Vor einer gefühlten Ewigkeit hatte ich die Gelegenheit, bereits einmal den großen Bruder des Doublewood zu probieren; wenn ich meinen Bericht von damals zu Rate ziehe, so konvenierte er anscheinend. Gemeinsam mit der Schwesterbrennerei Glenfiddich teilt sich die Balvenie die Seltenheit, sich seit ihrer Gründung (1893) in den Händen der Gründerfamilie zu befinden - vertreten durch die Firma William Grant & Sons. Letztere ist einer der ganz großen Spirituosenkonzerne und unter deren Dach befinden sich neben Balvenie und Glenfiddich noch die globalen Marken Grant's (Blended Scotch), Hendrick's Gin, Sailor Jerry Rum und Tullamore Dew, nebst zahlreicher Marken begrenzter Reichweite sowie der Generalvertretung für Drittmarken. Darüber hinaus besitzen Messrs Grant auch noch die beiden erst Ende des 20. Jahrhunderts gegründeten Maltdestillerien Kininvie (auf dem Gelände von Balvenie in Dufftown, Produktion geht fast komplett in die Blends der Firma) und Ailsa Bay (ebenfalls praktisch nur für Blends), welche sich auf dem Gelände der Girvan-Brennerei befindet, in der Grain Whisky hergestellt wird.
Zurück zu Balvenie: Die Brennerei ist stolz darauf, dass praktisch der gesamte Herstellungsprozess in eigener Hand liegt (selbst angebaute Gerste, eigene Malzböden - welche jedoch nicht den gesamten Bedarf decken dürften -, eigener Kupferschmied, eigene Küfer). Außerdem wacht man eifersüchtig über die Integrität der Marke, somit gibt es nur ganz, ganz selten einmal eine unabhängige Abfüllung. Das aktuelle Portfolio lässt jedoch auch so kaum Wünsche offen: 12 Jahre DoubleWood (mittlerweile die Standardabfüllung; es gab früher noch den Signature), 14 Jahre Caribbean Cask (Rum), 15 Jahre Single Barrel, 17 Jahre DoubleWood, 21 Jahre PortWood, 30 Jahre, 40 Jahre, 50 Jahre (nur 88 Flaschen, UPE 20.000 britische Pfund) sowie ein Small Batch namens Tun 1401.
Die Reihe DoubleWood steht für die Reifung in zwei Arten von Holzfass: zunächst im Bourbonfass, danach im first fill - Sherryfass (Oloroso). So weit ich informiert bin, markierte der DoubleWood, als er Anfang der Neunziger erschien, gleichzeitig den Beginn der Sitte des Finishings. Da die Brennerei das Image ihrer Produkte als Luxuswhiskys kräftigt pflegt, hat jeder Balvenie seinen Preis: Der Zwölfjährige geht in der Regel nicht für unter 30,- EUR über die Ladentheke.
Art und Herkunft: Single Malt, Speyside
Aussehen und Aroma: In der Farbe ein dunkler Bernsteinton, in der Nase etwas Zitrusfrucht (Orange?) und ein wenig weißer Pfeffer.
Geschmack: Würzig und geschmeidig. Starkes Sherryfass und Heidehonig, vollmundig.
Abgang: Lang, jedoch kürzer als beim Fünfzehnjährigen. Warm.
Tipp: Wasser verträgt er nicht so gut und verliert bei Zusatz von selbigem doch etwas an Charakter. Es bleibt ein leicht blumiger Nachgeschmack.
Fazit: Für um die 30,- EUR ein wirklich guter Tropfen, der seinem Stammhaus keine Schande macht. Sehr ausgewogen und gut zu trinken. Für mich persönlich ist seine Glätte leider ein bisschen zu nahe an der Banalität, aber das ist - wie immer - Geschmackssache.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 19. Januar 2013.
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