderen irischen Destillerien der Zeit litt Bushmills sehr unter der amerikanischen Prohibition, konnte sich aber gerade so bis zu deren Ende über die Runden retten. Bis in die Siebziger des 20. Jahrhunderts befand man sich in (wechselndem) Privatbesitz, bis schließlich Irish Distillers (ID) "den Laden aufkauften" und anschließend das Monopol auf die gesamte Whiskeyproduktion in Irland erlangten. 1988 folgte der Aufkauf von ID durch Pernod Ricard und - wie oben gesagt - die Übernahme von Bushmills durch Diageo nach der Jahrtausendwende.
Zurzeit werden sechs Produkte aktiv beworben: Der Bushmills Original (auch White Label oder White Bush genannt), der wohl bekannteste Blend der Firma, weiterhin der Black Bush, ein Premium-Blend, sowie der Irish Honey, welcher relativ neu am Markt ist. Darüber hinaus gibt es auch drei Single Malts, von denen der jüngste uns heute am meisten interessiert: einen Zehnjährigen, einen Sechzehnjährigen und einen Einundzwanzigjährigen. Der Bushmills 10 ist an seinem grünen Etikett gut zu erkennen. Er reift sowohl in amerikanischen Bourbon- als auch in Olorosofässern und der Zusatz von Wasser wird von Master Distiller Colum Egan ausdrücklich empfohlen. Wie in Irland üblich wird er dreifach destilliert. Er ist in Deutschland recht häufig zu finden und kostet in der Regel zwischen 23,- und 27,- EUR. Ich habe ihn Anfang des Sommers bei real für 22,95 gesehen und deshalb auch sofort zugegriffen.
Art und Herkunft: Single Malt, Irland (Old Bushmills)
Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben mit schönem warmem Schimmer. Deutliches, aber nicht aufdringliches Bourbonfass. Wenig vom Sherry zu spüren, höchstens als unterschwelliges Thema. Süß, Jellybeans und Vanille. Etwas Bienenwachs, nussig.
Geschmack: Zuerst deutliche Süße: gelbe Gummibärchen, Marillen, Papaya. Später trockener. Bourbonfass, dunkle Schokolade. Leider auch ein bisschen alkoholscharf.
Abgang: Relativ lang. Herber und scharfer Nachbrenner. Trocken. Eine spürbare Bananennote bleibt auf der Zunge zurück.
Fazit/Tipp: Ein sehr fruchtiger Single Malt, jedoch nicht ganz ohne Haken und Ösen. Insgesamt aber stimmig komponiert. Der Zusatz von Wasser (wie empfohlen) macht ihn sehr bananig; dies sollte man auf jeden Fall einkalkulieren. Für 22,95 absolut okay - ob ich jedoch regelmäßig 27,- EUR dafür hinblättern würde? Da bin ich unsicher.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint ausnahmsweise einen Tag später, am 7. September 2014.
- Euer Tomas Aquinas
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