Sonntag, 13. Mai 2018

Cardhu Special Cask Reserve (Batch 13.15) NAS (40% Vol.)

Die Brennerei Cardhu (oder auch früher Cardow) war unter den ersten, die nach der großen Steuerreform von 1823 "legal" wurden, obwohl man ihrem Gründer John Cumming nachsagte, schon einige Zeit vorher als Schwarzbrenner aktiv gewesen zu sein. Heute gehört die Brennerei zu Diageo und somit zur Classic Malts Selection des Hauses. Der Whisky ist einer der Lead Malts von Johnnie Walker.

Cardhu bzw. Diageo lösten im Jahre 2003 einen Shitstorm unter den Whiskynerds aus. Der Grund? In Spanien und Portugal gab es einen Run auf den Single Malt, der mit seiner süßen Geschmeidigkeit den dortigen Trinkpräferenzen entgegenkommt. Das nahm derartige Ausmaße an, dass Diageo fürchten musste, dass die Vorräte (die sie ja vornehmlich für den Johnnie Walker brauchten) zu Ende gehen würden. Was also tun? Ganz einfach: man brachte einen Blended Malt (Vatted Malt) unter dem Namen Cardhu Pure Malt auf den Markt, stufte die Marke also mehr oder weniger stillschweigend herunter. Nach etwa zwei Jahren heftigster Proteste der Maltheads (von der Scotch Whisky Association ganz zu schweigen) musste die Mutterfirma einen Rückzieher machen und seitdem ist Cardhu wieder ein Single Malt. Dieser Vorfall war der Grund dafür, dass Bezeichnungen wie Pure Malt heute innerhalb der SWA verboten sind und die Bezeichnung Blended Malt für einen Verschnitt von Single Malts aus verschiedenen Destillerien vorgeschrieben ist.

Cardhu gibt es heute in den Altersklassen 12, 15 und 18 sowie in zwei Abfüllungen ohne Altersangabe, Gold Reserve und Amber Rock. Die heute verkostete Special Cask Reserve (in "sehr alten Fässern" gelagert) scheint langsam ausgelistet zu werden. Im Handel kostet eine Flasche zurzeit um die 35,- EUR.


Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Central)

Besonderheiten: Small Batch (13.15)

Aussehen und Aroma: Heller Bernstein. Sehr parfümiert in der Nase. Starkes Eichenfass. Etwas Orange und Kirsche? Vanilleschoten.

Geschmack: Weicher Antritt, aber etwas spritiger Nachzug. Sehr süß, viel Honig. Später deutlich würziger, eventuell so etwas wie Nelken oder auch Lakritz? Sonst eher wenig nuancenreich.

Abgang: Mittellang, deutlich trockener als vorher.

Fazit/Tipp: Man merkt es schon an den Verkostungsnotizen: so richtig viel ist nicht zu erriechen bzw. - schmecken. Und sogar das Bisschen ist recht harte Arbeit. Ein etwas eindimensionaler, "typischer" (ich setze das Wort absichtlich in Anführungszeichen) Speysider, der süß und relativ angenehm runtergeht, aber keinerlei Überraschungen birgt.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 20. Mai 2018.

- Euer Tomas Aquinas


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