Samstag, 19. Mai 2012

Sind so kleine Biere, Teil III: Jopen Jacobus RPA (5,3% Vol.)

Die niederländische Stadt Haarlem blickt auf eine lange und ruhmreiche Bierbrautradition zurück. Im 16. und 17. Jahrhundert zählte man hier bis zu 52 verschiedene Brauereien, die ihre Produkte in ganz Europa verkauften, abgefüllt in spezielle Holzfässer (die Jopen) mit genau 112 Liter Fassungsvermögen. Auch auf ein einheitliches Reinheitsgebot hatte man sich geeinigt, um einen hohen Qualitätsstandard und damit die Einkünfte aus dem Bierexport langfristig zu sichern. Aber da alle guten Dinge bekanntlich eines Tages enden müssen, war es kurz nach dem 1. Weltkrieg auch in Haarlem mit der Bierbrauerei zu Ende und der letzte Betrieb schloss seine Pforten.

Im Jahr 1994 braute eine kleine Gruppe von Bierenthusiasten zur Feier des 750. Stadtjubiläums von Haarlem ein Bier nach traditionellem Rezept, das hervorragend angenommen wurde. Schnell entstand aus dieser Schnaps Bieridee die Keimzelle einer neuen Brauerei, der Jopenbrauerei (benannt nach den alten Holzfässern). Zunächst wurden, da keine eigenen Braukessel zur Verfügung standen, verschiedene fremde Brauereien genutzt, um die Produkte herzustellen. Schließlich zog man 2010 endlich in eigene Räumlichkeiten, nämlich die ehemalige Jacobuskerk in Haarlem, die seitdem Jopenkerk genannt wird. Heute gehören zehn Biere und ein Eau de Vie auf Bierbasis zum Grundsortiment; dazu kommen noch ein paar saisonale Biere wie Märzen oder Bock.

Das von uns getestete Jopen Jacobus RPA ähnelt von der Brauart her, wie der Name schon suggeriert, einem IPA (Imperial/India Pale Ale), wird jedoch mit Roggen statt mit Gerste gebraut. Laut Webseite der Brauerei geht dies auf eine alte Haarlemer Tradition zurück: die dortigen Pilgergaststätten (Teil des alten Jakobsweges) waren im Mittelalter von der Biersteuer befreit, solange sie Roggen als Grundstoff für ihre Biere benutzten. Außerdem wird ausgesuchter amerikanischer Hopfen für das Jacobus RPA verwendet.


Aussehen und Aroma: Das blau, rot und grün gestaltete Etikett zeigt mehrfach die Jakobsmuschel, das Erkennungszeichen der Jakobspilger. Ansonsten sind die Labels des Standardsortiments gestalterisch vereinheitlicht. Ein kupferfarbenes Bier mit eher kleiner Krone. Sehr fruchtiges Aroma (Kirsche, Gummibärchen).

Geschmack: Zunächst ein recht fruchtiger Antritt, im Mittelteil dann plötzlich eher bitter, fast ledrig wirkend. Gewöhnungsbedürftig.

Abgang: Kurz, mit einem bitteren Nachklang.

Fazit: Wegen der eher ungewöhnlichen Zubereitung für ein Mal ganz interessant, mir persönlich aber zu unausgewogen und etwas unfreundlich im Abgang,

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 26. Mai 2012.

Picture Credits: "Jopen 2": KRT

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