Samstag, 15. November 2014

Islay Storm NAS (40% Vol.)

"Du Bastard!" ... so etwas hört natürlich niemand gerne und der Ausruf wäre, je nach Kulturkreis, entweder Anlass für eine Beleidigungsklage (in Deutschland) oder eine Schmarre mit dem Klappmesser (in ... na ihr wisst schon). Unser heutiger Whisky hat aber keinen Grund, angefressen zu sein, wenn wir ihn so bezeichnen - denn Bastard Malt ist der gängige Begriff für einen schottischen Single Malt, dessen eigentlicher Hersteller ungenannt bleiben möchte, und welcher daher unter einem anderen Markennamen vertrieben wird. Der Hauptgrund dafür ist nicht unbedingt, dass die eigentliche Brennerei mit dem Produkt "nichts zu tun haben möchte" (weil es z.B. minderwertig oder ähnliches wäre), sondern meistens ist die Ursache darin zu suchen, dass die Originalabfüller sich selbst sonst Konkurrenz machen würden, eventuell sogar in einem niedrigeren Preissegment.

Der Islay Storm wird vertrieben von einer Firma namens C.S. James & Sons in Glasgow (keine Webseite). Insgesamt vermute ich aber mal, ausgehend vom verfügbaren Material, dass es sich um eine eher kleinere Klitsche handelt, und dass sowohl Abfüllung, Verpackung und Versand outgesourced sind. Ein Herr Harry Brian Crook fungiert als Geschäftsführer (jedenfalls tat er das 2005). Das angegebene Firmenkapital beträgt stolze 100 GBP (in Worten: einhundert britische Pfund). Herr Crook ist für mich allerdings kein Unbekannter, denn er hat laut Firmenprofil bereits für die Vintage Malt Whisky Company (VMWC) gearbeitet (Produzenten des Glenalmond und des Finlaggan). Wenn man nun auf deren Webseite sucht, findet man die Information, dass die Vintage Malt im Jahr 1992 von einem Herrn Brian Crook gegründet wurde. Da wage ich doch einmal den educated guess, dass Harry Brian Crook und Brian Crook ein und dieselbe Person sind. Und damit hätten wir auch eine Erklärung für die Unscheinbarkeit von C.S. James & Sons. Es ist ganz einfach eine Tochterfirma (genauer gesagt: nur eine Briefkastenfirma) der VMWC.

Der Whisky selbst kommt, wie der Name schon sagt, von Islay. Manche glauben: von Laphroaig. Manche glauben: von Caol Ila. Ist mir, ehrlich gesagt, gar nicht so wichtig. Vom Geschmack her tendiere ich eher zu letzterem. Eine Flasche Islay Storm kostet im Einzelhandel um die 30,- EUR. Es gab auch noch eine Abfüllung mit 12 Jahren, die ist allerdings wohl nur noch selten erhältlich, jedenfalls in Deutschland (ich finde zurzeit nur ein einziges Angebot für ca. 37,- EUR).




Art und Herkunft: Single Malt, Islay

Besonderheiten: unbekannter Hersteller / Bastard Malt

Aussehen und Aroma: Hellgelb, frisches Stroh. Einige Schwebeteilchen unbekannter Herkunft. Süßlich-frische Nase, Seetang. Leicht medizinisch, Jod. Nicht so viel Torf.

Geschmack: Süß und cremig. Doch einiger Torf auf der Zunge. Seetang. Würzig, altes Leder. Eventuell etwas Bourbonfass?

Abgang: Eher lang und trocken. Tonerde. Auch zum Ende hin noch rauchig.

Fazit/Tipp: Sehr maritim und torfig, aber kein Torfmonster. Ziemlich gut ausbalanciert und kräftig. Bei Zusatz von Wasser neue Noten von Zitrus und Bienenwachs. Jedoch nicht zu empfehlen, da dem Whisky verdünnt doch schnell die Puste ausgeht. Für einen Preis von 30,- EUR fast schon ein Schnäppchen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 22. November 2014.

- Euer Tomas Aquinas

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