Sonntag, 9. Februar 2020

Sind so kleine Biere, Teil XC: Van Steenberge Aardig Geitje (5,0% Vol.)

Ein seltsames Bier, das da heute vor mir steht. Auf dem niedlichen Etikett sieht man außer dem Namen des Produkts ("nettes Zicklein") so gut wie nichts an konkreter Information. Was da steht? Inhalt (75 cl), Alkoholgehalt (5%), Ablaufdatum (August 2020) sowie der Herstellungsort (B-9940 Ertvelde). Und darum wissen wir überhaupt erst, dass hinter diesem Bier die Brauerei Van Steenberge (Piraat, Gulden Draak, Augustijn, usw.) stehen muss, denn diese ist die einzige, welche es in dem 8.000-Seelen-Ort gibt - und das übrigens auch schon seit 1784. Eine echte Craftbrauerei ist Van Steenberge mit ihrem recht großen und in Teilen auch überregional bekannten Sortiment (das Piraat gibt es regelmäßig auch bei Lidl Deutschland) zwar nicht, aber immerhin noch stets in Familienbesitz, und das haben wir ja auch schon in anderen Fällen als Ersatz für das Craft- gelten lassen. Außerdem geht es in unserer Serie über "kleine Biere" munter auf die Folge C (100) zu, da wollen wir mal nicht so streng sein.

Wenn man sich die Webseite von Van Steenberge anschaut, dann wird man das Aardig Geitje nicht finden. Überhaupt sieht man es, wenn nicht auf einschlägigen Bierbewertungsportalen, dann ansonsten fast ausschließlich auf den Webseiten niederländischer Getränkehändler, wo die Flasche in der Regel um die fünf Euro kosten soll. Bei mir regt sich daher der Verdacht, das Produkt könnte speziell für den niederländischen Markt gemacht worden sein, denn es erfüllt die gängigen Klischees eines "echt belgischen Biers": Magnumflasche, Champagnerkorken, neckischer Name, bäuerlich-romantisches Etikett. Im Inneren befindet sich aber "nur" ein Pils, was man normalerweise eher nicht in solcher Aufmachung vermuten würde. Nun gut: schauen wir einmal, ob es denn auch schmeckt.


Art und Herkunft: Pilsener, Belgien (Ostflandern).

Besonderheiten: Künstlerische Aufmachung.

Aussehen und Aroma: Hellgolden und ganz klar. Eine kleine Krone, die sehr schnell in sich zusammenbricht. Eine sehr leicht blumig-süßliche Nase, vielleicht etwas Honig und frisches Weißbrot?

Geschmack: Süßlich-säuerlicher, feinperliger Antritt, der wieder ganz sachte an Honig denken lässt. Reife gelbe Früchte, vielleicht auch so etwas wie Mirabelle. Keine nennenswerte Bitterkeit.

Abgang: Ziemlich kurz und sanft. Ganz feine Hopfennoten stehen noch eine Weile nach.

Fazit/Tipp: Wie eingangs vermutet, ist der Inhalt der Flasche weniger aufregend als die Aufmachung. Das soll nicht heißen, dass das Aardig Geitje ein schlechtes Bier wäre: einem deutschen Fernsehpils ist es immer noch haushoch überlegen, da es durchaus einige interessante, wenn auch dezente Akzente zu setzen weiß. Wer es für um die fünf Euro irgendwo stehen sieht, kann es also getrost mitnehmen. Schlecht beraten ist man aber, wenn man aufgrund der etwas rustikalen Aufmachung irgendein kräftiges, belgisches "Bauernbier" erwartet.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 16. Februar 2020.

Verkostung: Tomas A. und Jan B.

Text: Jan B.


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