Dienstag, 26. April 2011

Trinken in der Literatur, Folge 3

Randolph Carter gelangt endlich an Bord der Schwarzen Galeere:

Er lud [den Kaufmann] daher ein, oben hinter verschlossenen Türen sein Gast zu sein und holte den Rest vom Mondwein der Zoogs, um ihm die Zunge zu lösen. Der fremdartige Kaufmann trank sehr viel, grinste aber trotzdem unverwandt weiter. Dann zog er eine merkwürdige Flasche mit seinem eigenen Wein hervor, und Carter stellte fest, dass die Flasche aus einem einzigen ausgehöhlten Rubin bestand, grotesk mit Mustern verziert, die zu unglaublich waren, um sie begreifen zu können. Er bot seinem Gastgeber von dem Wein an, und obwohl Carter nur einen winzigen Schluck nahm, fühlte er den Schwindel des Alls und das Fieber ungeahnter Dschungel. Indessen hatte der Gast immer breiter gelächelt, und als Carter in die Leere entglitt, sah er zuletzt noch, wie sich das dunkle, widerliche Gesicht zu einem bösartigen Lachen verzerrte und noch etwas ganz und gar Unaussprechliches dort, wo sich eine der beiden Stirnhöcker des Turbans durch die Zuckungen dieser epileptischen Heiterkeit verschoben hatte.

Howard P. Lovecraft: Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath

Freitag, 22. April 2011

Deutsche Scholle

Ich selber habe ja überhaupt keinen grünen Daumen, aber was meine beiden Freunde im KGV Deutsche Scholle am Ende der Kokschen Straße so in ihrem Garten leisten, das ist schon nicht schlecht. Vor allem deshalb, weil ihre kleine Laube an einem der ersten wirklich lauen Aprilabende so schön zum Sitzen war. Und weil gute Gesellschaft bekanntlich durch gute Getränke noch schöner wird, hatten wir an diesem Abend auch so einige Gelegenheit zur Verkostung alter und neuerer Bekannter:

Zunächst mal ein Standard, Captain Morgan Spiced Gold. Ich bin ja ein großer Fan schon seit ewigen Zeiten, obwohl er mir in letzter Zeit etwas künstlicher im Geschmack vorkommt - wobei das wahrscheinlich an meinem Zurück-zur-Natur-Trip liegt, den ich schon mal erwähnt hatte. Hoch anrechnen tue ich dem Captain nach wie vor, dass er dazu beigetragen hat, das Konzept des Gewürzrums erfolgreich neu zu beleben. Nachdem uns die obligatorische Cola ausgegangen war, mixten wir mit Apfelsaft weiter - keine wirklich neue Idee, war aber lange her, dass ich sie ausprobiert hatte. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase … schön! Memo an mich selbst: nächstes Mal naturtrüben Saft nehmen.

Das Kontrastprogramm zum Spiced Gold (welches ja kein reiner Rum ist) bot uns ein wirklich feiner St James Royal Ambre von der Insel Martinique, also von den Antillen. Der (kolonialfranzösische) Rhum Agricole wird in einem einzigartigen Prozess aus Zuckerrohrsaft hergestellt, nicht aus Melasse, wie viele andere Rums. Ich zitiere hier mal ausführlich von barfish.de:
Die Saint James Rums aus der Distillerie "Saint James" in Sainte Marie, Martinique, werden aus frischem Zuckerrohrsaft fermentiert. Die Saint James Company baut den größten Teil des benötigten Zuckerrohrs auf eigenem Land selbst an. Bei der 24 bis 36 Stunden andauernden Gärung wird der gesamte Zucker in Alkohol umgewandelt und anschließend destilliert. So entsteht der Rohrum mit 75%vol Alkoholgehalt, der dann ein halbes Jahr in Edelstahltanks ruhen darf. Während dieser Reifezeit können das entstandene Kohlenstoffdioxid und bei der Destillation entstandene Geschmacksstoffe entweichen. So bekommt der Rum nach und nach seinen harmonischen, angenehmen Duft und Geschmack.
Im Aroma unheimlich feinwürzig, mit einem Zentrum aus Vanille und sehr markanten Zitrusnoten - so markant, dass ich dachte, jemand hätte den Drink mit Limetten - oder Zitronensaft hergerichtet. Ein wirklich authentischer Rum, der ein ausgeprägtes Gewürzerlebnis bietet - und somit eine hochwertigere Alternative zum Captain darstellt. Mit ca. EUR 15,- im Einzelhandel aber noch sehr gut bezahlbar. 

Schließlich waren alle mitgebrachten Alkoholika vernichtet. So machten wir uns an eine Flasche Gancia Americano (Wermut). Diese muss gut und gerne zwanzig Jahre auf dem Buckel gehabt haben. Meine beiden KGVer sagten mir, sie hätten ihn auf einer Internetauktion günstig erstanden; er stehe nun bereits seit drei Jahren an der frischen Luft in ihrem Gärtchen herum, den Elementen schutzlos ausgeliefert - der Arme. In dieser Form ist der Gancia heute nicht mehr erhältlich, ich gehe aber davon aus, dass der Geschmack nicht mehr original war. Das fast bernsteinfarbene Getränk hatte eine süße, ultraschwere Muskatnote, die im Abgang fast das Gefühl von Serranoschinken vermittelte … ein wirklich bizarres Geschmackserlebnis, aber gar nicht mal so schlecht.

Schließlich wurde ich noch an G.'s Herausforderung anlässlich des Angrillens erinnert: Absinth habe gar keine besondere Wirkung. Muss daran denken, zum Tanz in den Mai Serpis zu besorgen.

Dienstag, 19. April 2011

Trinken in der Literatur, Folge 2

D'Artagnan kommt von seiner Mission in England zurück und findet Athos in einem Gasthof am Wege wieder, wo dieser sich zusammen mit seinem Diener Grimaud im Weinkeller verbarrikadiert hat:

Dann vernahm man ein Geräusch von auseinander gezerrten Reisigbündeln und knarrenden Balken, womit Athos seine Festung verrammelt hatte. Nach einem Augenblick wankte die Tür, und man sah Athos' bleichen Kopf erscheinen, der mit raschem Blick das Terrain musterte. D'Artagnan warf sich ihm an den Hals und umarmte ihn zärtlich; dann wollte er ihn aus seinem feuchten Gefängnis herausziehen. Da merkte er erst, dass sein Freund wankte.

"Ihr seid verwundet", sagte er. "Nicht im mindesten, ich bin schwer betrunken, weiter nichts. Bei Gott! Herr Wirt, ich habe für meinen Teil wenigstens hundertundfünfzig Flaschen getrunken!"

"Barmherzigkeit!" rief der Wirt, "wenn der Diener nur halb so viel getrunken hat, wie der Herr, bin ich zugrunde gerichtet."

"Grimaud ist ein Lakai aus gutem Hause, der sich nicht erlaubt haben würde, dasselbe Tägliche zu sich zu nehmen, wie ich. Er trank nur aus dem Fasse. Halt! Ich glaube, er hat vergessen, den Zapfen wieder hineinzustecken. Hört Ihr?"

Alexandre Dumas d.Ä.: Die drei Musketiere

Samstag, 16. April 2011

Heimlich!

Es ist Zeit für ein bitteres Geständnis: Letzthin hat die Begeisterung für mein geliebtes Culina doch leider ein wenig nachgelassen ... Nicht, dass wir uns falsch verstehen: die Cocktails sind, dank Giovanni und Team, immer noch hervorragend und die Preise, trotz mehrerer Erhöhungen, immer noch absolut konkurrenzfähig. Aber was sich als recht lästig erweist, ist dass es immer beliebter und damit voller wird. Selbst Stammkunden wie die Crew und ich sind genötigt, so etwa zwei Wochen im voraus zu reservieren ... und dann wie die Hühner auf der Stange zu sitzen. Dem Culina fehlt es einfach an Expansionsmöglichkeit: gut, dass bald Sommer ist, dann wird wenigstens die Terrasse wieder bestuhlt. Aber ich wollte ja eigentlich nicht lamentieren sondern kundtun, dass ich mir neulich mal eine kleine aber feine Alternative angeschaut habe.

Das Heimlich hat, von mir unbemerkt (daher auch der Name), vor einiger Zeit am Vitihof eröffnet. Ich erinnere mich, dass dort vorher schon einige andere gastronomische Konzepte (Tapas-Bar?) gescheitert sein müssen. Im Sommer sollte es eigentlich eine Terrasse zum Haseufer hin geben ... war vor langer Zeit in der früheren Kneipe/Kaschemme jedenfalls so. Es handelt sich um eine Einraum/Kleinraum - Gaststätte, so dass geraucht werden darf. Der Innenraum ist relativ klein, wie eh und je (wie sollte sich auch da was ändern?), rechts ein Thekenbereich, ansonsten hohe Tische mit Barhockern - eher nichts für große Gruppen, außer man sitzt "ums Eck".

Die Karte ist recht innovativ, für mich aber auch gewöhnungsbedürftig. Man sucht sich zunächst eine Preiskategorie von EUR 6,- bis 12,. ("ohne Alkohol" bis "ganz, ganz, ganz viel Alkohol") und gibt dann noch eine Geschmacksrichtung (süß, exotisch, herb, sauer, ...) an ... wer sehr entscheidungsschwach ist, kann sich der ausliegenden Holzwürfel bedienen, um die Geschmacksrichtung zu bestimmen. Der Rest wird vom Bartender gemacht ... ist ein bisschen wie ein Neuwagen-Konfigurator. Hat so einen gewissen Überraschungsfaktor.

Ich war nicht so abenteuerlich aufgelegt und habe mir aus der kurzen Longdrink-Liste einen Gin Tonic geleistet ... zweimal mit Hendrick's, einmal, als ich keine Marke explizit angab, mit einem anonymen Gast (Beefeater?) ... was allerdings preislich keinen Unterschied zu machen schien. Ansonsten alles ok, auch meine Begleitung war zufrieden. Der Hendrick's-Tonic wurde leider mit Limette geliefert, der Anonymus dafür ausgleichsweise ohne alles. Sonst gabs nichts zu meckern.

Wenn der Laden überlebt und dann in lauen Sommernächten die Terrasse freigibt ... könnte es was werden. Nicht geeignet für Hochzeitsgesellschaften.

Mittwoch, 13. April 2011

Red Stag by Jim Beam

Nach Germany's Next Top Model by Heidi Klum nun also auch Red Stag (Die Rote Hirschkuh) by Jim Beam ... Eine neue Spirituose, die anscheinend jetzt (im Frühjahr 2011) relativ aggressiv in Deutschland beworben werden soll, nachdem sie in den Staaten schon etwas länger auf dem Markt ist. Irgendwo im Marketingmaterial habe ich auch gelesen, die Zielgruppe sei die der jungen Männer zwischen 19 und 34 Jahren.

Wenn wir mal den ganzen Quatsch außer Acht lassen, den Jim Beam auf dem Etikett verzapft, nämlich dass die majestätische rote Hirschkuh der nordamerikanischen Wälder die Destillateure zu dieser Entwicklung inspiriert habe, so dürfte klar sein, dass der Trend aromatisierter Getränke, der in seiner heutigen Form (ähnliche Entwicklungen gab es bei Gin und Rum schon sehr früh) wahrscheinlich mit Absolut Citron oder ähnlichem begann, nun auch den Bourbon-Markt erreicht hat.

Laut Herstellerangaben wird Red Stag durch eine Infusion von Schwarzkirschenaromen in vier Jahre alten Jim Beam (also normalen "White Label") hergestellt. Folgerichtig hat das Getränk auch 40 Umdrehungen und kostet in der Regel im Einzelhandel ca. 1-2 EUR mehr als eine Flasche White Label. Beim Getränkehändler meines Vertrauens hatte ich die Gunst der Stunde genutzt und eine Flasche um 12,99 erstanden, rechtzeitig zum bereits erwähnten Angrillen.


Beim Schwarzkirschenaroma haben die Leute bei Jim Beam wirklich nicht gegeizt, wie man unschwer feststellen kann, wenn man die erste Nase aufnimmt. Kurz nach dem Einschenken entwickelt sich eine schöne geruchliche Kombination der Bourbon-Vanille und der Kirschen, allerdings sehr parfümiert wirkend, sehr intensiv.

Laut mehrerer Quellen (die wahrscheinlich aus irgendeinem Marketingprospekt abgeschrieben haben) genießt man Red Stag am besten pur auf Eis. Mag sein, tatsächlich schmeckt man den Unterschied zu regulärem Jim Beam sofort heraus, da einem das dominante Kirscharoma auch beim ersten Schluck erhalten bleibt. Im Abgang geht es auch eine ganz nette Verbindung mit dem Bourbonaroma des White Label ein ... allerdings ist der Nachbrenner doch etwas spritig, so dass man sich wünschte, es gäbe noch eine High-End-Version mit Green Label. 

Alles in allem nicht unangenehm; allerdings mir persönlich doch etwas zu parfümiert und süß ... woran eventuell auch die jüngste Entwicklung meines Geschmacks "zurück zur Natur" Schuld ist, die dazu geführt hat, dass ich jetzt auch mehr zu Rye als zu Bourbon tendiere ... na egal. 

Empfehlen kann man Red Stag, falls pur (wie mir) zu süß, als Longdrink mit Cola. Einer der Herren beim Angrillen bemerkte scherzhaft: "Wie White Label mit Cherry Coke" - aber keine Sorge: Red Stag hat doch so viel Charakter, dass er sich auch in Kombination mit einem Mixer gut durchsetzt. Ein Getränk für die jüngere Generation, die es gerne etwas "geschmackiger" hat? Auf jeden Fall. Auch eventuell für die eine oder anderer Dame, die sonst mit Whisky nix am Hut hat. Für mich? Ab und zu, mit Cola auf Eis - gerne. Allerdings auch meinetwegen in längeren Abständen ... wie die immer noch viertelvolle Flasche in meinem Barschrank beweist.

Wer traut sich und versucht Red Stag mit Cherry Coke?


Sonntag, 10. April 2011

Ethanol? Methanol? Nicht egol. Folge 2

Schutz vor einer Vergiftung mit Methylalkohol könnte einerseits dadurch erzielt werden, dass man Getränke, die einem nicht koscher vorkommen, einer chemischen Probe unterzieht, wenn ich die Jungs und Mädels von chemieonline.de richtig verstehe:

Methanol kann man mit Hilfe der Borsäureprobe nachweisen. Wird der Alkohol mit Borsäure zusammen gegeben, der Ansatz umgerührt, dann ein brennender Holzspan hinein gehalten, so dass sich der Dampf entzündet, verbrennt das Ganze mit grüner Flamme. Würde man diesen Nachweis mit Ethanol durchführen, so gäbe es eine blau-gelbe Flamme (allenfalls einen grünen Saum). Erklärung: Die Borsäure reagiert mit den Alkoholen zu Estern. Bei Methanol entsteht Borsäuretrimethylester, bei Ethanol Borsäuretriethylester. Ersterer verbrennt mit grüner Flamme (deren Auftreten den Nachweis von Borverbindungen ermöglicht). Borsäuretriethylester verbrennt mit blau-gelber Flamme auf Grund der höheren Kohlenstoffmenge.
Aber funktioniert das auch bei Schnäpsen, die, sagen wir, zur Hälfte aus Ethanol und zur Hälfte aus Methanol bestehen? Und was, wenn gerade kein Chemiebaukasten zur Hand ist? Sicherlich sollte man - gerade im Ausland - stutzig werden, wenn einem "Markenalkohol" zu unmöglich niedrigen Preisen angeboten wird. Selbst wenn Spirituosen auf verschlungenen Wegen aus den örtlichen Duty-Free-Shops "verschwinden" oder "vom Lastwagen gefallen" sind, dürfte man bei Literpreisen, die 30% und mehr unter dem örtlichen Einzelhandelspreis liegen, Grund zu der Annahme haben, dass der Schnaps gepanscht ist ... im günstigsten Fall mit Wasser ...im ungünstigsten siehe oben.

Auf Wikipedia steht übrigens, was man bei einer Methanolvergiftung tun soll:

Zur Behandlung von Methanolvergiftungen wird der Abbau des Methanols im menschlichen Körper unterbunden, sodass die toxischen Folgeprodukte nicht entstehen. Dazu können etwa 0,7 g Ethanol (vulgo: Alkohol) pro kg Körpergewicht verabreicht werden, die den Methanolabbau kompetitiv hemmen, da das Enzym eine höhere Affinität zu Ethanol besitzt und diesen somit bevorzugt abbaut (Substratspezifität). Für eine effektive Therapie muss der Ethanolspiegel dabei zum Teil – abhängig vom Grad der Vergiftung und der körperlichen Verfassung des Vergifteten – über Tage aufrecht erhalten werden.
Mit anderen Worten: dem Vergiftungsopfer muss so schnell wie möglich "guter" Alkohol (Ethanol) zugeführt werden, in Mengen und über Tage hinweg. So wurde auch der eine Junge vom Beginn unserer Geschichte (s. Teil I) gerettet ... er kam in ein Krankenhaus, wo die Ärzte plietsch genug waren, ihm Raki zu verabreichen. Nee, ist jetzt kein Witz. Aber Kopfschmerzen wird er schon gehabt haben.

Nächstes Wochenende in der Bar ausprobieren: "He Barkeeper, gib mir schnell die Flasche ... ich hab' nen Liter Methanol intus!"

Freitag, 8. April 2011

Trinken in der Literatur, Folge 1

Der Schweineclub feiert Weihnachten:

Nach jedem dritten geleerten Becher nimmt sich der Spieler bei den Bohnen eine davon und spuckt sie in kontrollierter Parabel in den leeren Becher, den der Trinker hoch hält, während er nach dem nächsten greift. Von neun gespienen Bohnen finden nur drei ihren Weg, ping!, in den angewiesenen leeren Becher, deren jeder dann sofort wieder für den nächsten Wettbewerber gefüllt wird [...] [Die zweite Runde beginnt] und die beiden ersten nehmen ihre Stellung mit gebeugten Knien ein [...] Inzwischen hat das zweite Paar Stellung bezogen, trinkt und speit, speit und trinkt, Eierflip, Furlauer, pfft, ping!, Gin, Highland Malt, Irish Coffee, und weiter, fünf Bohnen von sechs bisher, sehr gut.
Lawrence Norfolk: Lempriere's Wörterbuch

Mittwoch, 6. April 2011

Ethanol? Methanol? Nicht egol. Folge 1

Ich erinnere mich, dass es vor ein paar Jahren mal einen sehr unangenehmen Vorfall mit deutschen Schülern gab, die in der Türkei Urlaub machten, dort schwarz hergestellten Schnaps (Wodka?) kauften und sich anschließend damit "metülisierten" ... das heißt, aufgrund eines fehlerhaften Herstellungsprozesses (evtl. bei der Destillation) und/oder auch auf Grund krimineller Energie bei den Verkäufern nahmen die jungen Leute kein Ethanol (trinkbaren Alkohol) sondern Methanol zu sich, welches bekanntlich hoch giftig ist. So weit ich das noch auf dem Schirm habe, ist zumindest eine Person an den Folgen gestorben, eine andere konnte meines Wissens gerade noch gerettet werden.

Als gewohnheits- bzw. generalstabsmäßiger Trinker wird man also in der Regel darauf achten wollen, keine allzu hohe Konzentration von Methanol im gut gefüllten Glas vorzufinden ... selbst wenn die Überdosierung  (es gibt eine gesetzlich festgelegte Obergrenze für den Methanolgehalt von alkoholischen Getränken) nicht immer automatisch zum Tode führt, ist mit schwersten körperlichen Schäden (Erblindung usw.) jederzeit zu rechnen. 

Selbstüberschätzung, Weinerlichkeit, Redseligkeit und erhöhte Libido sind übrigens weiterhin Anzeichen einer "ganz normalen" alkoholischen Vergiftung - aber dafür geht man ja schließlich auch an den Tresen, oder?

Das Problem der Vergiftung mit Methylalkohol dürfte so alt sein wie die Alkoholherstellung, weil das Methanol ja ein Abfallprodukt derselben ist und während der Destillation abgeschieden werden muss. Irgendwann habe ich auch mal gelesen, dass die ganzen Bohemiens Ende des 19. Jahrhunderts eventuell gar nicht wahnsinnig geworden sind  - und sich dann die Ohren abgeschnitten haben - weil sie Absinth mitsamt des bösen Thujons konsumiert haben, sondern weil der damals verwendete Alkohol qualitätsmäßig unter aller Sau war - und regelmäßig Methylalkohol in großem Umfang mitkonsumiert wurde.

Sei's drum. Also, wie könnte man sich, auch beim Konsum unbekannter Spirituosen, gegen die "Metülisierung" schützen? Das erfahren wir in Teil II.

Dienstag, 5. April 2011

Ben Nevis


scheint derzeit in Deutschland nicht unter 29,90 € zu bekommen zu sein - das ist echter Mist! Erinnert er mich doch an so wundervolle Stunden mit meinen besten Freunden in GB ........ auf irgendeinem Drecks-Loch ;-)

Rezept für einen extrem trockenen Martini

Man nehme 6 cl Gin.

Sonntag, 3. April 2011

Hendrick's vs Bombay und ein Tritt ins Gesicht

Wenn uns das Angrillen an diesem Wochenende etwas gelehrt hat (und das hat es), dann, dass man nie genug zu Trinken da hat und dass sich über Geschmack trefflich streiten lässt. Besonders faszinierend fand ich die Tatsache, dass wir durch einen glücklichen Zufall gleich zwei Gins zur Verkostung hatten - nämlich meine liebe kleine Flasche Hendrick's und ein Fläschchen Bombay Sapphire ... zwei ganz unterschiedliche Charaktere. Bombay Sapphire rühmt sich, zusätzlich zu dem traditionellen Wacholder, neun weitere sogenannte "Botanicals" zu verwenden, nämlich Süßholz, Koriander, Zitrone, Mandel, Zimtkassie, Kubebenpfeffer, Guineapfeffer, Schwertlilie und Echte Engelwurz. Destillation mittels Dampfinfusion. Hendrick's verwendet nur zwei zusätzliche "Botanicals", nämlich Rosenblüten und Gurke...ein Teil des Getränks wird mittels klassischer Destillation hergestellt, die Rosen- und Gurkenaromen ebenfalls per Dampfinfusion.

Trinkstärke des Hendrick's die traditionellen 44%, die des Bombay Sapphire die ungewöhnlichen, nur auf dem deutschen Markt existierenden 40% (sonst weltweit 47%).

Generell wurden beide Gins als positiv bewertet, der Hendrick's ist jedoch eindeutig milder und die Gurkennote ist am dominantesten ... sie macht den Gin extrem trinkbar und, meiner bescheidenen Meinung nach, zu einer idealen Zutat für den Sommernachtsabend-Gin Tonic (klassisch mit Gurkenscheibe).

Im Gegensatz dazu der Sapphire definitiv etwas "wilder", auch öliger im Geschmack. Wurde jedoch am Abend sehr gerne genommen und als "charaktervoller" hoch gelobt...er ist in der Tat recht würzig und hat eine schöne Fruchtnote.

Ich bin und bleibe Hendrick's-Fan ...der aber, dass muss man sagen, mit ca. EUR 29,- pro Flasche (wohl auch aufgrund der künstlichen Verknappung; im Vergleich zu anderen Produkten wird jährlich nur eine sehr überschaubare Menge hergestellt) finanziell gesehen wirklich kein Gin für "alle Tage" ist. Insofern ist meines Erachtens der Bombay Sapphire eine vernünftige Alternative "für unter der Woche", die einem einen schönen Genuss ohne Reue beschert.

Der Hammer des Abends war allerdings die Erstverkostung des Angel d'Or, eines mallorquinischen Orangenlikörs. Was hatte ich nicht alles Gutes über dieses Produkt gehört: "natürlich-fruchtiger Likör auf Basis bester Orangen-Destillate" (Eigenwerbung). "Schmeckt tausendmal besser als Cointreau" (irgendein Schmock auf chefkoch.de).

Beim ersten Schluck pur, on the rocks (wie empfohlen) fühlte ich mich unangenehm an das Brüsseler Bierfest 2009 erinnert, an die Verkostung des Jules de Bananes der Brauerei de Ryck ... der selbe Schlag ins Gesicht, der selbe unnachahmliche Geschmacksmix aus Chemieklo und Plastiktank. Besonders letzteres. Auch der zweite Schluck war nicht besser ... was soll man noch sagen? Abhilfe brachte da nur die Verdünnung mit ca. einem Liter Orangensaft (wie es ja auch das Rezeptheftchen vorschlägt, mit einem Spritzer Grenadine als "Angel's Best"), dann ging es einigermaßen. Also, zum Mixen ... meinetwegen. Aber pur ... wie Cointreau? Das Leben ist einfach zu kurz.

Samstag, 2. April 2011

Loch Lomond NAS ("Blue Label")


Die Destillerie befindet sich seit den 1980ern im Besitz der Familie Bulloch aus Glasgow. Früher handelten sie mit verschiedenen Whiskies, Hauptgeschäft ist nicht der Single Malt (von dem mehrere Marken im Handel sind) sondern der sogenannte Grain Whisky, welcher als Basis für den Blended Whisky dient. Die Jahresangabe „1814“ dürfte sich also eher auf die Gründung des Whiskygeschäfts beziehen, nicht jedoch auf den Zeitpunkt, seit dem man den Single Malt herstellt. Die Brennerei liegt in Alexandria, nahe des Südendes von Loch Lomond. Technisch gesehen sind dies nicht mehr die Highlands sondern die Lowlands, dennoch bezeichnet sich Loch Lomond als „Single Highland Malt“. Dies muss aber kein Täuschungsversuch sein – auch andere Destillerien sind nicht eindeutig einer Region zuzuordnen.

Der Loch Lomond Blue Label bildet das untere Ende des Preissegments. Zum Firmenportfolio gehören (bei den Single Malts) noch der Black Label (21 Jahre alt) und der Distillery Select (Single Cask). Eine Tochtergesellschaft produziert den nicht nur mir unangenehm in Erinnerung bleibenden High Commissioner.

Laut Webseite der Destillerie ist der Loch Lomond Blue Label der drittpopulärste Single Malt in Deutschland (!). Sorry, aber da bin ich skeptisch. Allerdings sieht man ihn letzthin wirklich sehr oft im Supermarkt ...

Übrigens: eine super Webseite mit allem, was man über Whisky wissen muss, insbesondere über Single Malts: www.maltmadness.com

Flasche und Label sehen edel aus, Flasche mit Glasprägung, blau-goldenes Label (der Blended Whisky hat ein rot-goldenes) mit massenhaft Informationen: "Since 1814" (darüber habe ich schon was geschrieben), "Produced in the Scottish Highlands" (darüber auch), "aged for MANY YEARS" (man wüsste ja gerne, wie viele Jahre genau, aber zwölf oder mehr werden es wohl nicht sein..

Ich habe schon mal ein paar Kritiken im Internet durchgelesen: ziemlich mäßig insgesamt. Aber man soll sich davon nicht abhalten lassen. Viele labern auch einfach mal rum, ohne was davon zu verstehen.

Optik: bernsteinfarben, es wurde wohl etwas nachgeholfen (laut Etikett mit Zuckerkulör). Naja, wie wir wissen: Whisky kann theoretisch auch klar sein, dass Fass und die Zusätze machen's.

Nase: relativ nichtssagend, leicht ölig. Würde sagen mit leichter Rosinennote, evtl. frisches Gras.

Erster Schluck, ohne Wasser: Süß. Ölig. Leicht ledrig. Sehr wenig Torf, wenig Rauch. Ein anderer Rezensent schreibt: "Menthol?" Ich würde eher sagen: Ethanol. Mittlerer Abgang, extrem spritiger (darum: Ethanol) Nachbrenner

Zweiter Schluck, mit Wasser: Und zwar Leitungswasser. Einen Schuss. Bis zu fifty-fifty wird aber akzeptiert. Beim Testen ist weniger mehr ... das Wasser soll nicht verdünnen sondern die "Aromen erschließen". Darum sind viele enttäuscht, wenn sie ihren ersten Malt pur trinken ... oder mit Soda (pfui!!!).

So, also der Schluck MIT Wasser: Nase jetzt definitiv grasiger. Wahrscheinlich Zerfallserscheinung nach 10 Minuten im Glas. Geschmack jetzt runder, aber noch charakterloser. Ölig. Sehr ölig. Etwas Frucht (sollte das der Christmas-Pudding-Geschmack sein, der auf der HP der Destillerie vermerkt ist?), Abgang jetzt sanfter aber immer noch spritiger Nachbrenner.

So, den Rest lass ich mal 10 Minuten im Glas stehen. Mal sehen, was dann noch übrig ist.

Nun schon etwas über die Zeit. Muss wohl ein kleines Nickerchen gemacht haben. Mal eben das kosten, was noch im Glas ist. Pfui. Man sollte den Blue Label zügig trinken. Die Zeit an der Luft hat ihm nicht gut getan...geschmacklich ist fast nichts mehr da...außer dem Sprit.

So, Zeit für das Fazit. Also, ein Single Malt für 13,99 (Einzelhandelspreis) geht. Mir ist weder schlecht noch bin ich blind. Der Loch Lomond ist nicht einmal sehr unangenehm; es fehlt ihm aber an hervorstechenden Merkmalen (oder "Charakter"). Der Geschmack ist zuerst leicht süß und mild. Was mich wirklich ein bisschen nervt, ist der sehr ruppige Abgang, spritig mit starkem Ethanolnachbrenner. Ich tippe mal, er wäre besser, wenn er länger lagerte.

Für den Preis kann man insgesamt nicht meckern, vor allem weil man für den Preis noch nicht einmal einen vernünftigen Blended Whisky bekommt, also Mördergesöff wie Johnnie Wackler Red Label (mögen die Heiligen uns beistehen). Da ist mir dann der LLBL doch um einiges lieber. Allerdings bekommt man für ca. EUR 3,- mehr schon einen Glen Grant, der ebenso massentauglich ist, aber einen viel netteren Abgang hat. Das sollte man sich dann evtl. doch mal überlegen. Vielen Dank und gute Nacht. ;-)
 
   

Blog blong dring??

In Bislama bedeutet "man blong dring" einen Mann, der dem Trinken verfallen ist. Also bedeutet "blog blong dring"...ganz genau.