Samstag, 16. November 2013

Glen Orchy 8 J. (40% Vol.)

Irgendwann im letzten Frühling war ich mal wieder bei Lidl - wo ich sonst nicht so oft bin - und schaute mir mal die Spirituosen an. Eigentlich war ich auf dem Weg zu meiner Mutter und wollte ihr noch schnell ein Fläschchen mitbringen. Sie war damals noch auf dem Trip, den Scotch von Lidl (Queen Margot) trinken zu müssen, nicht dass hier alle denken, ich würde für mein altes Mütterchen nur Schnaps vom Discounter springen lassen. Mittlerweile habe ich ihr den Dämon allerdings etwas ausgetrieben und sie bekommt jetzt regelmäßige Infusionen mit Black Grouse, immerhin. Aber das ist ja ein anderes Thema. Also ... ich stand vor dem Schnapsregal und sah die Flasche Glen Orchy in der Zone für nicht ständig am Lager seiende Produkte stehen ... und schlug für 11,99 dann doch spontan zu. Ein Vatted Malt, acht Jahre alt, immerhin.

Aber bevor ich sie trank, wollte ich unbedingt wissen, wo sie herkam. So aus Neugier. Und überhaupt und so. Also, Beginn der Detektivarbeit. Die Flasche ist ziemlich auffällig, dreieckig. Ich dachte natürlich sofort an Grant's (von William Grant & Sons). Aber was steht auf dem Etikett? The Clydesdale Scotch Whisky Company (CSWC). Nun gab es mal eine Clydesdale Destillery in den Lowlands, diese schloss allerdings schon kurz nach dem 1. Weltkrieg ihre Tore, also wohl keine Verwandtschaft. Weiterhin gibt es eine Clydesdale Original Scotch Whisky Company (die übrigens nicht in Schottland sondern in Tunbridge Wells, Kent, sitzt) - aber die sind eigentlich unabhängige Abfüller von Single Malts und haben auch einen Disclaimer auf ihrer Webseite, wo sie darauf hinweisen, dass sie eine ganz andere Firma sind als die Clydesdale Scotch Whisky Company. Puuh. Na gut, also doch eine Handelsmarke von Lidl? Nein.

Ein Blick ins offizielle britische Firmenregister schuf dann endlich Klarheit. Die CSWC wird dort unter der Nummer SC333869 geführt, als dormant company (inaktive Firma), das heißt, sie hat - mit ein paar Ausnahmen - keinen aktiven Zahlungsverkehr (mehr). Dies bedeutet nicht die Insolvenz, wird aber oft in Firmen so gehandhabt, deren Namen man schützen will (als Marke), da die Firma weiterexistiert. Adresse: 148 Terregles Avenue, Glasgow G414RR. Schauen wir mal auf Google Maps. Hmmm. Keine Firmengebäude weit und breit. Ein paar graue Ein- und Zweifamilienhäuser. Nach ein paar weiteren Klicks ist die Sache klar. Es ist eine Briefkastenfirma von (Trommelwirbel) Whyte & Mackay. Die sitzen ja immerhin auch in Glasgow. Ok, Endstation. Aber die beteiligten Destillerien kennen wir immer noch nicht. Wenn es von Whyte & Mackay ist, könnte Tamnavulin mit drin sein. Oder Jura. Oder Fettercairn. Oder Dalmore. Aber wer weiß. Auf zur Verkostung.

Auf der Flasche steht, er biete delicious flavours of creamy toffee, chocolate, marzipan and dried fruits.

Bild: TAQ

Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Schottland

Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben, relativ dunkel. Farbjustiert. Eine recht süße Nase. Junge Eiche, Vanille. Etwas Rosinen in der Hinterhand. Weichkaramellen.

Geschmack: Ein sehr weiches Mundgefühl. Kurz nach der ersten Benetzung der Zunge schon die erste Schärfe. Auch wieder recht süß. Toffee finde ich nicht so, aber das mit dem Marzipan kommt hin. Etwas Bitterkeit, Roggenbrötchen. Zartbitterschokolade.

Abgang: Mittel, kräftige Eiche. Warm.

Fazit: Ein ziemlich nivellierter, angepasster Schluck ohne Überraschungen. Leicht zu trinken. Wenige neue Eindrücke. Für den wirklich geringen Preis aber praktisch schon eine Kaufempfehlung.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 23. November 2013.

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