Für den heutigen Beitrag muss unser Hirn aber auch mal wieder ein paar Haken nach Hasenart schlagen, denn wir verkosten den Whisky einer Destillerie, die einem unabhängigen Abfüller gehört - jedoch in der Abfüllung eines anderen unabhängigen Abfüllers. Huiii ... schon machen die kleinen grauen Zellen Purzelbäume, richtig? Also, der Reihe nach:
In Knockando (ja, die gleichnamige Destillerie ist eine direkte Nachbarin) liegt, am Flüsschen Knockando Burn (kurz bevor dieses in den Fluss Spey mündet), die Brennerei Tamdhu. Sie wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und hat in etwas mehr als 100 Jahren schon viele Hochs und Tiefs gesehen. Gleich nachdem sie den Betrieb aufgenommen hatte, wurde sie von Landbesitzern in der Nachbarschaft mit dem Vorwurf verklagt, sie entnehme zu viel Wasser aus dem Fluss. Vierzehn Jahre später (1911) musste sie für zwei Jahre geschlossen werden. Dasselbe geschah dann noch einmal 1928; diesmal dauerte es jedoch ganze zwanzig Jahre, bevor Tamdhu den Betrieb wieder aufnehmen konnte. Man pröttelte dann ein paar Jahrzehnte fröhlich vor sich hin, relativ unbemerkt von der breiteren Öffentlichkeit (der Großteil der Produktion ging und geht in Blends, z.B Cutty Sark, J&B, Famous Grouse; der erste Single Malt wurde erst in den Siebzigern offiziell vorgestellt). 2009 war dann jedoch schon wieder Schluss, und einiges sprach für das nunmehr definitive Ende der Brennerei. Aber gottlob näherte sich ein weißer Ritter in der Form des unabhängigen Abfüllers Ian MacLeod (IML), der ein Erbarmen hatte und den ganzen Laden mitsamt dem Whisky aufkaufte.
Über IML habe ich bei verschiedenen Gelegenheiten schon Einiges berichtet, etwa hier oder hier, daher belasse ich es für heute bei der Feststellung, dass die Übernahme für Tamdhu ein Segen war. Nicht nur, dass die Destillerie seit 2012 wieder geöffnet ist - nein, die Produktpalette und auch das Flaschendesign der Single Malts (aktuell lediglich Zehnjährige) erhielten eine Verjüngungskur und die Firma scheint heute auch gesünder als je zuvor. Die Brennerei ist eine der Letzten, die noch eine Saladin Box zum Mälzen verwendet. Gelagert werden die Whiskys hauptsächlich in first fill-Sherryfässern. Da die Produktion ja erst vor zwei Jahren wieder angelaufen ist, finden wir zur Zeit in den Flaschen noch Vorräte aus der Zeit vor der letzten Schließung, denn der unter der Ägide von IML produzierte Sprit ist natürlich noch zu jung, um überhaupt schon Whisky genannt zu werden.
In Händen halten wir jedoch keine Originalabfüllung - und auch keine von IML, wie man eventuell erwartet hätte, sondern wir haben heute eine Abfüllung der altehrwürdigen Firma Gordon & MacPhail (G&M) vor uns. Gegründet 1895, eben von den gleichnamigen Herren, machte man sich von Anfang an nicht hauptsächlich als Gemischtwarenhändler (was eigentlich das Kerngeschäft sein sollte), sondern vielmehr schon als Whiskymakler (broker) und -abfüller einen Namen. In dieser Frühzeit entwickelte G&M bereits ein modern anmutendes Fassmanagement, wodurch sie in die Lage versetzt wurde, die von den Destillerien gelieferten Whiskys nachreifen zu lassen. Die aktive Seite der Geschäfte wurde dann irgendwann von einem ehemaligen Angestellten der Firma - mit Namen John Urquhart - übernommen; dessen Nachkommen leiten diese auch heute noch, mittlerweile in der vierten Generation. Seit 1998 ist G&M, wie die Kollegen von IML, in Besitz einer eigenen Brennerei, nämlich der Benromach. Außer den "eigenen" Single Malts bietet man eine große Anzahl verschiedener Serien an, von denen ich hier nur die wichtigsten kurz aufzähle, unter den jeweiligen Links finden sich umfangreichere Informationen:
In Händen halten wir jedoch keine Originalabfüllung - und auch keine von IML, wie man eventuell erwartet hätte, sondern wir haben heute eine Abfüllung der altehrwürdigen Firma Gordon & MacPhail (G&M) vor uns. Gegründet 1895, eben von den gleichnamigen Herren, machte man sich von Anfang an nicht hauptsächlich als Gemischtwarenhändler (was eigentlich das Kerngeschäft sein sollte), sondern vielmehr schon als Whiskymakler (broker) und -abfüller einen Namen. In dieser Frühzeit entwickelte G&M bereits ein modern anmutendes Fassmanagement, wodurch sie in die Lage versetzt wurde, die von den Destillerien gelieferten Whiskys nachreifen zu lassen. Die aktive Seite der Geschäfte wurde dann irgendwann von einem ehemaligen Angestellten der Firma - mit Namen John Urquhart - übernommen; dessen Nachkommen leiten diese auch heute noch, mittlerweile in der vierten Generation. Seit 1998 ist G&M, wie die Kollegen von IML, in Besitz einer eigenen Brennerei, nämlich der Benromach. Außer den "eigenen" Single Malts bietet man eine große Anzahl verschiedener Serien an, von denen ich hier nur die wichtigsten kurz aufzähle, unter den jeweiligen Links finden sich umfangreichere Informationen:
- Cask Strength (selbsterklärend)
- Connoisseurs Choice (seltene Destillerien bzw. Abfüllungen)
- Generations (sehr alte Abfüllungen, z.B. ein Mortlach von 1938 für etwa 18.000 Pfund)
- Private Collection (könnte auch Directors' Choice heißen)
- MacPhail's (Bastard Malts)
- Rare Old (hauptsächlich geschlossene Brennereien)
- Speymalt (Macallan)
- The MacPhail's Collection (die Basisreihe, verschiedene Destillerien)
Bevor wir mit der Verkostung beginnen, muss ich darauf hinweisen, dass der achtjährige Tamdhu von G&M mittlerweile (2013?) eine Aufwertung erfahren hat. Das Flaschendesign wurde verändert (sieht man zum Vergleich mit der unten abgebildeten Flasche hier) und die Trinkstärke auf 43 Volumenprozente heraufgesetzt. Was wir hier also testen, ist die "alte" Version, die aber online etwa genauso viel kostet wie die "neue", nämlich um die 33,- EUR.
Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Central)
Aussehen und Aroma: Recht hell, Safran. Kräftig in der Nase. Dominante Pfirsichnoten, ein Hauch von Zitrus. Kein merkbares Holz.
Geschmack: Für einen Achtjährigen sehr mild. Etwas ölig. Frisch und fruchtig. Weiße Pfirsiche. Zuckerwatte.
Abgang: Kurz. Etwas Schwefel, sonst mild.
Fazit/Tipp: Für solch einen jungen Whisky ist er sehr leicht zu trinken. Insgesamt natürlich wenig komplex, aber schön fruchtig und süß. Sehr gut geeignet für den Einstieg.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 28. Juni 2014. Dann mit einem Gastkommentar von Plattfuss zum 1. Osnabrücker Bierfest von letzter Woche.
- Euer Tomas Aquinas
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