Sonntag, 12. Januar 2020

Gran Duque de Alba Xtra Old NAS (40,0% Vol.)

Wie viele spanische Weinkellereien in dem Gebiet rund um Jerez tragen auch die Bodegas Williams & Humbert einen englisch oder zumindest britisch klingenden Namen (siehe z.B. auch Osborne). Die Briten entwickelten im 17. und 18. Jahrhundert einen derart großen Durst nach dem in der Gegend heimischen Likörwein, den sie Sherry nannten, dass einige findige britische Kaufleute auf die Idee kamen, doch lieber selbst dort Weingüter und -kellereien zu gründen, als sich auf den damals recht unzuverlässigen Import zu verlassen.

Auch Williams & Humbert (W&H) geht auf so eine Initiative zurück. Gegründet wurde die Bodega im Jahr 1877 von Sir Alexander Williams (der ansonsten so unauffällig gelebt haben muss, dass er noch nicht einmal einen Eintrag bei Wikipedia hat) und Arthur Humbert (dito). Sie ist heute jedoch nicht mehr im Besitz der Gründerfamilie, sondern wurde schon vor einigen Jährchen von der Firma Luis Paez gekauft, die sich damals zu jeweils 50% im Besitz von José Medina & Co. sowie der niederländischen Ahold (Albert Heijn!) befand. Im Jahr 2005 kauften die Medinas die Niederländer aus und seitdem heißt diese Tochtergesellschaft nicht mehr Luis Paez, sondern Williams & Humbert.

Wie die meisten dieser großen Bodegas verdienen W&H ihr Geld bei weitem nicht nur mit Wein und Weinbrand: hergestellt werden unter anderem auch Rums, Liköre, Gin (!) nebst Lebensmitteln wie Käse und Schinken. Der Brandy der Firma wird - wie üblich - nach dem Solera-Verfahren "vermählt" (verschnitten), sodass keine konkreten Altersangaben möglich sind. Der heute vorgestellte Gran Duque de Alba (ein sehr unglücklicher Name für Bewohner der ehemaligen spanischen Niederlande) Xtra Old wurde verschnitten aus zwei anderen Brandys, nämlich dem normalen Gran Duque de Alba sowie dem Gran Duque de Alba Oro. Er kostet online so Pi mal Daumen 45,- EUR.


Art und Herkunft: Brandy/Weinbrand, Spanien (Andalusien).

Besonderheiten: Solera Gran Reserva, Mindestalter 36 Monate (in aller Regel aber erheblich älter).

Aussehen und Aroma: Sehr dunkles Braun (anhand einer Farbtafel verschiedener Holzarten würde ich sagen: so etwa Palisander) mit rötlichem Schimmer. Eine sehr reiche Nase mit Noten von eingelegten Rosinen, Kaffee, Schwarzwälder Kirschtorte. Vanille von den amerikanischen Eichenfässern.

Geschmack: Weich, geschmeidig, cremig am Gaumen. Zuckersüß auf der Zungenspitze, wieder mit Kaffee, viel Vanille und reifen Weintrauben. Flan.

Abgang: Lang und sanft, etwas wärmend. Mehr Weintraube zum Schluss hin.

Fazit/Tipp: Bei der Verkostung waren wir uns einig, dass dies der beste Weinbrand ist, den wir bis jetzt probiert haben (wobei Weinbrand zugegebenermaßen nicht unser Spezialgebiet ist). Ein durch und durch angenehmer Tropfen, der den Vergleich mit einem guten Single Malt oder ähnlichen Produkten überhaupt nicht zu scheuen braucht. Eine einstimmige Kaufempfehlung der Redaktion.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 19. Januar 2020.

Verkostung: Plattfuss, Tomas A., Jan B.

Text: Jan B.


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