Wer kennt sie nicht - die Obstbrände der Destillerie Pircher? Seit vielen Jahren gehören sie zum Standardsortiment der deutschen Supermärkte, zusammen mit anderen fast omnipräsenten Herstellern wie etwa Schladerer. Als Privatunternehmen gegründet wurde die Südtiroler Firma zwar erst im 20. Jahrhundert, jedoch befand sich an der selben Stelle (in Lana, nahe Meran) seit dem Mittelalter die Brennerei des dort immer noch ansässigen Klosters des Deutschen Ordens.
Im Sortiment findet man die üblichen Verdächtigen einer Obstbrennerei, also allerlei Birnen-, Beeren-, Marillen- und Pflaumenschnäpse sowie einige Spezialprodukte aus besonders erlesenen Früchten oder besonderer Reifung. Als ich aber letzthin mit Plattfuß im real war, schweifte sein Blick relativ schnell von der Williamsbirne hin zu einer grünbraunen Flasche mit dem Aufdruck Wald & Garten, worunter wir uns erst nicht viel vorstellen konnten. Eine gründlichere Inaugenscheinnahme machte aber deutlich: Haselnuss.
Nun hat ja meine Schwester mir vor vielen Jahren netterweise einen edlen Kastanienbrand geschenkt und wer ähnliche Produkte kennt, weiß, dass gerade solche Destillate nicht ganz billig sind, da sie in der Regel durch aufwändige Mazeration der Nüsse gewonnen werden müssen. Insofern musste es dann auch logischerweise gleich misstrauisch machen, dass die Flasche nicht mehr als 15,- EUR kosten sollte (mittelklassige Nussbrände kosten mindestens etwa das Doppelte). Aufschluss gab dann die Zutatenliste, welche uns bestätigte, dass hier eine mehr oder weniger neutrale "Alkohollösung" (also Alkohol und Wasser) ganz schnöde mit Haselnussaroma versetzt worden war - was im Übrigen wohl eine allgemeine Eigenschaft der Reihe "Wald & Garten" (es gibt auch noch die Geschmacksrichtungen Nougat, Kaffee und Himbeere) zu sein scheint. Allzu große Illusionen durfte man sich also bereits zu Beginn hinsichtlich der sensorischen und geschmacklichen Eigenschaften nicht machen.
Art und Herkunft: Spirituose mit Haselnussaroma, Italien (Südtirol)
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Da der Schnaps klar ist, gleich weiter zum Geruch: Sehr künstlich-nussig und irgendwie "dumpfig". Erinnert mich an die staubigen Klassenzimmer meiner Kindheit direkt nach den Sommerferien. Auch süßlich-trocken. Kakao.
Geschmack: Sehr süß. Etwas Kakao und wieder dieser intensive, staubig-muffig-nussige Eindruck. Schmeckt eigentlich wie die eine Haselnuss im Weihnachtskörbchen, die schon ein bisschen länger gelegen und Luft gezogen hat. Ein Hauch von Sprit und etwas anderem, worüber ich lange nachdenken musste: Kampfer.
Abgang: Mittel. Zum Ende hin noch mal ein "richtig schönes" Nachbrennen.
Fazit/Tipp: Leider, leider merkt man sehr genau, dass hier künstliche Aromen ihren unermüdlichen Dienst tun. Kein Vergleich zu echten Nussdestillaten, für die man dann getrost auch ein bisschen mehr Geld hinlegen sollte. Zum Purgenuss kann ich wirklich nicht raten, sorry. Dafür würde ich in einer ähnlichen Preisklasse eher sowas wie Frangelico empfehlen. Den Wald & Garten Haselnuss habe ich dann noch aus Fairnessgründen (und um ihn nicht wegschütten zu müssen) in Kaffee geschüttet: da ist er ganz gut aufgehoben. Den Rest kann man eventuell zum Backen nehmen.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 1. August 2015.
- Euer Tomas Aquinas
Nun hat ja meine Schwester mir vor vielen Jahren netterweise einen edlen Kastanienbrand geschenkt und wer ähnliche Produkte kennt, weiß, dass gerade solche Destillate nicht ganz billig sind, da sie in der Regel durch aufwändige Mazeration der Nüsse gewonnen werden müssen. Insofern musste es dann auch logischerweise gleich misstrauisch machen, dass die Flasche nicht mehr als 15,- EUR kosten sollte (mittelklassige Nussbrände kosten mindestens etwa das Doppelte). Aufschluss gab dann die Zutatenliste, welche uns bestätigte, dass hier eine mehr oder weniger neutrale "Alkohollösung" (also Alkohol und Wasser) ganz schnöde mit Haselnussaroma versetzt worden war - was im Übrigen wohl eine allgemeine Eigenschaft der Reihe "Wald & Garten" (es gibt auch noch die Geschmacksrichtungen Nougat, Kaffee und Himbeere) zu sein scheint. Allzu große Illusionen durfte man sich also bereits zu Beginn hinsichtlich der sensorischen und geschmacklichen Eigenschaften nicht machen.
Art und Herkunft: Spirituose mit Haselnussaroma, Italien (Südtirol)
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Da der Schnaps klar ist, gleich weiter zum Geruch: Sehr künstlich-nussig und irgendwie "dumpfig". Erinnert mich an die staubigen Klassenzimmer meiner Kindheit direkt nach den Sommerferien. Auch süßlich-trocken. Kakao.
Geschmack: Sehr süß. Etwas Kakao und wieder dieser intensive, staubig-muffig-nussige Eindruck. Schmeckt eigentlich wie die eine Haselnuss im Weihnachtskörbchen, die schon ein bisschen länger gelegen und Luft gezogen hat. Ein Hauch von Sprit und etwas anderem, worüber ich lange nachdenken musste: Kampfer.
Abgang: Mittel. Zum Ende hin noch mal ein "richtig schönes" Nachbrennen.
Fazit/Tipp: Leider, leider merkt man sehr genau, dass hier künstliche Aromen ihren unermüdlichen Dienst tun. Kein Vergleich zu echten Nussdestillaten, für die man dann getrost auch ein bisschen mehr Geld hinlegen sollte. Zum Purgenuss kann ich wirklich nicht raten, sorry. Dafür würde ich in einer ähnlichen Preisklasse eher sowas wie Frangelico empfehlen. Den Wald & Garten Haselnuss habe ich dann noch aus Fairnessgründen (und um ihn nicht wegschütten zu müssen) in Kaffee geschüttet: da ist er ganz gut aufgehoben. Den Rest kann man eventuell zum Backen nehmen.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 1. August 2015.
- Euer Tomas Aquinas
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen