Ich schreibe dies am Vatertag (an dem meine Freunde und ich nicht teilnehmen, weil wir keine Väter sind ... jaja, ich weiß: man sollte das nicht so eng sehen) und da wird bestimmt wieder einiges an Bier die Kehlen runterfließen - und da wir in Deutschland sind, hauptsächlich Pils. "Ist schon eine Ewigkeit her, dass ich Dich Bier hab trinken sehen" sagte Sebo Supreme gestern im Grünen Jäger zu mir, als wir mit Plattfuss zusammensaßen. Recht hat er ... fast. Pils sieht man mich in letzter Zeit tatsächlich recht wenig trinken (aus bekannten Gründen, die ich am Anfang dieser Serie schon einmal geschildert habe). Gestern ließ ich mir zum Beispiel ein schönes Kilkenny schmecken, was auch Anlass zu Sebos Feststellung war. Seit ich das Pils nicht mehr sooo lieb habe, habe ich viele neue Biere kennenlernen dürfen, die mir früher zu schwer oder zu anstrengend schienen ... wobei wieder einmal bewiesen ist, dass Gott keine Flasche verschüttet ohne gleichzeitig nebenan eine Brauerei zu eröffnen ... oder wie auch immer das Sprichwort geht. In der heutigen Verkostung jedenfalls, um auf das Wesentliche zurückzukommen, stelle ich wieder zwei britische Biere vor. Sponsor war (erneut) Mr. H. aus OS (ursprünglich aus B.), vielen Dank!
Die Renaissance der Biere auf den Inseln, die ich hier schon mal etwas ausführlicher beschrieben habe, hat dazu geführt, dass viele traditionelle Rezepturen erhalten beziehungsweise neu belebt wurden, mit teilweise seltsamen, teilweise achtbaren Ergebnissen. Worthington's White Shield verdankt seine wirkliche Renaissance seltsamerweise einem amerikanischen Giganten, nämlich Molson Coors. Dieser übernahm 2002 die Markenrechte der altehrwürdigen Worthington-Brauerei (gegründet 1761) vom Rivalen Bass (aufgrund einer Kartellamtsentscheidung). Im Jahre 2010 spendierte der amerikanische Mutterkonzern (die amerikanische Website ist übrigens wenig informativ, aber der englische Wikipedia-Eintrag sehr lesenswert) der Worthington eine Mikrobrauerei, in der nur historische und saisonale Biere produziert werden. Die Rezeptur des White Shield geht auf das Jahr 1826 zurück; stolz trägt die Flasche ebenfalls das Logo der bereits erwähnten Campaign for Real Ale (CAMRA), einer Art Gütesiegel für handwerklich und/oder traditionell hergestellte Biere. Neben dem White Shield gibt es noch ein etwas leichteres (4,2 Umdrehungen) Ale namens Red Shield.
Das Old Growler der Nethergate Brewery ist ein völlig anderer Typ Bier, kein Ale wie das White Shield (auf der Flasche wird es beschrieben als Robust Superior Dark Beer). Leider gibt es keinen wirklich ausführlichen Wikipedia-Artikel, außerdem ist die Firmenhomepage aus unerfindlichen Gründen offline. Viele Infos gibt es auf der Facebookseite. Gegründet wurde die Firma "erst" 1986, unter anderem von einem der Urväter der CAMRA. Die Brauerei ist seit den Anfängen eher klein geblieben; im Jahre 2005 wurde die Produktion von Suffolk nach Essex verlegt und 2010 verkauft (an die sprichwörtlichen "anonymen Investoren"). Neben dem hier besprochenen Old Growler (benannt nach dem Brauereiwachhund ... wer immer schon mal wissen wollte, wie ich aussehe, siehe Etikett) gibt es noch eine Anzahl weiterer traditioneller und experimenteller Biere (Suffolk County Best Bitter, Umbel Ale mit Koriander, usw.), außerdem noch monatlich (?) wechselnde Spezialbiere.
Beide Biere sind in Deutschland meines Wissens nicht zu bekommen, aber man kann ja nie wissen.
Bild: TAQ
Worthington's White Shield (5,6% Vol.)
Art und Herkunft: India Pale Ale, England
Aussehen und Aroma: Rötlich-dunkel mit einer mittleren Krone, die bald in sich zusammenfällt. Leicht metallisches Aroma, etwas Banane?
Geschmack: Sehr cremiges Mundgefühl, die fruchtigen Noten kommen stärker durch, Pfirsich.
Abgang: Mit offenem Ende, keine Höhepunkte. Es gleitet am Ende schmerzlos weg.
Fazit: Etwas nichtssagend, aber in Ordnung. Gute Qualität, nicht anstrengend. Etwas für den ganzen Abend.
Nethergate Old Growler (5,5% Vol.)
Art und Herkunft: Porter, England
Aussehen und Aroma: Ein Schwarzbier mit rotbraunem Stich, sehr kleine Krone. Geruchlich recht unaufdringlich, süßlich: Grafschafter Goldsaft, Melasse. Ein Hauch von Kaffee?
Geschmack: Ebenfalls etwas Kaffee oder Mokka, süßlicher Mittelteil, ein wenig Bitterkeit zum Schluss.
Abgang: Kurz und süßlich.
Fazit: Bin positiv überrascht, da ich normalerweise kein Porterfan bin. Für ein Schwarzbier ganz trinkbar, unaufdringlich.
Gesamtfazit: Die heute getesteten Biere finde ich recht anständig. Der Old Growler liegt wegen des oben erwähnten Überraschungseffekts bei mir um eine Nasenlänge vorne. Wenn man mal in England ist und die Gelegenheit hat: beide probieren!
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. Mai 2013.
Art und Herkunft: India Pale Ale, England
Aussehen und Aroma: Rötlich-dunkel mit einer mittleren Krone, die bald in sich zusammenfällt. Leicht metallisches Aroma, etwas Banane?
Geschmack: Sehr cremiges Mundgefühl, die fruchtigen Noten kommen stärker durch, Pfirsich.
Abgang: Mit offenem Ende, keine Höhepunkte. Es gleitet am Ende schmerzlos weg.
Fazit: Etwas nichtssagend, aber in Ordnung. Gute Qualität, nicht anstrengend. Etwas für den ganzen Abend.
Nethergate Old Growler (5,5% Vol.)
Art und Herkunft: Porter, England
Aussehen und Aroma: Ein Schwarzbier mit rotbraunem Stich, sehr kleine Krone. Geruchlich recht unaufdringlich, süßlich: Grafschafter Goldsaft, Melasse. Ein Hauch von Kaffee?
Geschmack: Ebenfalls etwas Kaffee oder Mokka, süßlicher Mittelteil, ein wenig Bitterkeit zum Schluss.
Abgang: Kurz und süßlich.
Fazit: Bin positiv überrascht, da ich normalerweise kein Porterfan bin. Für ein Schwarzbier ganz trinkbar, unaufdringlich.
Gesamtfazit: Die heute getesteten Biere finde ich recht anständig. Der Old Growler liegt wegen des oben erwähnten Überraschungseffekts bei mir um eine Nasenlänge vorne. Wenn man mal in England ist und die Gelegenheit hat: beide probieren!
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. Mai 2013.
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