Gestern hatten wir unseren zweiten Versuch im Braugarten, das diesjährige Weihnachtsbier auf den Weg zu bringen. Kesseldienst hatten diesmal Plattfuss und ich. Eigentlich wollten wir eine neue Einsendung von whic.de verkosten, aber diese blieb dann aus Versehen doch zuhause liegen. Aber gottlob hatten wir noch (zum ersten Mal!) eine unangebrochene Flasche Asbach Uralt im Garten, über die wir uns dann auch – zwecks Vertreibung der morgendlichen Kälte – zügig hermachten.
Asbach Uralt ist - wie der Name nahelegt - eine Legende in deutschen Regalen. Nur wenige heimische Alkoholmarken, gerade im Weinbrandbereich, dürften so geläufig und den meisten Menschen jederzeit abrufbar sein wie diese. Daneben kennt man in der Regel nur wenige "Standards", meistens noch den Mariacron und den Chantré. Alle drei sind Weinbrände aus Deutschland (allerdings nicht "Deutsche Weinbrände", denn wer diese Bezeichnung führen möchte, muss mindestens 38 Volumenprozente haben) und - wie gesagt - bereits seit Jahrzehnten hier heimisch. Tatsächlich ist der Asbach einst der allererste in Deutschland (1892) produzierte Weinbrand gewesen. Selbstverständlich wurde er damals noch nicht "Weinbrand", sondern "Cognac" oder "Kognak" genannt. Das ist übrigens nicht erst seit den EU-Verträgen verboten, sondern wurde den Deutschen schon im Versailler Vertrag untersagt. Die Bezeichnung "Weinbrand" gibt es laut Gesetz nunmehr seit dem Jahr 1923. Die Marke Asbach ist schon seit den frühen Neunzigern des letzten Jahrhunderts nicht mehr in Familienbesitz; nach mehreren Übernahmen kreuz und quer gehört sie mittlerweile zur Underberg AG.
Nun dachte ich immer, die meisten Kneipengänger trinken ihren Asbach gerne mit Cola (tatsächlich gibt es ihn auch fertig gemixt mit Cola in der Dose, was dann Coola heißt), aber die Frage ist, ob er dafür nicht eigentlich zu schade ist. Wir probieren ihn also heute natürlich pur. Im Übrigen hat das Haus Asbach noch höherwertige, teilweise sehr hochpreisige Produkte im Angebot, bis hin zu einer Jahrgangsabfüllung von 1972, die um die 2000,- EUR kosten soll. Eine Flasche Uralt sollte jedoch in der Regel für um die 10,- EUR zu bekommen sein.
Art und Herkunft: Weinbrand, Deutschland (Hessen).
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Dunkler Bernstein (laut Hersteller "topasfarben"). Im Geruch dezent süß, Schaumzucker. Leichte Traubenaromen. Das Eichenfass kommt recht deutlich durch. Ein Hauch von Ethanol.
Geschmack: Ein bisschen wässrig auf der Zunge. Ansonsten Weintrauben, süßlich, etwas staubiges Holz. Eventuell so etwas wie Haselnuss?
Abgang: Mittellang und trockener werdend.
Fazit/Tipp: Kein überwältigendes Geschmackserlebnis, aber für das kleine Geld ein wirklich anständiger Schluck, der weder Cola noch sonstige Mixer benötigt. Je länger er im Mund verbleibt, desto stärker kommt der Fasscharakter zur Geltung.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 27. Oktober 2019.
Verkostung: Plattfuss und Jan B.
Text: Jan B.
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