Sonntag, 28. Januar 2018

Caol Ila 6 J., Douglas Laing's Provenance Single Cask (46% Vol.)

Der gute, alte McGibbon's Provenance heißt jetzt (na ja - "jetzt") Douglas Laing's Provenance. Ist lange her, dass wir einen im Glas hatten ... und dass wir einen Caol Ila probiert haben, auch. Die heutige, handliche 200ml-Flasche haben wir für 20,- EUR erstanden. Recht happig, aber ansonsten finde ich die Idee von solch kleinen Flaschen gar nicht mal verkehrt. Schließlich ist dann auch ein Fehlgriff nicht so schlimm. Verkostet haben wir ihn gestern Abend in Plattfuss' Wohnung, wohin er uns nebst Anhang (soweit vorhanden) eingeladen hatte. Über die getesteten Biere schreiben die Kollegen nächste und übernächste Woche was.

Mittlerweile hat Douglas Laing drei Hauptmarken im Portfolio der Single Casks (Wir reden hier also nicht über die unzähligen anderen Projekte wie z.B. den Big Peat): XOP ist das Premiumsegment mit besonders alten und/oder seltenen Malts. Da fängt der Spaß erst so um die 200 Pfund (ein 25-jähriger Glen Grant) an. Dann haben wir - eine Stufe darunter - die Reihe Old Particular, deren Whiskys älter als zehn Jahre alt sind. Das günstigste Angebot hier wäre ein Braeval 15 für 65 GBP (inklusive Glas). Und schließlich eben die Vertreter der Gattung Provenance: viel jüngere Tropfen - wie der heutige - mit immer etwa 46 Umdrehungen. Los geht es hier (bei den großen Gebinden) mit einem achtjährigen Glenburgie für 36 Pfund. Der heute vorgestellte Caol Ila soll (in der 0,7er Flasche) ganze 60 kosten. Puuh.

Art und Herkunft: Single Malt, Islay.

Besonderheiten: Single Cask, unfiltriert, ungefärbt.

Aussehen und Aroma: Sehr, sehr, sehr hell. Gut getorfte Nase. Jod, helles Furnierholz und Schieferdach nach dem Regen.

Geschmack: Süßlicher Antritt mit Honigwabe, dennoch rasant an Schärfe zunehmend. Starker Torfrauch. Rauchiger Kamin und alte Asche auf dem Grill. Etwas adstringierend.

Sonntag, 21. Januar 2018

Cardenal Mendoza Solera Gran Reserva (Clásico) NAS (40% Vol.)

Kardinal Pedro González de Mendoza, Erzbischof von Sevilla und Toledo, Marquis von Santillana, war kein besonders heiliger Mensch. Zeit seines Lebens war er mehr Soldat und Politiker als Theologe, obwohl er all diese Berufe durchaus gut auszufüllen wusste. Er hatte auch - was in diesen Jahren nicht außergewöhnlich war - mehrere Mätressen und uneheliche Kinder. In seine Zeit fällt der Abschluss der Reconquista, der Rückeroberung der iberischen Halbinsel durch die Christen und die Vertreibung des mittelalterlichen Islams aus Europa. Mithin war er also Zeitgenosse der "allerchristlichsten Könige" Ferdinand und Isabella sowie von deren Günstling Christoph Columbus. Wegen seiner großen Bedeutung für die spanische Geschichte nennt man ihn dort auch "den Großen Kardinal von Spanien".

Nach ihm benannt und mit seinem Porträt geschmückt ist unser heutiger Testkandidat der Gebrüder Sanchez Romate in Jerez de la Frontera. Aufgrund der Herkunft darf man als ursprünglichen Geschäftszweck der Firma zwar die Herstellung von Wein und Sherry annehmen, als sie 1781 gegründet wurde, aber ich gehe mal davon aus, dass die meisten Menschen - zumindest hier in Deutschland - eher den Weinbrand kennen, welcher auch bereits etwas mehr als hundert Jahre nach der Firmengründung erstmalig kreiert wurde.

Zwar trägt dieser - tatsächlich klassisch zu nennende - spanische Brandy keine Altersangabe; auf der Umverpackung wird jedoch darauf hingewiesen, dass die beteiligten Destillate "durchschnittlich" 15 Jahre lang reifen. Die Mindestlagerzeit in der Qualität Solera Gran Reserva ist gesetzlich jedenfalls auf drei Jahre festgelegt. Ein kurzer Überblick zum typisch spanischen Solera-Verfahren findet sich hier.

Der heute verkostete Clásico ist - wie der Name nahelegt - die Standardabfüllung. Er ist in der Regel in Deutschland für um die 30,- EUR zu bekommen. Seine Geschwister sind teilweise deutlich (!) teurer, unter anderem der Non Plus Ultra, eine Abfüllung aus den 1970ern, die pro halbem Liter so etwa 600,- EUR kostet.



Art und Herkunft: Brandy/Weinbrand, Spanien (Andalusien).

Besonderheiten: -

Sonntag, 14. Januar 2018

Spezielles aus den Niederlanden, Folge 2

So, weiter geht's. Nachdem wir letzte Woche  drei ganz unterschiedliche Biere besprochen haben, geht es heute mehr oder weniger nur um Stouts und deren Derivate. Solche dunklen, schweren Biere mochten die meisten aus unserer Crew (Plattfuss ist eventuell eine Ausnahme) in jungen Jahren überhaupt nicht. Dementsprechend vorsichtig haben wir uns über die Jahre herangetastet. Ich selber trinke zwischendurch gerne mal etwas in der Richtung und experimentiere auch wohl gelegentlich.

Duits & Lauret wurde 2009 von Danielle Duits und Marco Lauret gegründet. Wie die meisten Hobby- und Kleinbrauer begannen sie mit einer bescheidenen Brauanlage (Kapazität: 60 Liter), in der sie ihre Rezepte entwickelten. Die eigentlichen Chargen entstanden dann in der - unseren Lesern mittlerweile bekannten - Proefbrouwerij im belgischen Lochristi. Seit 2015 befindet sich das künftige Produktionszentrum komplett auf heimischer Erde, in einer alten Festung in der Nähe von Utrecht. Das heute vorgestellte Stout war übrigens das allererste von Duits & Lauret kommerziell produzierte Bier.

Von Emelisse aus dem seeländischen Goes haben wir heute sogar zwei Produkte im Programm, beides Stouts mit einem "besonderen" Extra. Seit 2016 gehört die Brauerei einem ortsansässigen Hotel (welches ebenfalls ein eigenes Bier herstellt), dem Slot Ostende. Gegründet wurde sie aber bereits ein paar Jahre nach der Jahrtausendwende. Zum regelmäßigen Sortiment von Emelisse gehören zurzeit 14 Biere, darunter nicht nur Stouts, sondern auch ein paar IPAs verschiedener Zusammensetzung.


De Molen in Bodegraven schließlich ist von den dreien - was die Kapazität angeht - sicherlich die Größte, denn seit 2016 können um die 10.000 Hektoliter per annum gebraut werden, mit Tendenz nach oben. Hinter dieser Firma steht ein gelernter Bierbrauer, Menno Olivier, der vor vielen Jahren in seiner eigenen Garage zu brauen begann (damals noch unter dem Namen De Salamander). Die heutige Marke De Molen stammt aus dem Jahre 2oo4, als die Brauerei in eine alte Mühle umzog. Der Vertrieb liegt in den Händen von De Koningshoeven (La Trappe), mit denen ein entsprechender Kooperationsvertrag existiert. Die Anzahl der Biere von De Molen ist fast unüberschaubar und kann in ihrer Beerography abgerufen werden. Es wird viel mit Fasslagerungen (u.a. in Fässern von Port Charlotte bzw. Bruichladdich) experimentiert.




Duits & Lauret Stout (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: Stout, Niederlande (Utrecht)/Belgien (Ostflandern).

Besonderheiten: -

Sonntag, 7. Januar 2018

Spezielles aus den Niederlanden, Folge 1

Die beiden Teile dieses Beitrags sind das Resultat eines "Redaktionsausflugs" in die Niederlande. Als wir im Beiaard in Enschede saßen, sprachen wir darüber, dass wir in diesem Jahr (damals war es noch das kommende Jahr) wohl nicht dazu kommen würden, ein Bierfestival in Belgien zu besuchen, und dass wir darum die Möglichkeit ins Auge fassen sollten, mal auf eines "in Holland" (wie man in Deutschland meistens - unkorrekt - sagt) zu fahren. Es ist ja nicht so, dass wir bis jetzt nicht schon einige Biere aus den Niederlanden - womit ich jetzt nicht Heineken oder Grolsch meine - getrunken hätten, aber so richtig umfangreich kann man unser (zumindest mein) Wissen auf diesem Gebiet nicht nennen, vor allem nicht, wenn man es mit dem über z.B. belgische Biere vergleicht.

Naja, jedenfalls wir dann ab in den nächsten Mitra und kräftig eingekauft. Extra mal keine Pilsener, Lager oder Bockbiere (letztere gelten übrigens als der niederländische Bierstil par excellence), sondern ordentlich kräftige Vertreter ihrer Zunft. Verkostet haben wir sie dann in gemütlichem Rahmen über die Feiertage und präsentiert bekommt ihr sie, wie gesagt, in zwei Tranchen: nächste Woche die Stouts, diese Woche die "Sonstigen".

Vertreten sind heute nur zwei Brauereien: Bruut und SNAB. Von der Letzteren hatten wir vor einiger Zeit schon mal einen Eisbock im Test. Ihre Biere werden immer noch nicht in den Niederlanden, sondern in Belgien gebraut (bei De Proefbrouwerij). Bruut hingegen bezeichnet sich selbst als "Nanobrauerei" (also noch kleiner als eine "Mikrobrauerei") und sitzt und braut in Amsterdam; ab Mai dann wahrscheinlich in einem frisch renovierten ehemaligen Handelskontor am Hafen. Zurzeit haben sie insgesamt sieben verschiedene Biere im Angebot, alles mehr oder weniger traditionelle (und damit eben nicht mainstreamige) Stile.



Bruut Gajes MMXVI (8,0% Vol.)

Art und Herkunft: Tripel, Niederlande (Nordholland).

Besonderheiten: Mit Koriander. Gewinner der Goldmedaille bei der Dutch Beer Challenge 2016.