Donnerstag, 5. Juni 2014

Zwischendurch: "Reinterpretierter Whisky" - der neue Hype?

Gerston, Stratheden, Auchnagie. Nie gehört von diesen Whiskybrennereien? Macht nichts, die haben samt und sonders zugemacht, bevor wir (jedenfalls die meisten von uns) geboren waren.

Trotzdem: als ich heute so durch Getränke Schröder schlenderte, sah ich einen großen Warenaufsteller mit einigen tubes, die genau diese Namen als Aufschrift trugen. "Nichts wie ran", dachte ich mir und stürzte mich auf die vermeintlichen Antiquitäten. Auch der Herstelleraufdruck sah verführerisch aus: The Lost Distillery Company aus Kilmarnock. Infomaterial auf Deutsch lag ebenfalls aus, und so machte ich dann schnell Bekanntschaft mit der Idee der "Reinterpretation" von "verschollenen Whiskylegenden":

Gemeinsam mit einem Team von Whisky-Historikern, haben die Mitarbeiter von The Lost Distillery die Herstellungsweise der ehemaligen Brennereien recherchiert (...) Die daraus resultierenden Destillerieprofile hat The Lost Distillery durch die Vermählung von Single Malts unterschiedlicher Destillerien (...) nachempfunden und so längst verschollene Whiskys neu interpretiert. (Hervorhebungen von mir, TAQ)

Ich will ja kein Korinthenkacker sein, aber letztendlich bedeutet es doch etwa so viel wie: Wir haben die Whiskys von verschiedenen Destillerien so lange gemischt, bis etwas herausgekommen ist, von dem wir glauben, dass es ungefähr so schmeckt wie das, was vor 100 Jahren wahrscheinlich produziert wurde.


Vielleicht bin ich ja auch nur ein abgebrühter Zyniker und sollte neuen Dingen gegenüber aufgeschlossener sein. Vielleicht nervt mich auch nur dieses neumodische re-imagining, das ja vor ein paar Jahren mit der Filmindustrie begonnen hat (was war so verkehrt mit dem alten Conan? Der hatte zumindest Arnold Schwarzenegger. Der neue Conan hat nur einen Typen, von dem ich noch nie was gehört habe).

Vielleicht geht mir auch dieser neue Hype-Trend in der Whiskyindustrie auf den Sack, bei dem irgendwelche mehr oder weniger mediokren Produkte in aufwändiger Verpackung zu Mondpreisen verjazzt werden (Ja, Ardbeg und Highland Park, ich schaue Euch an).

An sich ist das Projekt natürlich nicht ganz unspannend und insofern bin ich gerne bereit, den Lost Distilleries eine Chance zu geben. Da pro Flasche aber knapp 60,- EUR aufgerufen werden, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich zur Verkostung aufraffe.

- Euer Tomas Aquinas




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