Ich kann nichts dafür, dass diese Verkostung anfing wie ein schlechter Agentenkrimi. Das Einzige, was nicht ganz stilecht war, war das Setting: Nicht in einem monegassischen Spielcasino sondern auf einer recht gut besuchten Grillparty in der Schrebergartenkolonie begann sie. Aber, wie man sehen wird, geheimnisvoll genug war sie auf jeden Fall. Hochsommer 2013 und - wie gesagt - ich war auf einer Grillparty in den lokalen Kleingärten eingeladen. Als ich mich gerade an der Bar versorgt hatte, trat ein Typ auf mich zu, den ich zwar vorher schon mal gesehen, jedoch noch nie wirklich gesprochen hatte und den ich auch nicht weiter einordnen konnte (Name, Beruf, sexuelle Orientierung, ...). Aber irgendwie so etwas wie der Freund eines Freundes eines Bekannten, das beschreibt es wohl recht gut. Er quatschte mich auch sofort an und fragte, ob ich nicht Tomas Aquinas sei. Als ich bejahte, sagte er mir, er habe etwas für mich, was ich beizeiten einmal verkosten solle. Und stellte das unten abgebildete Einmachglas vor mich hin.
Auf meine fragenden Blicke erwiderte er, es sei der schwarz gebrannte (richtiger wohl: geheim gebrannte) Moonshine eines seiner Bekannten. Über den Bekannten könne er mir natürlich weiter nichts verraten, das Ganze sei ja bekanntlich illegal. Dafür hatte ich natürlich Verständnis, fragte aber, ob der Bekannte denn wohl zumindest für ein Interview, gerne auch per email über anonyme Adressen wie z.B. Guerrillamail, bereit sei. Denn mich hätte die Arbeit eines echten Geheimbrenners natürlich brennend (kein Wortspiel beabsichtigt) interessiert. Aber da man mich anscheinend vom Blog her kannte und als Testperson ausgewählt hatte, war die Frage wohl vorauszusehen gewesen: Nein, wurde mir gesagt - der Geheimbrenner habe keinerlei Wunsch, mit mir in Kontakt zu treten und werde auch sonst keine Fragen beantworten. Nun gut, damit musste ich mich wohl zufriedengeben, bestand aber aus Sicherheitsgründen darauf, dass der geheimnisvolle Bote, bevor er seinen Abschied nahm, noch einen guten Schluck aus dem Einmachglas tat. Die Gründe dafür brauche ich wohl weiter nicht zu erläutern, sie zeigen jedoch, dass ich ein durchaus misstrauischer Mensch bin.
Nachteil an der ganzen Sache ist, dass ich nun leider gar keine weiteren Hintergrundinformationen zu dem Produkt liefern kann. Man kann natürlich spekulieren, so viel man will: fest steht a) dass das private Brennen von Spirituosen in Deutschland illegal ist und b) deshalb bestraft werden kann, je nach Schwere des Vergehens (in der Regel Geldstrafe). Gehen wir davon aus, dass es sich bei unserem Mr. X um einen Hobbybrenner handelt, der das Ganze aus Spaß an der Freud macht und nicht, um mit illegalem Schnaps richtig Kohle zu scheffeln. In dem Fall hat er vielleicht nur eine kleine Destille in der Garage oder im Geräteschuppen, die sich einfach zerlegen und tarnen lässt. Wie dieser Link zeigt, gibt es für recht kleines Geld ja schon durchaus ansehnliche kupferne Mini-Stills, die vom Amt teilweise toleriert werden, sofern man keinen Schindluder damit treibt (Destilliervermögen maximal 0,5 Liter). Grundsätzlich reichen aber auch ein paar Haushaltspötte, einfache Kühlmittel sowie ein paar Teile aus dem Chemiebaukasten, Eimer, Trichter usw.
Bild: TAQ
Art und Herkunft: New Make Spirit/Moonshine, Deutschland [unbekannter Brenner]
Aussehen und Aroma: Farbe - na was denkt Ihr wohl? Durchsichtig! Keine Trübungen, keine Schwebeteilchen erkennbar. Geruchlich teilweise streng, teilweise stechend bis süßlich. Aceton. Blumenerde und frische Sägespäne. Ein Hauch von Wacholder?
Geschmack: Im Antritt sehr raß. Im Mittelteil deutlich besser und süßer. Erdig und leichter Torf. Wieder Wacholder.
Abgang: Sehr kurz, heiß.
Fazit/Tipp: Mit etwas Wasser deutlich milder und noch etwas süßer. Ein Hauch von Zitrus weht hindurch. Wirkt dennoch etwas künstlich. Wegen des Nervenkitzels insgesamt eine gute Note, ein interessantes Experiment. Gut, so etwas mal zu probieren aber nichts für den täglichen Gebrauch. Wegen der fehlenden Infos schwer zu kategorisieren. Aufgrund des deutlichen Wacholderthemas eventuell sogar ein angehender Gin?
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 4. Januar 2014.
Geschmack: Im Antritt sehr raß. Im Mittelteil deutlich besser und süßer. Erdig und leichter Torf. Wieder Wacholder.
Abgang: Sehr kurz, heiß.
Fazit/Tipp: Mit etwas Wasser deutlich milder und noch etwas süßer. Ein Hauch von Zitrus weht hindurch. Wirkt dennoch etwas künstlich. Wegen des Nervenkitzels insgesamt eine gute Note, ein interessantes Experiment. Gut, so etwas mal zu probieren aber nichts für den täglichen Gebrauch. Wegen der fehlenden Infos schwer zu kategorisieren. Aufgrund des deutlichen Wacholderthemas eventuell sogar ein angehender Gin?
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 4. Januar 2014.
1 Kommentar:
Tja, was ein Whisky werden will, muss in (ausgewählten) Fässern) gelagert worden sein...... er war aber ganz "nice", so als "gerade Angesetzter"..... brauch halt noch etwas....
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