Sonntag, 15. Juli 2018

Spezielles aus den Niederlanden, Folge 4

Heute nun also der vorerst letzte Teil über niederländische Biere. Ich habe mich bei der Auswahl der Kandidaten (fast) nur von meinen Interessen oder auch Vorlieben leiten lassen, insofern sind es dann doch hauptsächlich helle und/oder hopfenbetonte Sorten geworden.

Einen Vertreter von Baxbier aus Groningen hatten wir hier neulich schon mal im Programm. Wie gesagt: es gibt relativ wenige Infos zur Historie der Biere von dort; auf einem anderen Blatt steht, dass es davon schon eine recht ansehnliche Vielfalt gibt. Das heute besprochene Rokkenjager hat vor kurzem eine neue Aufmachung bekommen - zu sehen ist unten im Bild noch die alte. Auf dem Etikett heißt es neuerdings auch nicht mehr Lentebier (Frühlingsbier), sondern Lentebok, was der ganzen Sache auch deutlich näher kommt, wie wir später noch sehen werden.

Außerdem haben wir die Brauerei Vandestreek (van de streek bedeutet so viel wie "aus der Gegend"). Sie existiert erst seit gut acht Jahren und war ganz am Anfang - wie unser eigenes Projekt - eine reine Hobbybrauerei. Das genügte den beiden Gründern aber nicht mehr, sodass sie anfingen kontinuierlich zu expandieren. Im letzten Jahr eröffnete endlich ihr eigenes Brauhaus und zurzeit bieten sie sieben Produkte dauerhaft an, darunter auch das Hop Art, mit dem wir uns heute beschäftigen wollen.

Last but not least Warnsfelder aus dem Gelderland. Hier haben wir wieder einmal das, was man im Englischen nicht ganz politisch korrekt gypsy brewery und im Deutschen Wanderbrauerei nennt: eine Brauerei, die nicht über eigene Produktionsanlagen verfügt, sondern bei einer anderen Brauerei herstellen lässt bzw. deren Brauhaus mietet, um die Biere selbst herzustellen. Benannt ist die Firma nach der Gemeinde Warnsveld, in der die Familie der heutigen Inhaber bereits seit dem 17. Jahrhundert im Brauwesen tätig war. Gemacht werden die Produkte (im Moment noch) bei Huttenkloas in Albergen, die bis vor kurzem selbst noch eine Wanderbrauerei war, denn sie ließen zu Beginn ihrer Tätigkeit  in Süddeutschland (sic!) herstellen. Von Warnsfelder gibt es zurzeit drei verschiedene Sorten zu entdecken.



Baxbier Rokkenjager (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: Maibock, Niederlande (Groningen).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Sehr dunkles Gold, trübe. Extrem große und feste Krone. Malzig und süßlich in der Nase. Viel Karamell. Lakritze und Veilchen? Etwas altes Sattelleder.

Geschmack: Süß-säuerlicher und recht feinperliger Antritt. Später dominieren die säuerlichen Noten. Malzig und röstig. Ein Hauch von reifen Früchten und Kaffee.

Abgang: Mittel bis lang. Der allererste Eindruck begleitet uns bis ganz zum Schluss.

Fazit/Tipp: Nicht schlecht, aber vom Stil her wirklich nicht meins. Schwer einzuschätzen. Als "Frühlingsbock" besser etikettiert als das - einen beschwingteren Geschmack versprechende - "Frühlingsbier".


Vandestreek Hop Art (5,0% Vol.)

Art und Herkunft: IPA, Niederlande (Utrecht).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Strohgold, trüb, nur sehr wenig Schaumbildung. Extrem viel süße und fruchtige Aromen: Honigwabe, Melone, Banane, Birne.

Geschmack: Im Antrunk überraschend anders als im Geruch: herb und hopfig. Reife Grapefruit, eventuell Blutorange. Würzig. Frischer Virginia-Tabak?

Abgang: Mittellang. Die Bitterstoffe stehen bis zum Ende wacker ihren Mann.

Fazit/Tipp: Ein sehr "typisches" und sehr gut trinkbares, erfrischendes IPA ohne böse Überraschungen. Die sprichwörtliche Schaufel voll Hopfen im Maul muss man allerdings mögen.


Warnsfelder Mien Blonde (6,0% Vol.)

Art und Herkunft: Leichtes Blond, Niederlande (Gelderland/Overijssel).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Goldgelb, etwas trüb. Keine besonders ausgeprägte Krone. Fruchtig mit Honigmelone, süßsauren Gurkenhappen. Etwas weißer Pfeffer?

Geschmack: Prickelnder Antritt. Erstaunlich säuerlich. Zitronensaft. Hopfenbittere im weiteren Verlauf. Frisches Heu.

Abgang: Relativ lang. Je länger man wartet, desto mehr Säure verschwindet und bittere Noten rücken nach.

Fazit/Tipp: Eine angenehme Überraschung: es ist viel frischer und fruchtiger als man zuerst denkt.

Gesamtfazit: Drei handwerklich vernünftig gemachte Biere. Von zweien bin ich recht begeistert, alleine das Rokkenjager kann mich nicht recht überzeugen - das kann allerdings auch an meiner allgemeinen Abneigung gegenüber Maiböcken liegen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 22. Juli 2018.

- Euer Jan B. für den Rest der Crew


Keine Kommentare: