Samstag, 5. April 2014

Aichinger 8 J. (41% Vol.)

Nachdem mein Beitrag über den Amrut von letzter Woche ganz gut zu laufen scheint, dachte ich mir: "Mach doch ruhig noch eine Verkostung eines nicht-schottischen Whiskys. Kann ja nicht schaden". Normalerweise habe ich kein ganz so großes Vertrauen in meine inneren Stimmen - aber warum nicht, dies eine Mal?

Der Aichinger also, mein erster Österreicher. Die Seite der Austrian Whisky Association nennt die Brennerei nicht, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht ist man einfach nur nicht Mitglied? Vielleicht ist Aichinger als Whiskyhersteller auch einfach zu klein? Das Brot-und-Butter-Geschäft sind wohl auch eher der Wein und die Obstbrände, denn das Weingut hat einst als Obstbaubetrieb begonnen, nach Übernahme durch die heutige Inhaberfamilie (1994) stellte man auf die Verarbeitung um und produziert neben den Alkoholika auch diverse Säfte und Moste (unter der Marke Hilka). Die Webseite der Firma Aichinger ist recht wenig informativ; gerade zur Geschichte des Whiskys erfährt man in Prinzip gar nix, außer dass es ihn gibt. So muss man zur Recherche auf Drittquellen zurückgreifen, als da wären diverse Produktdatenblätter aus dem Versandhandel und ähnliches. Das Weingut und die Brennerei liegen jedenfalls beide in Hartkirchen, einer kleinen Gemeinde von etwa 5.000 Einwohnern, nahe des Länderdreiecks Österreich - Deutschland - Tschechien.

Federführend bei der Entwicklung war anscheinend der - mittlerweile früh verstorbene - Senior des Weinguts, Mathias Aichinger (+2013). Eine der Besonderheiten ist, dass hier ein Whisky nicht aus Gersten- sondern aus Weizenmalz gebrannt wurde. Über die Destillationsanlage kann man ohne nähere Informationen nur spekulieren, für die (vermutlich) überschaubaren Mengen würde ja in Prinzip eine pot still reichen. Möglich wäre aber auch eine ganz schnöde Patentbrennanlage. Gelagert wird das fertige Produkt jedenfalls in Barriquefässern, also mit anderen Worten: Eiche. Außer dem hier besprochenen Achtjährigen wird auch ein 13-jähriger Whisky angeboten. Die heutige Flasche kostete im Versandhandel um die 38,- EUR und ist mittlerweile wohl vergriffen, ich habe sie im letzten Oktober (unter anderem) von meinen Freunden als Geschenk zum Geburtstag erhalten.


Art und Herkunft:  Single Malt aus Weizen, Österreich (Oberösterreich)

Aussehen und Aroma: Mittelgold bis kupferfarben. Erster Geruchseindruck: Streng. Gummi, Essig bzw. Balsamico. Zweiter Eindruck: Süßer. Vanille und Waldboden. Dritter Eindruck: Holzig. Eichenfurnier.

Geschmack: Etwas dünn oder wässrig am Gaumen. Vanille. Kuchenteig und Nelken. Merkbare Schärfe im Mittelteil.

Abgang: Relativ lang für einen recht jungen Whisky. Warm, auch scharf. Etwas After Shave im Nachklang?

Fazit/Tipp: Ein noch etwas bissiger Whisky, der jedoch Potenzial zeigt. Nicht unangenehm, hat tatsächlich etwas von Obstbrand. Etwas für diejenigen, die viel Vanille und Holz mögen. Der "große Bruder" würde mich ebenfalls mal interessieren. Den Aichinger 8 trinkt man, wie ich jetzt nach einigem Testen für mich herausgefunden habe, am besten nach dem Essen, als Digestif.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 12. April 2014.


Keine Kommentare: