Sonntag, 31. Mai 2020

Das Heilige Petrus, Folge 1: Blond vs. Rood Bruin

In der Vorweihnachtszeit ist es zuhause in Belgien immer ganz interessant in den Supermärkten: die meisten Brauereien - gerade die, die man in Deutschland nur aus dem Spezialbierhandel kennt - bringen allerlei Geschenkpakete unters Volk bzw. in die Regale. Dann gibt es mal Packungen mit schönen Gläsern dabei oder Probierpackungen mit verschiedenen Bieren derselben (oder auch unterschiedlicher) Brauerei(en). Als ich letzten Dezember auf dem Weg nach Brüssel war - das war noch vor dieser verdammten Pandemie - machte ich auf dem Weg wie üblich an einem größeren Hypercarrefour halt, um die Mitbringselwünsche von Familie, Freunden und mir selbst zu befriedigen. Und bei dieser Gelegenheit fand ich das, was euch und mir eine Miniserie von drei Verkostungen sechs unterschiedlicher Biere der Brauerei De Brabandere bescheren wird: ein sehr schönes Probierpaket ihrer Biere der Marke Petrus.

De Brabandere hieß vor ein paar Jahren noch Bavik, und vielen Bierliebhabern ist sie auch noch unter diesem Namen bekannter. Tatsächlich ist der "neue" Name aber auch gleichzeitig der ältere: die Brauerei wurde im Jahre 1894 von Adolphe de Brabandere und seinem Sohn Jozef gegründet, wobei der Sohn wohl erst richtig Schwung in die Bude brachte, als er das Geschäft komplett übernahm. Er änderte auch das erste Mal den Namen: von De Brabandere zu Sint-Antonius. Ab den Fünfzigern hieß die Brauerei dann wieder De Brabandere und lieferte hauptsächlich direkt an die Endkunden und an die Gastronomie (der Vertrieb von Bier über den Einzelhandel steckte damals noch in den Kinderschuhen). Die Eigentümerfamilie war und ist auch selbst in der Gastronomie tätig und dieses Standbein wurde über die Jahre so wichtig, dass in den 90ern die Gastro-Sparte von der Brauerei abgetrennt wurde (die letztere wurde damals in Bavik umbenannt, nach einem der bekanntesten Produkte der Firma, dem Bavik Super Pils). Heute, nach der erneuten Umbenennung, ist nunmehr die fünfte Generation der Gründerfamilie (Albert de Brabandere) am Ruder. Aus meiner subjektiven Empfindung ging damit in den letzten paar Jahren eine deutliche Verbesserung der Sichtbarkeit der Marke einher. 

Das Portfolio der Firma umfasst heute eine relativ große Bandbreite von Marken und Bierstilen, die bekanntesten dürften Bavik, Kwaremont, Petrus und Wittekerke sein. Innerhalb der Sparte Petrus gibt es noch eine weitere Teilung: Petrus Tradition (Blond, Dubbel, Tripel) sowie Petrus Sour Beers (wie der Name schon sagt, alles "typisch" flandrische Sauerbiere, die in den traditionellen Eichenfässern - den foeders - reifen). Das oben erwähnte Probierpaket enthielt von jeder Familie drei Stück, sodass ich dachte, es wäre eine schöne Idee, wenn man jeweils eines aus der einen und eines aus der anderen vorstellt.



Petrus Blond (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: Blond, Belgien (Westflandern).

Besonderheiten: Nur mit Aromahopfen gebraut.
Aussehen und Aroma: Goldgelb und klar, mit einer kleinen Krone, die schnell verfliegt. Eine durchaus fruchtige Nase mit Banane, Mango und Honigmelone.

Geschmack: Prickelnd am Gaumen, mit einen fruchtig-herbem Antritt. Eine Hauch von Guarana? Säuerliche Untertöne. Backpulver.

Abgang: Kurz und bitterer. 

Fazit/Tipp: Ein sehr "rein" schmeckendes Blond, das durch den leicht säuerlichen Einschlag einigermaßen erfrischend wirkt und weniger würzig ist als manch andere Vertreter dieses Bierstils. Man kann es gut zwei Minuten im Glas atmen lassen, bevor man es trinkt.



Petrus Rood Bruin (5,5% Vol.)

Art und Herkunft: Flanders Red Ale, siehe oben.

Besonderheiten: Verschnitten aus 33% Petrus Aged Pale und 67% Dubbel (beide siehe nächste Woche).

Aussehen und Aroma: Rotbraun und klar, mit einer kleinen und stabilen Krone. Starke Aromen von roten und schwarzen Beeren sowie Sauerkirsche.

Geschmack: Im Vergleich zum Blond deutlich weniger Kohlensäure, was für "Foederbiere" aber recht typisch ist. Sehr mild, mit deutlichen Beeren (jedoch eher Moos- als Johannisbeeren).

Abgang: Kurz und sanft.

Fazit/Tipp: Sehr gefällig komponiert.

Gesamtfazit: Bereits unser erster Versuch zeigt: hier haben wir Biere, die höchsten Qualitätsansprüchen genügen, auch wenn das "Sauerbier" - selbst wenn es sehr mild ist - für den deutschen Pantoffelpilstrinker etwas gewöhnungsbedürftig sein dürfte. Ich habe beide Kandidaten gerne getrunken, das Rood Bruin eventuell einen "kleinen Tacken" lieber.

Der zweite Teil erscheint am 7. Juni 2020.

Verkostung und Text: Tomas A.


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