Es spricht selbstverständlich nichts dagegen, dass die Niederländer (India) Pale Ales brauen. Zwar wurde das IPA an sich tatsächlich von den Briten erfunden aber erstens gibt es diese haltbaren Biere (oder ihnen ähnliche) in vielen Braukulturen und zweitens hatte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen ja unter anderem in Indonesien (Batavia) eigene Handelsinteressen und demnach auch sicher einige durstige Kauf- und Seeleute, die gerne ein heimisches Bierchen mit auf Reisen genommen haben. Wie und in welcher Form das ursprünglich geschah, entzieht sich im Moment meiner Kenntnis, aber es ist für die heutige Verkostung auch eigentlich egal, denn ich glaube kaum, dass Brand und Grolsch die tapferen Männer der Vereinigten Ostindischen Kompanie im Sinne hatten, als sie ihre Pale Ales auf den Markt warfen. Vielmehr lag es wohl auch für die großen Brauereien in unserem Nachbarland nahe, das momentan - fast global zu nennende - Interesse an dieser Biersorte auszunutzen.
Brand gilt als die älteste noch existierende Brauerei der Niederlande, denn sie wurde in ihren Ursprüngen bereits im Mittelalter gegründet. Allerdings trägt sie ihren heutigen Namen erst seit 1871. Die beiden traditionellsten Biere im Sortiment sind das Pilsener und das Braunbier (seit Beginn des 20. Jahrhunderts), in den letzten Jahren sind einige Spezialbiere und Saisonbiere hinzugekommen. Das heute verkostete IPA ging aus einem Wettkampf für Hobbybrauer zurück, den die Firma (seit 1989 gehört sie zu Heineken) ausgeschrieben hatte. Sieger war das Rezept eines Herrn Jeroen Free; das Bier kam erst letztes Jahr auf den Markt.
Die andere Großbrauerei ist Grolsch im grenznahen Enschede. Sie entstand 1922 durch die Fusion zweier älterer Brauereien und gehört heute zu SABMiller (unter anderem Pilsner Urquell, Miller, Peroni). Am bekanntesten ist sicherlich das Pils in der großen grünen Bügelflasche, aber es werden schon seit jeher einige Spezialbiere, unter anderem mehrere Bockbiere, angeboten. Das kruidige (würzige) Pale Ale soll angeblich Noten von Estragon und Pfeffer aufweisen.
Grolsch Kruidige Pale Ale (6,0% Vol.)
Art und Herkunft: Pale Ale, Niederlande (Twente)
Besonderheiten: mit drei verschiedenen amerikanischen Hopfensorten
Aussehen und Aroma: Strohgold mit orangefarbenem Schimmer. Eher hefig als hopfig in der Nase. Wirkt auf mich ein wenig künstlich. Toilettenstein? Chlor? Später leicht malzig.
Geschmack: Im Antritt sofort sehr bitter bis metallisch. Leicht schweflig. Lakritze. Koriander und Kardamom.
Abgang: Sehr kurz. Keine bleibenden Eindrücke.
Fazit/Tipp: Gefällt mir leider gar nicht gut. Einige sehr unschöne und künstliche Eindrücke.
Brand IPA (7,0% Vol.)
Art und Herkunft: IPA, Niederlande (Niederländisch-Limburg)
Besonderheiten: keine
Aussehen und Aroma: Dunkler Bernstein, kaum eine Schaumkrone. Würzig und hopfig. Süßliche Noten von Granatapfelsaft.
Geschmack: Sehr trocken mit deutlichen Zitrusfrüchten, insbesondere Orangen. Im weiteren Verlauf deutlich bitterer.
Abgang: Mittel. Immer noch sehr trocken. Getreide, vor allem Hafer.
Fazit/Tipp: Ein sehr herbes und furztrockenes IPA. Etwas anstrengend.
Gesamtfazit: Man sieht: so richtig warm bin ich mit keinem der beiden Biere geworden. In der Gegenüberstellung ist jedoch das Brand eindeutig das bessere Bier.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 30. Januar 2016.
- Euer Tomas Aquinas
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