Sonntag, 15. März 2020

Sind so kleine Biere, Teil XCIII: Diekirch Unfiltered vs. Diekirch Grand Cru

Als ich mich an die Tastatur gesetzt habe, dachte ich darüber danach, ob ich in diesen Tagen - den Tagen der weltweiten "Corona-Pandemie" - irgendwas dazu schreiben, oder ob ich einfach wortlos zur Tagesordnung übergehen soll. Da das Virus mittlerweile auch Einfluss auf das Leben von uns harmlosen Alkoholbloggern nimmt, dachte ich aber, ich sage vielleicht doch ein, zwei Worte dazu. Der wöchentliche Stammtisch unserer Redaktion findet zurzeit bei jeweils einem von uns zuhause statt; zwei von uns haben eigentlich für nächstes Wochenende ein Whiskytasting gebucht und wissen nicht, ob es stattfindet, usw. Das Ganze natürlich wie bei allen anderen on top of Änderungen im Berufsleben, Sorgen um die eigene Gesundheit und die anderer.

Jan, der Literaturwissenschaft studiert hat, meinte, wir könnten es ja machen wie Fürst Prospero in Die Maske des Roten Todes und uns mit all unseren Biervorräten in ein abgelegenes Schloss zurückziehen, aber in Ermangelung eines solchen bleibt es zunächst bei der oben erwähnten Verlagerung unseres Stammtisches in den privaten Rahmen.

Heute folgt, wie schon im letzten Beitrag von mir angekündigt, ein weiteres Ergebnis unseres redaktionellen Verkostungs-Marathons niederländischer und luxemburgischer Biere. Auch im eigentlichen Sinne keine "kleinen" Biere, denn die herstellende Brasserie de Luxembourg (BdL) gehört zum belgisch-amerikanisch-internationalen Braumoloch AB InBev, aber sei es drum. Zumindest ist das Verbreitungsgebiet des Bieres ja trotz allem überschaubar. Ich kann mich nicht erinnern, es jemals außerhalb von Luxemburg gesehen zu haben.

Die BdL entstand erst im Jahr 2000 durch eine Fusion zweier anderer Großbrauereien. Die beiden Marken, die heute hergestellt werden - Diekirch und Mousel (keine eigene Webseite) - verweisen auf die beiden ursprünglichen Firmen, welche seit 1871 bzw. sogar schon seit 1825 bestanden hatten. Nach der Übernahme durch AB InBev im Jahre 2002 war kurz die Rede davon, die Produktion der beiden Biermarken solle ins belgische Hauptwerk in Leuven verlagert werden, aber nach lauten Protesten beschloss der Mutterkonzern, die Biere weiterhin in Diekirch selbst herstellen zu lassen.


Das "normale" Diekirch ist das Premium, ansonsten gibt es zurzeit noch einige weitere Produkte unter dem Markennamen, z.B. ein Weihnachtsbier, aber auch die beiden heutigen Testkandidaten.




Diekirch Unfiltered (5,5% Vol.)

Art und Herkunft: Lager, Luxemburg (Diekirch).

Besonderheiten: Späthopfung (nicht notwendigerweise deckungsgleich mit Kalthopfung).

Aussehen und Aroma: Hellgelb und leicht trübe, mit kleiner Schaumkrone. Nur dezente Hopfenaromen, frischer Brotteig in der Nase.

Geschmack: Sehr feinperlig und eher herb als malzig. Eine leichte Säure, die nach einigen Augenblicken beginnt, die anderen Noten zu überlagern. Wenig sonstiges, das leicht definierbar wäre.

Abgang: Kurz.

Fazit/Tipp: Tja, man hatte sich auf jeden Fall etwas viel kräftigeres vorgestellt. Sehr gut trinkbar aber leider überhaupt nicht aufregend.


Diekirch Grand Cru (5,1% Vol.)

Art und Herkunft: Amber Ale, siehe oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben, fast keine Krone. Dezente Röstaromen, sonst wenig bis nichts.

Geschmack: Leichte Malznoten, die jedoch eher trocken als süß bleiben und von alkoholischen Eindrücken begleitet werden. Wenig greifbares.

Abgang: Kurz, mit einem dann doch noch süßlich wirkendem Nachbrenner.

Fazit/Tipp: Ebenfalls recht einfach trinkbar, für meinen Geschmack gerade richtig malzig.

Gesamtfazit: Beide Biere sind wenig ausdrucksstark, und da es sich immerhin doch noch um Produkte für den Massenmarkt handelt, ist es wohl auch nicht anders gewollt. Man kann beide gut trinken, aber das Grand Cru ist einen Hauch interessanter.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 22. März 2020.

Verkostung: Jan B., Plattfuss, Tomas A.

Text: Tomas A.



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