Bekanntlich (oder auch nicht - ich bin ja nicht über den Bildungsstand all unserer Leser informiert, aber wir nennen das jetzt mal "dichterische Freiheit") halten die Iren sich recht viel zugute auf die Tatsache, dass sie eine Menge berühmte Schriftsteller hervorgebracht haben: angefangen bei solchen Schwergewichten wie Oscar Wilde (obwohl der die meiste Zeit seines Lebens in England wohnte), James Joyce und William Butler Yeats (den man übrigens "Yates" und nicht "Yeeets" ausspricht - wieder was gelernt) über Größen des frühen Schauerromans wie Sheridan Le Fanu und Bram Stoker bis hin zu eher den Liebhabern bekannten Autoren wie Brendan Behan oder Patrick Kavanagh. Was läge da also näher, als einen Whiskey zu kreieren, der diesem imposanten literarischen Erbe quasi ein Denkmal setzt?
Das jedenfalls versucht die Brennerei Midleton mit dem Writers Tears, der im Namen der gleichnamigen Firma (Writers Tears Ltd in Carlow) hergestellt wird. Ziel der namensgebenden Gesellschaft ist es, "einige der großen irischen Whiskeys von vor hundert Jahren neu zu erschaffen". Dass die Produktion bei Midleton erfolgt, die ja bekanntlich über ein großes Sortiment sowohl an traditionellen pot stills als auch "industrielleren" Coffey stills zur kontinuierlichen Destillation verfügt und somit in der Lage ist, viele verschiedene Whiskeystile zu schaffen bzw. auch zu rekonstruieren, dürfte nicht weiter verwundern. Auf der Webseite wird auch noch einmal schön der Unterschied zwischen einem irischen (Pure ) Pot Still Whiskey und einem Blended Whisk(e)y erklärt. Etwas, was mir vor ein paar Jahren auch nicht klar war und was für Einige vielleicht einen Erkenntnisgewinn darstellt. Ich zitiere die Passage von der Webseite daher im Wortlaut:
Not to be confused with blended whiskey, which is a mixture of column still unmalted grain whiskey and pot still single malt whiskey, "pure pot still" is a single whiskey made from a batch of Barley composed of both unmalted and malted barley that has been distilled in a pot still.
Der Unterschied liegt also im verwendeten Getreide (im Blended Whiskey irgendein ungemälztes Getreide, im Pure Pot Still ausschließlich ungemälzte Gerste) sowie in den verwendeten Brennblasen.
Den Writers Tears gibt es noch in einer Cask Strength Edition mit 53 Umdrehungen. Die hier besprochene leichtere Variante besteht nach Herstellerangaben zu unterschiedlichen Anteilen aus Single Malt und Pure Pot Still Whiskey. Gekauft habe ich ihn für etwa 35,- EUR im gut sortierten aber kleinen Whisk(e)yshop Tara in München, am Rindermarkt.
Art und Herkunft: Pot Still Whiskey, Irland (Midleton)
Aussehen und Aroma: Dunkles Stroh, macht einen dünnflüssigen Eindruck. Sehr intensiver Geruch, fast wie ein Bourbon. Barbourjacke, Essiggurken.
Geschmack: Viel milder als der Geruch, samtig im Mund. Etwas heller Honig, Milchbrötchen. Später leicht holzig, deutliches Eichenfass.
Abgang: Mittel, recht sanft (wie die meisten "Iren"). Ganz am Ende ein scharfer Nachbrenner.
Fazit/Tipp: Der Geschmack ist definitiv dezenter als die Nase und diese antizipiert ihn nicht wirklich (jetzt haben wir auch noch ein Fremdwort gelernt). Ein guter Alltagswhiskey, insbesondere, wenn man ihn etwas günstiger bekommen kann.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 3. Mai 2014.
- Euer Tomas Aquinas
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