Samstag, 10. Dezember 2011

Für eine Handvoll Torf: Loch Lomond Peated NAS

Loch Lomond Blue Label war der erste Whisky, den ich hier verkostet habe. Und gleichzeitig auch fast der erste Artikel, der hier erschien: wer ihn gelesen hat, wird sich erinnern, dass ich nicht allzu begeistert war von dem kleinen Strolch. Die Brennerei im schottischen Alexandria hat - nun ja - einen etwas gemischten Ruf. Horst Lüning weist immer wieder gerne darauf hin, dass die Örtlichkeiten und das Ambiente dort ihm nicht gut gefallen haben (die Whiskys übrigens auch nicht). Angeblich gehört der Blue Label zu den in Deutschland am meisten verkauften Single Malts - falls das stimmt, dürfte auch der Kampfpreis von etwa 14,- EUR pro Flasche hier eine Rolle spielen. Und, bei Hergé-Afficionados, eventuell der Umstand, dass Tim und Struppis Kapitän Haddock gerne mal ein Gläschen Loch Lomond trinkt. Wobei ich hier sicherheitshalber anmerken möchte, dass das Produkt in den Comics nichts mit der realen Destillerie und ihren Produkten zu tun hat, da die Marke Loch Lomond jünger ist als der Beginn der Comicreihe. Jedenfalls fühlte ich mich nach der Verkostung des Loch Lomond so wie Kapitän Haddock in Tim und die Picaros, nachdem Professor Bienlein ihn erfolgreich von seiner Trunksucht geheilt hat. Never Again. Allerdings sagte meine Großmutter immer: Der Mensch denkt und Gott lenkt.

Und so erstand ich am Ende trotzdem eine Flasche Loch Lomond Peated. Warum? Weil Plattfuss doch eine Leidenschaft für torfige Whiskys entwickelt hat ... und ich deshalb einen getorften Single Malt für 19,99 EUR nicht stehenlassen konnte. Die Produktpolitik von Loch Lomond ist mir, ich gestehe es, etwas suspekt, da man sich anscheinend nicht sicher ist, welche Whiskys man eigentlich herstellt bzw. vermarkten will. Die Webseite der Firma ist da sehr verworren. Die Linie unter dem Namen Loch Lomond umfasst meines Wissens folgende Produkte: einen Single Blend ("Red Label") - die Bezeichnung Single Blend entspricht nicht den gesetzlichen Regularien, ist jedoch eine Eigenschöpfung der Firma, welche darauf hinweisen will, dass es sich hier um den seltenen Fall eines Blend handelt, der aus Malt- und Grain- Whiskys der selben Brennerei hergestellt wurde-, den regulären Single Malt ohne Altersangabe ("Blue Label"), einen 18jährigen sowie einen 21jährigen Single Malt (wenn man nach den Fotos geht, wohl beide als "Black Label" anzusprechen), wobei der 18jährige anscheinend exklusiv für den deutschen Markt hergestellt wurde (!), und zu guter (?) Letzt der Single Malt ohne Altersangabe aber mit Torf ("Green Label"). Die Verpackung ist, wie bei allen Loch Lomonds, recht aufwändig gestaltet, mit Glasprägung und allem Schnickschnack; die Grundfarbe ist, wie der Name schon sagt, Grün. 46 Volumenprozent Alkohol werden wohl einen starken Antritt garantieren, schätze ich. 



Das Produkt ist nicht kaltfiltriert. Im Glas scheint der Green Label sehr hell, wie frisches Stroh. Im Aroma wirkt er etwas eindimensional: Torfrauch, künstliche Untertöne, was sich auch im Geschmack bestätigt: Auf der Zunge ergibt sich nachstehende Abfolge: süß - scharf - torfig - Ende. Die Süße ist wenig klar bestimmbar, die Schärfe definitiv eine Ethanolschärfe. Der Abgang nicht der Rede wert: kurz, alter Aschenbecher. Nach einer Weile ein taubes Gefühl im Mund. Mit Wasser verdünnt etwas süßer, Faber Castell No 5 Holzbleistift. Die Luft tut ihm nicht gut: nach fünfminütigem Ventilieren bricht er im Kern zusammen. Alles in allem kein Labsal, besonders wenn man die Eigenwerbung damit vergleicht:
A wonderful fruity nose of pears and honey, a finely balanced taste of fruit and peat, but with a finish of smoke and peat to rival that of the finest Islay malts, for connoisseurs everywhere.
Von alledem habe ich nichts geschmeckt. Vielmehr ist der Peated für mich eine logische Fortsetzung des Blue Label: eindimensional, harsch. Beim einfachen Single Malt für 13,99 wollte ich noch nichts sagen, aber für knapp 20 EUR darf man, glaube ich, wirklich etwas mehr erwarten. Leider wirft Loch Lomond mit den Whiskys ohne Altersangabe nur so um sich: vielleicht sollte man ihnen einfach etwas mehr Reifezeit gönnen? Es juckt mich ja in den Fingern, mal den Loch Lomond 21 zu probieren, nur um zu sehen, ob es dann vielleicht besser wird ... aber dafür noch einmal Geld ausgeben? Ich fürchte, unsere zukünftige Beziehung wird sich eher in den Worten des bekannten schottischen Volksliedes beschreiben lassen:
But me and my true love will never meet again
on the bonnie, bonnie banks of Loch Lomond
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 15. Dezember 2011. Dann verkoste ich einen sehr bekannten Blend, den Teacher's Highland Cream.

Picture Credits: "Loch Lomond Peated": KRT


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