Sonntag, 5. Januar 2020

Sind so kleine Biere, Teil LXXXVIII: Maallust De Pauper Spelt Bier (5,5% Vol.)

Das Dorf Veenhuizen kannte ich bisher noch nicht, aber die Recherche für diesen Artikel hat so viel Interessantes zutage gefördert, dass ich beschlossen habe: da fahre ich mal hin! Es wurde bereits im 14. Jahrhundert zur Urbachmachung der großen Sumpfgebiete in der Umgebung gegründet. Im 19. Jahrhundert siedelte die niederländische "Gesellschaft für die Wohlfahrt" dort arme Menschen, Bettler, Landstreicher und Waisenkinder an, damit diese außerhalb der überfüllten Armenghettos in den großen Städten einen Lebensunterhalt erwerben konnten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts übernahm der Staat die Siedlung und widmete sie zu einem großen Gefängniskomplex um, in dem die Strafgefangenen sich im Rahmen des Möglichen selbst versorgen sollten. Seit 1981 ist Veenhuizen wieder für die Allgemeinheit zugänglich, aber Gefangene leben und arbeiten dort noch immer.

Neben ein paar gastronomischen Betrieben gibt es hier seit 2011 auch die Brauerei Maallust, die von einer Gruppe von 25 Investoren gegründet wurde. Sie befindet sich in denjenigen Gebäuden der Gefängniskolonie, die früher die Getreidemühle, die Molkerei und das Getreidesilo beherbergten - ein passender Ort also. Angeschlossen ist ebenfalls eine Kneipe, in der die Produkte der Brauerei in aller Ruhe verkostet werden können. Das gegenwärtige Portfolio umfasst zehn Biere, die allesamt Namen tragen, die irgendwie mit der Geschichte Veenhuizens zu tun haben. Das heute verkostete Dinkelbier (Dinkel ist eine sehr alte, traditionell schon immer zum Brauen verwendete Getreidesorte) heißt z.B. De Pauper, auf Deutsch: Der (oder Die) Arme.

Art und Herkunft: Spezialbier/Blond, Niederlande (Drenthe).

Besonderheiten: Aus Dinkelmalz gebraut.

Aussehen und Aroma: Die Brauerei empfiehlt den Verzehr aus einem Pokalglas. Unter diesen Umständen hat das De Pauper keine Schaumkrone. In der Farbe ist es goldblond. In der Nase zeigen sich Noten von frischem Brot und leichter Orangenzeste, mit deutlich süßem Malz.

Geschmack: Erheblich weniger süßlich als befürchtet, aber sehr viel Getreide. Dezente Röstaromen. Zum Ende hin etwas süßlich-säuerlicher, vielleicht ein Hauch von Aprikose?

Abgang: Mittellang und sanft. Erst jetzt zeigt sich eine deutlichere, jedoch immer noch gebremste Hopfigkeit.

Fazit/Tipp: Ein sehr trinkbares und erfrischendes Bier, das dennoch nicht leicht zu klassifizieren ist. Ist es der Dinkel alleine, der ihm diesen etwas exotischen Geschmack verleiht?

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 12. Januar 2020.

Verkostung & Text: Jan B.


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