Leute, die sich nicht besonders für Bier interessieren bzw. es "einfach nur mal so" trinken (insbesondere mal ein kleines Pils), denken oft - und man kann es ihnen nicht verdenken - wenn sie Etiketten lesen, auf denen z.B. Chocolate oder Espresso Stout steht, dass in dem betreffenden Bier tatsächlich Schokolade oder Kaffee enthalten ist. Dem ist jedoch meistens nicht so, sondern der jeweilige Name soll entweder eine bestimmte Geschmacksassoziation andeuten oder er gibt den Hinweis auf den Röstgrad des verwendeten Malzes ("Chocolate" ist ein sehr, sehr dunkel geröstetes Gerstenmalz).
Nun ja: Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Und so ist das heute verkostete Broeder Jacob Double Espresso tatsächlich ein "Kaffeebier". Die Brauerei Broeder Jacob ist das geistige Kind von Johan Claes, der in seiner Heimatgemeinde Rotselaar (ca. 16.000 Einwohner, historische Wassermühle) die alte Tradition der lokal gebrauten Biere wiederaufleben lassen wollte. Insgesamt gehören zurzeit acht verschiedene Sorten zum Standardportfolio der Kleinbrauerei. Neben sehr traditionellen Sorten wie z.B. einem Tripel und einem Bruin gibt es eben auch noch "Exoten" wie das heutige Kaffeebier oder dessen Stiefbruder, dem Port 9° (ja richtig: mit echtem Portwein ... örks). Der Kaffee für das Double Espresso (Claes' Bruder und Neffe betreiben übrigens eine Kaffeerösterei) stammt aus Guatemala und wird dem Bier während des Brauvorgangs als Aufguss, also nicht als Extrakt, hinzugefügt.
Art und Herkunft: Biermischgetränk (Dubbel und Kaffee), Belgien (Flämisch-Brabant).
Besonderheiten: Mit echtem guatemaltekischem Kaffee.
Aussehen und Aroma: Dunkelbraun. Komplett ohne Krone. Geruch von Röstbrot bzw. halb verbranntem Toast. Leicht süßlich, eventuell ein wenig Vollmilchschokolade?
Geschmack: Im Antritt kommt der erwartete Kaffee (endlich!) stärker zur Geltung. Espresso würde ich nicht unbedingt sagen, aber vielleicht ein Rehbrauner mit einem Stück Würfelzucker? Nebenher gibt es noch ein dezent-fruchtiges Thema. Weingummi?
Abgang: Kurz, maximal mittellang. Erstaunlich wenige bleibende Erinnerungen.
Fazit/Tipp: Für ein Bier, das den Kaffee nicht nur auf dem Etikett, sondern auch im Herzen trägt, erstaunlich dezent. Es ist geschmacklich eher unaufdringlich; mir persönlich ist es schon wieder eine Spur zu süßlich. Naja, wenigstens tut es nicht weh.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 11. März 2018.
- Euer Jan B.
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