Wer einmal die älteren Posts in diesem Blog gelesen hat, wird wissen, dass meine Kinder- und Jugendzeit in den Siebzigern und Achtzigern lag. Damals galten die Japaner, wie die Chinesen heutzutage, wirtschaftlich und industriell als "gute Kopierer", das heißt, man sagte ihnen nach, sie könnten aus eigener Kraft bzw. aus eigener Entwicklung heraus nichts selber schaffen. Dass dem irgendwann nicht mehr so war, lag an den Innovationen der achtziger Jahre, gerade auf elektronischem Gebiet (Walkman!!), die dann "urplötzlich" um die Ecke gebogen kamen. Tatsächlich hatten die Japaner sich - seit Ende des 19. Jahrhunderts - viel von den westlichen Mächten abgeschaut (Schulsystem und Militär z.B. von Preußen bzw. Deutschland) und so einen Modernisierungsschub im eigenen Land ausgelöst. Aber wie das alte Epigramm sagt: Irgendwann wird der Lehrling den Meister übertreffen. Und so kam es, dass aus den Jahren des möglichst perfekten Kopierens westlicher Produkte eine Phase der Perfektionierung und auch der Neuentwicklung entstand.
Vor dem Hintergrund des oben gesagten ist es nicht weiter verwunderlich, dass Japan sich eines Tages (und das ist nun auch schon wieder fast 100 Jahre her) daran machte, auch westlichen Alkohol, insbesondere Bier und Whisky, selbst zu produzieren. Gegenwärtig ist das Land der zweitgrößte Produzent von Single Malts (nach wem wohl?) und die beiden heute vorgestellten Whiskys stehen stellvertretend für die beiden größten Firmen des Landes auf diesem Gebiet, welche gleichzeitig auch am längsten in dem Metier tätig sind: Suntory wurde bereits 1899 vom Geschäftsmann Shinjiro Torii gegründet und ist heute einer der größten Getränkekonzerne der Welt. Torii hatte die Idee, im ganzen Land nach westlichem Muster ausgestattete Bars zu errichten und wollte diese mit Spirituosen aus eigener Herstellung versorgen können. Im Laufe der Jahrzehnte erwuchs daraus ein mächtiges Imperium mit einer fast unüberschaubaren Vielzahl von Produkten, insbesondere auch Whiskys. Die Firma betreibt zur Zeit zwei aktive Whiskybrennereien in Japan, nämlich die Hakushu (mit angeschlossenem Weingut) sowie die Yamazaki in der Nähe der alten kaiserlichen Hauptstadt Kyoto. Zum Konzern gehört ebenfalls Bowmore.
Die Japaner bevorzugen in der Regel einen leichteren, frischeren Whiskystil, legten allerdings von Anfang an großen Wert darauf, dass die einheimischen Produkte auf genau die selbe Art und Weise hergestellt wurden wie die "Originale" aus Schottland, was bis zum heutigen Tage die Regel geblieben ist - und sich bis in die Architektur der Destillerien widerspiegelt. Suntory brauchte also, um einen "richtigen" Whisky brennen zu können, jemanden, der sich damit genau auskannte. Und diesen Jemand fand man schließlich Anfang der Zwanzigerjahre in der Person von Masataka Taketsuru, der sich mit Shinjiro Torii, dem Firmengründer, zusammentat, um die erste echte Whiskybrennerei in Japan zu gründen: Yamazaki (1923). Taketsuru hatte sich das notwendige Know-how in Glasgow angeeignet, wo er zunächst Chemie studierte. Später arbeitete er als "Lehrling" bei Lagavulin und einer Brennerei in Campeltown (laut der meisten Quellen Hazelburn). Außerdem heiratete er eine Schottin, die ihm auch nach Japan folgte. Taketsuru also war maßgeblich am frühen Erfolg von Suntory beteiligt, jedoch verließ er diese Firma 1934 im Streit und gründete sein eigenes Unternehmen, nämlich Nikka. Seine erste Whiskybrennerei war die Yoichi (in der Nähe von Sapporo), später kam noch die Miyagikyo auf der Insel Honshu hinzu. Nikka selbst gehört mittlerweile zum Konzern Asahi Breweries (hauptsächlich bekannt für das gleichnamige Bier), kaufte allerdings noch vor der Jahrhundertwende die schottische Destillerie Ben Nevis.
Eine Anmerkung zu den heute verkosteten Whiskys: Der Yamazaki ist ein klassisch hergestellter Single Malt mit Altersangabe, der Nikka All Malt wird teilweise aus Malt Whisky aus Pot Stills, teilweise aus gemälzter Gerste, die in Coffey Stills gebrannt wird (er besteht daher aus Whiskys sowohl von Yoichi als auch Miyagikyo), hergestellt, enthält also keinen Grain Whisky. Ich klassifiziere ihn hier also logischerweise als "Vatted" Malt. Der All Malt kostet online zwischen 25,- und 28,- EUR, der Yamazaki 10 ist deutlich teurer und kostet in der Regel das Doppelte.
Eine Anmerkung zu den heute verkosteten Whiskys: Der Yamazaki ist ein klassisch hergestellter Single Malt mit Altersangabe, der Nikka All Malt wird teilweise aus Malt Whisky aus Pot Stills, teilweise aus gemälzter Gerste, die in Coffey Stills gebrannt wird (er besteht daher aus Whiskys sowohl von Yoichi als auch Miyagikyo), hergestellt, enthält also keinen Grain Whisky. Ich klassifiziere ihn hier also logischerweise als "Vatted" Malt. Der All Malt kostet online zwischen 25,- und 28,- EUR, der Yamazaki 10 ist deutlich teurer und kostet in der Regel das Doppelte.
Bild: TAQ
The Yamazaki 10 J.
Art und Herkunft: Single Malt Whisky, Japan (Suntory)
Aussehen und Aroma: Erst einmal - nicht wundern! Der Whisky hat einen Schraubverschluss; dies ist in Japan auch bei hochwertigen Tropfen üblich (ich finde dies übrigens ökologisch, ökonomisch und geschmacklich besser als Korken ... so, das musste mal gesagt werden). Farblich erstrahlt er in sattem Gelbgold. Aromen von Orangen(blütentee), sehr intensiv, leichte Vanille. Ein blumiger Whisky, ebenfalls etwas helles Toffee?
Geschmack: Weich und mild. Sanft auf der Zunge. Sahnebonbon, Wildblumen.
Abgang: Mittel, trockener werdend. Warm. Ganz zum Schluss: frisches Brot.
Fazit/Tipp: Ein erstaunlich weicher und reifer Zehnjähriger. Fast gar kein Rauch, blumig und duftig. Entspricht eher dem japanischen Geschmack in seiner Leichtigkeit - aber auch ideal für den, der nicht auf Torf/Rauch steht. Sehr gute Qualität.
Bild: TAQ
Nikka All Malt NAS
Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt Whisky, Japan (Nikka/Asahi)
Aussehen und Aroma: Goldgelb, sehr intensive Nase von Karamell und Kaffee, leicht spritig im Hintergrund, viel Holz.
Geschmack: Süße Pflaume, später Eichenholz. Vorne im Mund ein deutliches Brennen.
Abgang: Mittel bis lang, eher trocken. Leider etwas holprig zum Schluss, es zieht einem ein wenig den Mund zusammen, herb, extrem holzig.
Fazit/Tipp: Den Abgang finde ich - wie oben beschrieben - nicht sehr gelungen. Ansonsten solides Mittelmaß. Plattfuss mochte ihn nicht sehr ("er ist anstrengend aber nicht lecker"). Ich allerdings habe mich nach einer Zeit an ihn gewöhnt und sogar die Flasche leergemacht.
Gesamtfazit: Wie man unschwer erkennt, sahen wir hier den Yamazaki ganz klar als Sieger, wobei wir noch einmal daran erinnern, dass er natürlich auch doppelt so teuer ist wie der Nikka ... insofern vielleicht auch kein ganz überraschendes Ergebnis.
Blog blong dring macht jetzt eine (kurze) Sommerpause. Der nächste planmäßige Beitrag erscheint daher erst am 10. August 2013.
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