Den heutigen Artikel verdanken wir indirekt wieder einmal Plattfuss, denn der Bowmore 12 war der Whisky, den er freundlicherweise noch Anno 2011 zum geselligen Weihnachtsabend mit meiner Frau und mir beisteuerte. Der Abend war gottlob nicht so weit fortgeschritten, als wir zur Verkostung kamen, so dass auch heute noch meine Notizen ganz gut lesbar sind ... was sonst bekanntlich nicht immer der Fall ist. Der Bowmore Enigma hingegen war Teil des Line-Ups für den bereits an anderer Stelle besprochenen Whiskyabend bei ihm zu Hause.
Zwei zwölfjährige Malts aus dem Hause Bowmore also, die um unsere Gunst buhlen. Die Bowmore ist eine klassische Brennerei (gegründet Ende des 18. Jahrhunderts) der Insel Islay und ihre imposanten weißgetünchten Gebäude stehen direkt am Meer in der großen Bucht von Loch Indaal oder Lochindaal. Die Nähe zur See verleiht den Whiskys von Bowmore, so sagt man jedenfalls, ihren maritimen und jodsalzlastigen Charakter. Die Firma gehört seit den 1990ern zur japanischen Suntory-Gruppe (die mit den nationalen Single Malts Hakushu, Hibiki und Yamazaki bereits vor dem Ankauf ein eindrucksvolles Portfolio aufzuweisen hatte). Bowmore zeichnet sich traditionell dadurch aus, dass sie für die Lagerung ihrer Whiskys stärker als andere Brennereien von Islay auf Sherry-Oloroso-Fässer zurückgreift. Ansonsten lohnt die schön unterhaltene Webseite mit ihren harten Fakten und romantischen Legenden von der Insel definitiv einen Besuch. Unter dem Namen Inner Core läuft ein Statusprogramm, für welches individuelle Einladungen verteilt werden.
[Bild: Neil Wilkie auf flickr.com (BY-NC 2.0)]
Die beiden verkosteten Whiskys sind 12 Jahre alt; der "klassische" Single Malt ist sozusagen das Brot- und Buttergeschäft von Bowmore - und gleichzeitig wohl der am meisten verkaufte Tropfen aus dem Sortiment. Der Enigma wurde speziell für die Travel Retail Range kreiert, also für den Verkauf in Einlitergebinden an Flughäfen usw. Vom Literpreis her ist der "normale" Zwölfjährige gut sechs bis sieben Euro teurer als der Enigma. Ansonsten unterscheiden sich die beiden Brüder dadurch, dass der Enigma einen noch höheren Sherryfassanteil aufweist.
Aussehen und Aroma: Der Bowmore 12 ist eine Kleinigkeit heller als der Enigma, in der Nase finden sich Rauch, Hafer und warmes Holz. Der Enigma zeigt Nuancen von Jod, Pfeffer und jungem Leder.
Geschmack: Beide Destillate sind sehr phenolisch, jedoch in dieser Stärke auch keine ausgesprochenen "Torfmonster". Etwas mehr als der Enigma zeigt der Bowmore 12 eine kernige Salzigkeit, während der Enigma mit einer eher milden Süße aufwartet, die durch unverkennbare Kräuteraromen ergänzt wird. Der Zusatz von Wasser kann bei beiden getrost unterbleiben, der Bowmore 12 gewinnt noch etwas mehr Salz, das ist alles.
Abgang: Bei beiden für meinen Geschmack eher mittellang und mild, beim Bowmore 12 jedoch bleibt ein Hauch der Aromen noch länger im Nachklang.
Fazit: Beides sehr schöne Whiskys zu einem akzeptablen Preis. Der Enigma ist meines Erachtens etwas nuancierter im Ausdruck, allerdings hat er nicht ganz die so typische Salzigkeit der Bowmores. Wer diese sucht, ist mit dem "nomalen" Zwölfjährigen eventuell besser bedient.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint wegen der Feiertage bereits am Karfreitag, den 6. April 2012.
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