Samstag, 16. Juli 2016

Sind so kleine Biere, Teil XXXIX: Pietra Ambrée (6% Vol.)

Unter allen Abenteuern von Asterix und Obelix war mir der Band 20, Asterix auf Korsika, immer einer der liebsten. Die liebevoll gezeichnete Landschaft - ein Großteil der Story spielt in den abgelegenen Dörfern der Bergwelt - und die stereotype Darstellung der stolzen, auf ihre Unabhängigkeit (und auf ihre Siesta) bedachten, allzeit schnell beleidigten Korsen gehört wohl zum Besten, was Uderzo und Goscinny zu Papier gebracht haben.

Auch die Esskastanie spielt in der Geschichte als Nahrungsmittel, aber auch als Allzweckwerkzeug und Zeitmesser ("wir halten ihn fest - aber nur so lange, wie eine Kastanie braucht, um von einem Schemel herunterzurollen") eine gewichtige Rolle. Tatsächlich hat und hatte diese Nussfrucht gr0ße Bedeutung für die Ernährung der korsischen Bevölkerung: aus ihr konnte und kann ein Mehl gewonnen werden, aus welchem sich zum Beispiel Brot herstellen lässt. Und - wie jeder Bierfan weiß - wenn man Brot macht, dann kann man auch Bier machen. Das dachten sich auch Amélie und Dominique Siaelli, als sie im Jahre 1992 (nach einem Konzertbesuch) bedauerten, dass sie den schönen Abend nicht mit einem einheimischen Bier beschließen konnten. Etwa vier Jahre später eröffneten sie die Brasserie Pietra, um dann selber ein solches Produkt auf den Markt zu bringen, wobei sie beschlossen, dass ein wichtiger Inhaltsstoff eben die typisch korsische Kastanie sein müsse. Das Pietra Ambrée wird aus einer Mischung von herkömmlichen Gerstenmalzen und Kastanienmehl gebraut. Letzteres eignet sich, wie man hört, sogar besonders gut für die alkoholische Gärung.

Neben dem Kastanienbier werden noch einige andere Sorten hergestellt, unter anderem Fruchtbiere (Kirsche und Himbeere), die wohl Ähnlichkeiten mit einschlägigen belgischen Bieren haben dürften. Eigentlich ist die Brauerei nach strengen Maßstäben keine Mikrobrauerei mehr (Jahresausstoß über 25.000 Hektoliter); allerdings sind wir im Blog damit ja nicht so streng. Das heute vorgestellte "Ur-Bier" der Firma gibt es meines Wissens in allen gängigen Gebindegrößen - in Deutschland habe ich es aber bis jetzt nur in der 75cl-Flasche (mit Korken) gesehen.



Art und Herkunft: Pale Ale, Frankreich (Korsika)

Besonderheiten: aus Gerstenmalz und Kastanienmehl gebraut

Aussehen und Aroma: Helles, leicht rötliches Gold. Kleine und feste, aber kurzlebige Krone. Recht frischer Geruch. Leicht metallisch, aber auch fruchtig. Honig?

Geschmack: Trocken und leicht säuerlich. Prickelnd und in Prinzip überhaupt nicht "nussig".

Abgang: Kurz. Keine neuen Eindrücke.

Fazit/Tipp: Vor der Verkostung dachte ich, man würde die Kastanie so richtig durchschmecken, so wie vor ein paar Jahren bei dem korsischen Kastanienlikör. Aber nichts da. Man kann sie im Hintergrund leicht erahnen; ansonsten ist es ein sehr erfrischendes Bier. Plattfuss fand es etwas "furzig" (schweflig). Ich sehe das anders.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 23. Juli 2016.

- Euer Tomas Aquinas




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