Samstag, 10. September 2016

Baron Otard VSOP (40% Vol.)

Ich habe mich mal bemüht (wenn auch nur etwa 15 Minuten lang), irgendwelche interessanten - am besten auch noch ansatzweise lustigen - Anekdoten rund um den Cognac ausfindig zu machen. Immerhin gibt es ja zum Thema Whisk(e)y zum Beispiel einiges: von den ganzen Geschichten um irische und sonstige Schwarzbrenner bis hin zu denen, wo sich jemand damit totgesoffen hat (Dylan Thomas). Beim Cognac: eher mau. So ein paar Sachen, die nicht wirklich spannend sind (improvisierte Operationen, bei denen das OP-Besteck mit dem Stoff "sterilisiert" wurde) und einen auch sonst nicht vom Hocker hauen. Eine einzige Geschichte fand ich dann doch etwas interessanter: bis vor ein paar Jahren - und seit den 1930ern - gab es eine Person (oder mehrere Personen) in Baltimore, den so genannten Poe Toaster, die in den Morgenstunden von Edgar Allan Poes Geburtstag (19. Januar) an dessen Grab inne hielt, einen Schluck Cognac zu seinen Ehren nahm und danach die angebrochene Flasche sowie drei Rosen am Grab zurückließ. Okay, ganz nett. Aber das war es eigentlich auch schon. Warum das so ist? Keine Ahnung. Weil Cognac schon seit jeher ein Oberschichtenvergnügen ist? Wenn den Altadeligen beim Cognactrinken etwas Lustiges passiert, gibt es ja vielleicht so eine Art Schweigegelübde, das greift. Oder sowas in der Art.

Mais allors. Das Haus Otard, über dessen Erzeugnisse wir heute sprechen, ist einer der ältesten Hersteller des Weinbrands überhaupt und nicht nur in der Region Cognac, sondern sogar in der Stadt Cognac im Schloss Cognac ansässig. Und das schon seit 1796, als der Stammvater der Dynastie, Baron Jean-Baptiste Grenouille Antoine Otard das Anwesen kaufte, weil ihm bewusst war, wie gut man die ausgedehnten Kellerräume für die Lagerung und Reifung des Schnapses nutzen konnte. Tatsächlich sind die Gewölbe von Otard insofern etwas besonderes, als dass sie im Vergleich zu anderen sehr feucht (90%) sind, was dafür sorgt, dass der Alkoholgehalt, nicht jedoch das Volumen stark abnimmt. Insgesamt bietet die Firma eine relativ überschaubare Anzahl von Standardabfüllungen (VS, VSOP, XO, Extra 1795 und Fortis et Fidelis) an, die sich hauptsächlich durch ihr Alter und durch die Zusammenstellung der Trauben aus verschiedenen Anbaugebieten unterscheiden.

Der heute besprochene VSOP vereint Trauben der Grande und Petite Champagne. Alle enthaltenen Weinbrände müssen mindestens viereinhalb Jahre alt sein. Eine Flasche ist online gut für unter 30,- EUR zu bekommen. Frischauf also, schreiten wir zur Verkostung:




Art und Herkunft: Cognac, Frankreich

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Eine satte, dunkle Bernsteinfarbe mit schönen Lichtreflexen. Rotes Weingummi und deutliche Vanille. Blumenbukett. Astern. Nur leicht holzig.

Geschmack: Ein sehr samtiges Mundgefühl, aber relativ hart im Antritt. Auch wieder dieses Gummibärchenaroma. Vanille und Sultaninen. Später leicht nussig - eventuell Haselnuss?

Abgang: Relativ lang und trocken. Immer noch etwas scharf.

Fazit/Tipp: Im Vergleich zu anderen Cognacs der selben Güteklasse, die ich bisher probieren durfte, doch etwas sehr robust auf der Zunge. Ansonsten nicht schlecht, aber ich werde mir wohl nicht noch eine weitere Flasche holen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 17. September 2016.

- Euer Tomas Aquinas

Keine Kommentare: