Ein Tagesausflug nach Amsterdam mag so manchem etwas übertrieben vorkommen, aber aus dieser Ecke Deutschlands sind es nur etwas mehr als 200 Kilometer, also auch nicht weiter, als wenn man nach Hamburg fährt. Gestern haben wir also (fast) die gesamte Redaktion von Blog Blong Dring nebst Anhang - soweit vorhanden - in einen Kleinbus verfrachtet und sind in aller Herrgottsfrühe aufgebrochen. Leider gibt es an niederländischen Tankstellen keinerlei Alkoholika zu kaufen, daher mussten alle Passagiere - da auch niemand an entsprechende Bevorratung gedacht hatte - bis zur Ankunft in der niederländischen Hauptstadt "trocken" bleiben.
Es war ein grauer Tag, aber trotzdem bewegten sich, uns mal ausgenommen, gefühlte hunderttausende Touristen durch Amsterdam. Wir hatten gottlob kein festes Besuchsprogramm aufgestellt, sondern rannten erst einmal wild durch die Gegend und suchten ein Ziel, zu dem wir rennen konnten.
Erster richtiger Zwischenstopp (nach dem obligatorischen Durstlöschen) war die Brauerei De Prael am Oudezijds Voorburgwal 30. Genauer befinden sich dort die Brauanlage und der Werksverkauf; das dazugehörige Lokal ist eine Querstraße weiter links im Oudezijds Armsteeg 26. De Prael ist nicht nur irgendeine beliebige weitere Craftbrauerei, sondern gleichzeitig ein soziales Projekt, dessen wichtigstes Anliegen es ist, "Menschen mit großem Abstand zum Arbeitsmarkt" (so die Firma) wieder die Möglichkeit zu geben, produktiv zu sein. Daher gab es seit dem Beginn vor 13 Jahren auch Unterstützung von verschiedenen großen sozialen Stiftungen der Niederlande. Alles in allem also auch etwas, was man guten Gewissens unterstützen kann und sollte. Neben den genannten Lokalitäten gibt es auch eine ganz neue Gaststätte samt Brauerei im Hafengebiet von Amsterdam sowie eine Niederlassung in Den Haag. Im festen Programm sind zurzeit elf Biere sowie einige saisonale Spezialitäten, von denen man die meisten auch im Proeflokaal testen kann (Essen gibt es auch). Das Milkstout und das Liquid Bacon riefen keine besondere Begeisterung bei uns hervor. Das Johnny (ein Bier, welches an ein kräftiges deutsches Pils erinnern soll) sowie das nach englischer Art gebraute Mild Ale waren allerdings schon sehr viel bekömmlicher.
Zwischendurch bemerkt ist Amsterdam für den Profitrinker kein günstiges Pflaster. Wenn man einigermaßen normale Ansprüche an Bier und Service hat, muss man mit mindestens fünf Euro für einen halben Liter so gut wie immer rechnen. Wobei gerade auch der Service in vielen Lokalen echte Glückssache ist. In den beiden Brauereilokalen, die wir besucht haben, war er absolut in Ordnung. In einigen anderen Kneipen war er - wie übrigens oft in den Niederlanden, nicht nur in den Touristenhochburgen - wenig bemüht bis offensichtlich lustlos. Ganz ehrlich gesagt habe ich Verständnis dafür, dass gerade in der Gastronomie die Tage lang und entbehrungsreich sind, aber wer darauf keinen Bock hat, insbesondere nicht auf den Kundenkontakt, der ist da echt fehl am Platze. Sorry, aber jetzt echt.
Nach vielen Irrungen und Wirrungen waren wir dann noch in De Bekeerde Suster (ebenfalls einer Kleinbrauerei mit Ausschank), wo wir uns jeweils ein kleines Probiertablett mit den derzeit verfügbaren Sorten geben ließen. Die Brauerei ist benannt nach den ehemaligen Insassinnen des Bethanienklosters, welches einst an dieser Stelle stand. Die dort lebenden Nonnen waren zu einem großen Teil ehemalige Prostituierte, die das Leben auf der Straße aufgeben wollten. Der Legende nach ging es dort aber - für kirchliche Verhältnisse - immer noch recht locker zu, und die Produkte von De Bekeerde Suster sind nach historischen Persönlichkeiten aus dieser Zeit benannt. Mit den getesteten Bieren waren alle Redaktionsmitglieder einverstanden, wobei uns das 1450 Kloosterpils am besten gefiel. Am wenigsten gerne hatte ich persönlich das Witte Antonia, aber das liegt weniger an dem Bier selber als an meiner generellen Abneigung gegenüber den belgisch-niederländischen Witbieren (vom Geschmack her zu vergleichen mit der Berliner Weißen).
Alles in allem war es ein runder Tag in Amsterdam, mit vielen neuen Geschmackserlebnissen, die einige unserer Teilnehmer auf der Rückfahrt doch ziemlich stumm zurückließen ...
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 27. Mai 2018.
- Euer Tomas Aquinas
(*) Eine Erklärung für den Begriff terrasjes doen findet sich in diesem etwas älteren Beitrag.
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