Sonntag, 23. Februar 2020

Sind so kleine Biere, Teil XCI: Ne Toffen vs. Willemken vs. Dikke Toon (Brouwersnös)

Der heutige Beitrag ist eine Art Nachklapp zu einem redaktionellen Beisammensein und Biertasting im Hause Plattfuss vor ein paar Wochen. Einige der Biere waren "außer Konkurrenz", aber die drei, über die ich heute berichte, hatten wir vorher noch nie probiert und sie weckten von Beginn an unser Interesse.

Wenn man sich die Flaschen anschaut, dann erinnern sie einen sehr stark an die Aufmachung der Produkte der Rügener Insel-Brauerei (RIB). Erst dachten wir: "schamlos abgekupfert", aber nein - die drei Gründer von Brouwersnös (Jos Oostendorp, Andries de Groen, Frans de Groen) sind laut ihrer Webseite gleichzeitig Miteigentümer bei der RIB, bei der Anderson Valley Brewing Co. (USA) sowie bei Wilderen (Belgien). Daher also kommt wohl die "Inspiration".

Brouwersnös selbst war so eine Art Auftragsarbeit. Die Bürgermeisterin von Groenlo (das liegt im so genannten Achterhoek, dicht an der Grenze zu Deutschland) war der Meinung, dass die Gemeinde eigentlich wieder (bis Anfang des 21. Jahrhunderts saß Grolsch hier) eine eigene Brauerei haben sollte. Die Stadt war auch bereit, potenziellen Investoren bzw. Gründern finanziell bzw. mit Immobilien entgegen zu kommen, und so konnte dann tatsächlich im Jahre 2018 die Produktion beginnen. Das -nös im Namen der Brauerei hat übrigens nichts mit dem niederländischen Wort neus = Nase zu tun, sondern kommt aus dem lokalen Dialekt ("Niedersächsisch") und bedeutet so viel wie "Nest".

Insgesamt sind zurzeit neun verschiedene Produkte im Angebot; getestet haben wir "querbeet" drei davon.


Brouwersnös Ne Toffen (3,8% Vol.)

Art und Herkunft: Amber Ale, Niederlande (Gelderland).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Heller Bernstein, mittlere und feste Krone. Wenig in der Nase, leichte Frucht, eventuell Quitte oder Mirabelle.

Geschmack: Feinperlig aber spritzig auf der Zunge. Leicht säuerliche Fruchtnoten, vielleicht ein Hauch von Erdbeere? Bisschen Banane?

Abgang: Kurz und leicht süßlich.

Fazit/Tipp: Recht zischig und erfrischend. Gut trinkbar und nicht so malzig-süß wie viele andere "rote" Biere.


Brouwersnös Willemken (5,8% Vol.)

Art und Herkunft: Blond, siehe oben.

Besonderheiten: Aus vier verschiedenen Getreidesorten - Roggen, Dinkel, Weizen, Gerste.

Aussehen und Aroma: Golden mit großer und fester Krone. Leicht trüb mit vollreifer Frucht (sicherlich Banane, aber auch Beeren). 

Geschmack: Eher vollmundig als frisch. Säuerlich mit malzigen Untertönen. So etwas wie sehr dezente Cranberrys? Bitterere Noten zeigen sich erst relativ spät.

Abgang: Mittellang, die eher säuerlichen Eindrücke bleiben uns am längsten erhalten.

Fazit/Tipp: Zuerst waren wir von den teilweise etwas widersprüchlich scheinenden Eindrücken etwas verwirrt, aber letztendlich zeigte es sich doch als gut verdauliches und sogar erfrischendes Bier.


Brouwersnös Dikke Toon (8,2% Vol.)

Art und Herkunft: Imperial Stout, siehe oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Rotbraun bis -schwarz, so wie es sich gehört. Kleine, flüchtige Krone. Ziemlich dezente Nase, etwas Schokolade und Johannisbeere.

Geschmack: Weich, aber nicht fade. Süßlicher Antritt. Nur dezent malzig, recht viel dunkle Schokolade und Kaffee. Schwarze Johannisbeere.

Abgang: Relativ lang, zum Ende hin etwas Lakritze.

Fazit/Tipp: Ein ordentlich rundes und cremiges Stout, am besten bei etwas unter Zimmertemperatur zu trinken.

Gesamtfazit: Wir sind beeindruckt - drei ganz verschiedene Biere derselben Brauerei, und keine Niete dabei. Das macht Lust auf weitere Versuche.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 1. März 2020.

Verkostung: Plattfuss, Tomas A., Jan B.

Text: Jan B.





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