Samstag, 20. August 2016

Bowmore Black Rock NAS (40% Vol.)

Um es gleich vorweg zu sagen: Bowmore ist nicht meine Lieblingsdestillerie auf Islay. Da kommen noch so etwa ... fünf vorher. Was nicht heißt, dass ich die Whiskys vom Loch Indaal ablehne oder so - das nun wirklich nicht. Aber wenn ich mir die Verkostungen der letzten Jahre mal so anschaue, dann habe ich eigentlich nur zwei von ihnen wirklich einigermaßen überschwänglich bewertet: einmal den Tempest aus der Limited Edition und einmal den Zwölfjährigen von der Ultimate Whisky Company. Plattfuss und ich sprachen anlässlich der heutigen Verkostung nochmal darüber und wir kamen zu dem Schluss, dass ein Großteil der Bowmores uns etwas zu nichtssagend daherkommt. Um das Wort "lasch" mal zu vermeiden. 

Gibt es was Neues bei Bowmore? Dass immer mehr Abfüllungen ohne Jahresangabe erscheinen, ist keine Nachricht mehr wert. Das ist die neue Whiskywelt, die sich vor ein paar Jahren noch erst zaghaft ankündigte. Ansonsten fast alles beim Alten. Suntory scheint den Laden gut im Griff zu haben. Der heute besprochene Black Rock stammt aus der Travel Exclusive-Reihe, die im zweiten Quartal 2014 ursprünglich als Travel Retail Range startete. Ziel war es, 
(to) celebrate the rich diversity of this unique and enchanting environment, whilst communicating the provenance, tradition and craftmanship of Bowmore
und natürlich auch, angesichts der gleichbleibenden (bzw. steigenden) Whiskypreise den Flugreisenden, der auch im Travel Value nicht mehr auf satte Rabatte rechnen darf, zumindest einen gewissen Anreiz (den der "Exklusivität" nämlich) zu bieten, zur Literflasche Bowmore zu greifen. Für die Flasche habe ich übrigens am Flughafen Stansted vor zwei Wochen 38,99 GBP (44,- EUR) erlegt; online hätte ich ihn in Deutschland schon ab 39,99 bekommen. Der Black Rock kommt - wie fast alle seiner Kollegen aus der Kollektion - ohne Altersstatement. Er sollte eine deutliche Sherrynote haben und der Werbetext verspricht mir darüber hinaus a delicious balance of peat smoke, treacle toffee and orange.



Art und Herkunft: Single Malt, Schottland (Islay)

Besonderheiten: Reifung "hauptsächlich" in spanischen Sherryfässern

Aussehen und Aroma: Dunkler Bernstein mit einem orangefarbenen Schimmer. In der Nase süß (Grafschafter Goldsaft) und phenolisch, jedoch - wie eigentlich die meisten Bowmores - kein Torfmonster. Etwas bittere Orange. Sonst wenig Neues.

Geschmack: Ein etwas wässriges Mundgefühl, aber gleichzeitig ein scharfer Antritt. Relativ würzig, mit eher verhaltenem Torf und deutlichem Sherryfass. Vielleicht Anklänge von roten Früchten?

Abgang: Mittel bis lang und relativ erdig. Vom versprochenen Meersalz spüre ich nicht wirklich etwas.

Fazit/Tipp: Ein anständiger Single Malt, der sich nicht recht entscheiden kann, welche Richtung er einschlagen will. Keine Fehlinvestition, aber doch "zu sehr Bowmore", um mich vom Hocker zu reißen. Zumindest geruchlich tut ihm ein Schluck Wasser gut und gibt ihm etwas mehr Charakter: der Torf kommt - zusammen mit Noten von Fichten und Waldboden - mehr durch. Im Geschmack wird er dann trockener; viele neue Aromen erschließen sich doch nicht gerade. Deutlich pfeffriger im Abgang.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 27. August 2016.

- Euer Tomas Aquinas

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