Mit den Spirituosen vom Discounter ist es so eine Sache: Bei denen, die lächerlich günstig sind, so wie der Pivolo Bianco bei Netto für 1,29 (ein Vermouth), weiß man schnell woran man ist - in diesem Falle: muffiger Geruch, ebensolcher Geschmack. Ende der Durchsage.
Andererseits weiß man ja, dass hinter den ganzen Handelsmarken zum Teil gewichtige Firmen stehen, denen man ja zunächst mal keine Vergiftungsabsicht per se unterstellen möchte. Wie ist es dann also mit der Kategorie, in der der Preis nicht mehr verdächtig sondern nur sehr niedrig ist - lässt sich da etwas finden? Zum Vergleich bietet sich hier mal der Statesman Scotch von ALDI Nord an ... ein echtes Urgestein, möchte ich sagen. Keine Ahnung, wie lange er tatsächlich schon am Markt ist, aber wie viele Male bin ich nicht schon an seiner unaufdringlich-gelben Verpackung vorbeigeschlichen, mit langem Seitenblick und verhaltenem Atem, wie die Freier, die endlos auf dem Straßenstrich herumkurven.
Den Statesman gibt es bei ALDI Nord also für 6,99 die Flasche, wobei zu bedenken ist, dass der rot etikettierte Schlürschluck aus dem Hause Johnnie Wackler schon mit ca.12,99 zu Buche schlägt. Abgefüllt wird der "Glen Aldi" anscheinend bei der Firma Rola aus Niederhatzkofen (was, wie man unschwer erkennt, im schönen Bayernlande liegt). Hergestellt kann er dort nicht sein worden, denn die Flasche weist ihn als Scotch und schottisches Erzeugnis aus. Ansonsten hat die Firma übrigens doch noch so einiges zu bieten, zum Beispiel Wodka Zaranoff oder den Eierlikör von Rückforth. Woher der Statesman nun tatsächlich kommt, dürfte ein wohl gehütetes Geheimnis sein und bleiben: die Destillerien halten sich bei diesen Dingen traditionell sehr bedeckt, selbst im Bereich Single Malts (zu Recht, wie man im Fall des Glen Almond hinzufügen möchte).
Zugesetzt ist Zuckerkulör als Farbstoff, kein Wunder bei drei Jahren Reifezeit ... so etwas wie eine prägnante Nase hat sich gar nicht erst entwickelt. Ich rieche "Süß" und dann ... "Ziegenkäse". Und das war es dann auch schon. Der erste Schluck ist dann ebenfalls süß, hat jedoch wenig Charakter, das Aroma schwer greifbar, jeoch sehr scharf: ein echter Rachenputzer. Im Abgang ebenfalls sehr scharf und nichtssagend.
Positiv zu vermelden ist, dass der Whisky nach ein paar Minuten des Atmens deutlich gewinnt ... zwar nicht an Ausdruckskraft, dafür jedoch an Milde in Geschmack und Abgang. Mein Tipp: gute zehn Minuten ventilieren lassen ... dann schmeckt's schon angenehmer.
Alles in allem kann ich nicht mal behaupten, dass der Statesman ein übles Gesöff wäre - mir fallen auf Anhieb einige Whiskys (auch höherpreisige) ein, die ich weniger gerne trinke. Für 6,99 bekommt man "etwas", dieses Etwas ist jedoch zugegebenermaßen nicht viel. Es ist dann fatal, wenn jemand in seinem Leben noch niemals einen Scotch getrunken hat, als erstes den Statesman in die Hände bekommt und dann natürlich nicht versteht, warum die Leute gerne Scotch trinken ... aber wenn man weiß, woran man ist, gerade nicht viel Geld im Säckel hat und sich trotzdem einen Whisky gönnen möchte ... warum nicht? Nur Spaß ist halt anders.
Der nächste Beitrag erscheint am 11. Juni 2011. Thema dann ist Trinken in der Literatur, Teil V.
Picture Credits: "Statesman": IB
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