Sonntag, 28. April 2019

Eichbaum/Lidl Fat Rhino 2018 Session IPA (4,9% Vol.)

Vor einiger Zeit hat Lidl angefangen, "Craftbiere" in die Regale zu stellen. Vor gut einem Jahr habe ich schon einmal ihre Steam Brew - Reihe besprochen, die von Eichbaum in Mannheim hergestellt wird. Auch das Fat Rhino, welches heute vor mir steht, stammt von dort. Ich tue mich schwer damit, bei einer Großbrauerei wie Eichbaum das Wort "Craftbier" nicht in Anführungszeichen zu setzen; andererseits ist der Begriff in Deutschland - anders als z.B. in den USA - in Deutschland juristisch nicht definiert. Insofern kann man ihn also auf Dosen und Flaschen knallen, wie´man lustig ist - vorausgesetzt, die Biergemeinde lacht einen nicht gnadenlos aus.

Eichbaum selbst hat unter eigener Marke kein IPA im Angebot, also handelt es sich auch hier wieder wohl um eine reine Auftragsarbeit. Weil es ein Session IPA ist, ist schließlich ebenfalls der Alkoholgehalt reduziert, obwohl er mit knapp fünf Umdrehungen auch wieder an die Obergrenze dessen schlägt, was man gemeinhin unter "Session" versteht. Für 49 Cent (zuzüglich Pfand) pro Dose ist es ein durchaus erschwingliches Vergnügen - wobei wir ja nun erst einmal herausfinden wollen, ob es auch tatsächlich ein "Vergnügen" ist.


Art und Herkunft: Session IPA, Deutschland (Baden-Württemberg).

Besonderheiten: -

Sonntag, 21. April 2019

Endstation Sehnsucht: Kneipentour im Bahnhofsviertel

Eigentlich wollten wir ja vor Ostern nichts mehr schreiben, also betrachtet diesen kleinen Erfahrungsbericht einfach als feiertäglichen Bonuscontent für unsere treuen Leserinnen und Leser. An und für sich wollten wir in der letzten Woche ein neues Bier für Braugarten auf den Weg bringen, aber als die Temperaturen dann in Richtung sechs Grad purzelten, waren wir nicht sicher, ob das so eine gute Idee wäre, denn schließlich sind unsere Produktionsanlagen ja dem Wind und dem Wetter recht schutzlos ausgeliefert, wenn sie einmal aufgebaut sind.

So beschlossen wir, eine seit längerem gehegte Idee in die Tat unzusetzen: einen schönen bar crawl im und um das Osnabrücker Bahnhofsviertel. Auch in unserer kleinen Hasestadt ist es immer schwieriger geworden, eine zusammenhängende Route durch die Kneipen im Stil unserer klassischen Iburger-Straßen-Tour zu finden, wenn man nicht gerade im "Bermudadreieck" der Altstadt unterwegs sein möchte. Aber dieses Mal hatten wir, anders als damals in der Dodesheide, unsere Hausaufgaben gemacht und rechneten nicht mit unwillkommenen und unerwarteten Durststrecken.

Erste Haltestelle: Gleis 11

Nicht der offizielle Name. Es handelt sich um einen traditionellen Erfrischungskiosk am Fernbahngleis nach Amsterdam und Berlin. Zusätzlich hat man einen Wartebereich mit Raucherraum und Ausschank. Die Kaltmamsell muss also zwischen zwei Theken hin und her spurten, gottlob sind sie kaum mehr als drei Meter voneinander entfernt. Ansonsten scheint es durchaus Stammgäste zu geben: drei Herren sind fest mit ihren Barhockern verwachsen; einer von ihnen verabschiedet sich mehrmals "bis morgen", bleibt dann aber doch sitzen. Wir ordern Herrengedecke: Warsteiner (das ordentlich gezapft wird) und jeweils einen unbekannt gebliebenen Ouzo bzw. Weinbrand. Weiter ist nicht viel los; wir begeben uns zügig auf den Weg.

Zweite Haltestelle: (Voll) Abgefahren

Der wirkliche Name dieses Etablissements ist nicht ganz klar: im oben verlinkten Artikel der NOZ heißt es nur Abgefahren, laut Google aber Voll Abgefahren. Die eigentliche Bahnhofskneipe am Osnabrücker Hauptbahnhof und schon so etwas wie eine Institution, die über und über mit den Schals unzähliger Fußballvereine dekoriert ist. Ansgesichts der Anzahl sich um Kopf und Kragen redender Gäste habe ich intern für den Namen Abstellgleis plädiert, werde aber von meinen Autorenkollegen mit resolutem pschscht! zum Schweigen gebracht. Aufgrund der Größe immer noch eine Raucherkneipe, was mich nicht besonders stört, allerdings auch nicht unbedingt zum Genuss der Getränke beiträgt. Neben dem Bier (Krombacher) nehmen wir jeweils einen Lokalhelden, den Mettinger Kräuter-Wacholder von C. Langemeyer, sogar im Originalglas. Ein Spaßvogel an der Theke (er trinkt Kaffee, darum ist er wahrscheinlich auch so unlustig) kommentiert die Bestellung wahlweise mit "ein Mett, höhö" oder auch "ein Oettinger, hö hö", gibt dann aber auf, als ich ihn streng anschaue. Ansonsten hat man nicht viel zu tun, wenn man nicht gerade auf den Zug wartet, knobelt, oder Fußball sieht. Also weiter.

Dritte Haltestelle: Hozo

An und für sich nur die Hotelbar bzw das Bistro des in den letzten Jahren mehrfach umfirmierten Hotel Hohenzollern. Entsprechend ist unser Bitburger auch gleich um fast das Doppelte teurer als am Bahnhof. Skurril: um auf die Gästetoilette zu gehen, benötigt man einen PIN-Code, der einem an der Theke ins Ohr geflüstert wird. Plattfuss überhört, dass man auch noch Sternchen oder Raute drücken muss und tänzelt vor verschlossener Tür minutenlang von einem Fuß auf den anderen.



Vierte Haltestelle: No. 16 Lounge & Bar

In den ehemaligen Räumen der Neuen Mühle, direkt am Hasestauwehr. Ganz nett eingerichtet, noch wenig los als wir gegen 21 Uhr hineinstolpern. Es warten auch Shishas für den, der mag. Muss wohl heute so sein, mich reizt es nicht, aber okay. Unsere Getränke bekommen wir flugs, danach bleiben wir unter uns. Was sich meines Erachtens ganz generell eingeschlichen hat: in "modern" geführten Kneipen gibt es kaum noch Gespräche zwischen Personal und Gast, das ist wohl altmodisch geworden. In vielen Läden (ich meine nicht unbedingt nur das No. 16) habe ich oft das Gefühl, Sinn und Zweck der Arbeit sei - außer dem Hinstellen von Getränken - hauptsächlich die Kommunikation des Thekenmannschaft untereinander bzw. mit ausgewählten Kumpels, die zufällig auch gerade da sind. Ist vielleicht einfacher, aber der erfahrene Gastwirt weiß: wer sich willkommen fühlt, der kommt auch wieder. Was es zu trinken gibt? Wieder Krombacher und einen Schnaps, den ich vergessen habe. Whisky?

Fünfte Haltestelle: Blaubeere

Schon ewig lange an der Ecke von Johanniskirche und Johannisstraße; seit einigen Jahren (nicht nur) aus Imagegründen umfirmiert von ehemals "Johannisbeere". Viele, die ich kenne, finden die Kneipe etwas dubios, man erzählt von Schlägereien. Ich persönlich habe da noch kein unangenehmes Erlebnis gehabt; auch heute bleibt alles im Rahmen. Die Preise sind zivil, auch das Mobiliar wirkt nicht so, als werde es regelmäßig von Gästen als Schlagwaffe verwendet. Was also will man mehr? Brinkhoffs und ein recht kratziger Obstler.

Sonntag, 14. April 2019

Sind so kleine Biere, Teil LXXIII: Brussels Beer Project Delta IPA (6,5% Vol.)

Das Brussels Beer Project (BBP) steht auf meiner Liste von Sachen, die ich beim nächsten Brüsselbesuch machen will, ganz an oberster Stelle. Ich habe da noch nie reingeschaut, obwohl die kleine Brauerei schon 2013 gegründet wurde und auch ganz zentral liegt (an der Antoine Dansaert, nur ein paar hundert Meter vom Fischmarkt entfernt). Touren werden auch angeboten, wie ich gerade sehe: ich muss es also nur noch meiner Frau schonend beibringen, wenn wir das nächste Mal in der Stadt sind. Daher: pssssst! Unser kleines Geheimnis, zwinker zwinker.

Als Olivier und Sébastien vor sechs Jahren mit ihrem Projekt anfingen, wussten sie, was sie auf jeden Fall nicht wollten: "traditionelle" belgische Biere brauen. Wie sie selbst auf ihrer Webseite schreiben: nicht in einer Abtei zuhause, sondern in einer modernen Metropole. Beziehungsweise Metropolen, denn mittlerweile gibt es Filialen von BBP auch in Paris (Pigalle und Canal) und Tokio (Shinjuku). Wahnsinn, oder? Ich meine: wie Leute sowas in so kurzer Zeit aufziehen ... Nun, ganz alleine sind sie ja nicht. Das Kernteam der Brauerei in Brüssel sind jetzt mehr als zwanzig Leute und BBP setzt konsequent auf Co-Creation, was erstens eine Kooperation mit anderen Brauern bedeutet und zweitens einen regen Austausch mit dem Publikum. Brussels Beer braut jeden Monat ein anderes Bier; daraus entstehen pro Jahr etwa vier "Prototypen". In Tastings wird dann bestimmt (demokratisch, so hoffen wir), welches Bier dann in das Dauersortiment übernommen wird.

Das heute vorgestellte Delta IPA ist übrigens der älteste Vertreter auf einem Stammplatz im Portfolio. Daneben sind es zurzeit noch vier weitere, unter anderem ein Hefeweizen und ein Dubbel mit Passionsfrucht und Mango. Ich dachte erst, der Name Delta käme vielleicht von der Brüsseler Metrostation gleichen Namens, aber dann stellte sich heraus, dass die ersten vier "Prototypen" ganz einfach Alpha, Beta, Gamma und eben Delta hießen.


Art und Herkunft: IPA, Belgien (Brüssel).

Sonntag, 7. April 2019

Sind so kleine Biere, Teil LXXII: Stanislaus Brewskovitch Cappu dei Capi (5,3% Vol.)

Als mein Kumpel Jan und ich das letzte Mal in Enschede waren, kamen wir am neuen Sitz von Stanislaus Brewskovitch (SB) vorbei, einer ehemaligen Kirche mitten im Herzen der Stadt, die vorher auch schon als Club bzw. Diskothek fungiert hat. Jetzt ist es eben ein Brewpub mit angeschlossenem Werksverkauf, wenn man so sagen will. Die Biere von SB haben alle coole und hippe Namen, da heißt ein Bier nicht einfach nur Stout oder so, nee nee. Die Braukapazität ist eher bescheiden (500 Liter), daher entstehen einige der Biere bei oder in Kooperation mit anderen Herstellern.

Das heute vorgestellte Cappu dei Capi (ein witziges Wortspiel, das auf die italienische Herkunft der verwendeten Corleone-Kaffeebohnen anspielt, und natürlich auf den mafiösen Capo dei Capi (den "Boss der Bosse") gemünzt ist) ... Moment ... mir fällt gerade auf, wie extrem unlustig das Wortspiel wird, wenn man es erklärt ... Egal: das Cappu dei Capi also wird zum Beispiel bei der Ootmarsummer Bierbrouwerij Heupink hergestellt, die nur wenige Kilometer vom Standort in Enschede entfernt liegt. Deren Biere laufen allesamt unter der Marke Othmar und sind offensichtlich von der Namensgebung als auch vom Braustil her etwas konservativer als die des Auftraggebers.

Art und Herkunft: Coffee Milk Oatmeal Stout, Niederlande (Twente).


Besonderheiten: Mit italienischen Kaffeebohnen.


Aussehen und Aroma: Tiefschwarz. Beim Eingießen im Gegenlicht ein deutlicher roter Schimmer. Eine sehr kleine rostbraune Krone, die schnell zusammenfällt. Deutlich in der Nase: kalter Kaffee. Schwarze Johannisbeere. Vanille? Schwarzbrot.


Geschmack: Feinperlig, deutlich säuerlicher Antritt. Gar nicht so schwer und wenig malzig. Eher wieder dunkle Früchte und ja: auch dezenter Kaffee.


Abgang: Mittellang, die säuerlichen Noten bleiben uns am längsten erhalten.


Fazit/Tipp: Ein Bier, das unseres Erachtens eigentlich so gar nicht an Cappuccino erinnert. Für ein Stout jedoch angenehm (und überraschend!) frisch und problemlos trinkbar. Eher belebend als beschwerend.


Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 14. April 2019.


Verkostung: Tomas A. und Jan B.


Text: Tomas A.