Es war mal wieder Zeit, zu den Wurzeln zurückzukehren. Dutzende Sorten Gewürzrum durchprobieren ist ja schön und gut, aber irgendwann braucht man doch mal wieder Zeit zum Durchatmen ... und für die einfachen Dinge des Lebens. Nicht zu vergessen zu den Dingen des Lebens, die nicht unbedingt immer gleich mit 30 bis 40 EUR zu Buche schlagen ... So 12 bis 15 EUR wollte ich aber wohl für einen brauchbaren Alltagsrum ausgeben, bevor ich zu Bacardi greife ... obwohl der ja auch immer teurer und ausgefallener wird. Ich dachte erst, ich hole mir noch mal so einen schönen Rhum Agricole St James, aber letztendlich griff ich beim E-Center dann doch zum Brugal Anejo aus der Dominikanischen Republik ... den ich auch schon mal hatte und der mir, wenn ich mich recht erinnere, gut gefiel.
Wenn man sich auf der niedlich gemachten Webseite umschaut (es gibt eine deutsche Version), dann wird klar, dass Land, Leute und Firma mehr zu bieten haben, als der gemeine Pauschaltourist sich eventuell träumen lässt und dass man auch sehr stolz ist auf seine Tradition und seine Produkte. Ein spanischer Auswanderer namens Andrés Brugal begründete die Rumproduktion der Firma im Jahre 1888. Teilweise ist das Unternehmen, welches heute auch in anderen Sparten wie Agrartechnik und Pharmazeutik tätig ist, immer noch in Familienbesitz und die Meisterdestillateure gehören stets zur Sippe der Brugals. Anscheinend legt man großen Wert auf Wohltätigkeit: die firmeneigene Stiftung kümmert sich um die Belange von Armen und Obdachlosen. Außerdem ist der Brugal, zusammen mit Marken wie Bermudez oder Siboney, wohl einer der bekanntesten Rums aus der Dominkanischen Republik. Die Firmenwebseite bietet - zumindest für deutsche Besucher - nur fünf Rums an: den Anejo (3-5 Jahre, eher jüngere Sorten), den Anejo Reserva (2-5 Jahre, eher ältere Sorten), den Extra Viejo (3-8 Jahre, eher jüngere Sorten), den Extra Viejo Reserva (3-8 Jahre, eher ältere Sorten) sowie den Blanco (2 Jahre, weiß). Der Europavertrieb von Brugal kennt noch mehr Sorten, auch im unteren Preissegment (Carta Dorada).
Der Anejo scheint also für meine Zwecke wie geschaffen: nicht zu teuer, nicht zu billig; nicht zu schlapp, nicht zu anspruchsvoll. Interessantes, kräftiges Aroma: Holz, frisches Gras, ein Hauch von Schokolade vielleicht? Am Gaumen dann weich, leicht vollmundig, Holz und Karamell, solides Mittelteil mit ein wenig Schärfe, Ethanol. Der Abgang auch noch holzig, weich, aber mittellang. Im Cubata dann weniger Holz, dafür aber mehr Vanille und eine leichte, dezente Zitrusnote (weniger als im St James). Insgesamt bei weitem nicht so süß wie man erwartet hat, jedoch angenehm würzig. Sehr trinkbar, Kaufempfehlung. Im Einzelhandel in der Regel um die 13,- EUR, 38% Vol.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 1. August 2011. Dann mit dem ersten Teil der Verkostung verschiedener Whiskys aus Plattfuss' Hausbar. Bitte beachten Sie auch den Veranstaltungskalender für den Monat August (erscheint am 31.07.2011).
Picture Credits: "Brugal Anejo": TAQ
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