Sonntag, 8. März 2020

Einsendungen, Folge 11: Secret Speyside 14 J. 2005/2019 (64,1% Vol.) (Whic Nymphs of Whisky Batch #2)

Ja, sorry, liebes Team von whic.de. Aber so schnell, wie ihr den Schnaps verkauft, kann unsereins ihn ja gar nicht verkosten bzw. besprechen. Auch die letzte Abfüllung der zweiten Serie von Nymphs of Whisky ist schon wieder vergriffen: 318 Flaschen gab es von dem Secret Speyside, welcher im Sherryfass reifen durfte bzw. musste - je nach Standpunkt. Eine nicht näher genannte oder angedeutete Destillerie hat ihn gebrannt. Das bringt mich zum nächsten Problem: worüber soll ich den Einleitungstext schreiben, wenn ich gar nicht weiß, woher der Whisky kommt?

Vielleicht ein bisschen darüber, wie sich das "Lebenswasser" aus dieser Region in den letztenm Jahren verändert hat? Als ich anfing, Single Malts zu trinken (wie meine Blogkollegen eher deutlich nach der Jahrtausendwende), waren Speysider (Speyburn, Macallan, Balvenie u.a.) sowas wie unsere "Einstiegsdroge". Tatsächlich sagt man den Whiskys aus dieser Region nach, eher anfängertauglich zu sein, da ihr Erscheinungsbild typischerweise mild, eher süß und nicht sehr rauchig sei. Für viele Produkte aus der Speyside trifft das sicherlich zu, aber wenn man längere geschichtliche Zeiträume in den Blick nimmt, ist es schon deutlich schwieriger, von einem einheitlichen "Regionalcharakter" zu sprechen. Historisch gesehen hat es - gerade vor dem großen Boom ab Mitte des 19. Jahrhunderts - selbstverständlich auch kräftige, rauchige bis torfige Speysider gegeben.

Und: es gibt sie heute auch wieder. Alle größeren Brennereien, die etwas auf sich halten, haben mittlerweile mindestens einen eher torfigen Vertreter im Angebot. Da macht selbst Platzhirsch und Zugänglichkeitsweltmeister Glenfiddich keine Ausnahme. Und auch hier im Blog hatten wir schon öfter mal was im Angebot, zum Beispiel von Benriach oder von Tomintoul. Der heutige Bewerber wird aber eher kein "Ausreißer" in Richtung Torfigkeit sein, wenn ich Melisas Ankündigungsmail richtig gelesen habe: allerdings verspricht sie neben Marmelade und Rosinen auch Pfeifentabak und Leder, sodass es zumindest doch nicht nur süß werden wird. Woher er wohl kommt? Naja, Glenfarclas macht ja sehr viel mit Sherryfässern, also vielleicht daher? Man wird es wohl nie erfahren.



Art und Herkunft: Single Malt, Speyside.

Besonderheiten: Fassstärke, nicht kaltfiltriert, nicht gefärbt, Single Cask, Sherryfass.

Aussehen und Aroma: Sehr dunkler Bernstein, rotgoldener Schimmer. Ich gebe den Tastingnotizen von Whic Recht, was die dunklen Beeren, den Pfeifentabak und den flüchtigen Ledergeruch (die "Autofahrhandschuhe" meines Vaters rochen so) angeht; allerdings fehlt mir der ebenfalls erwähnte Zimt in der Nase. Nach einer Weile im Glas habe ich eher noch so etwas wie einen Hauch von Möbelpolitur.

Geschmack: Ein sehr kräftiger und intensiver Antritt mit so etwas wie Chillipfeffer und auch hier wieder einem Quäntchen Tabak sowie sehr trockenen, holzigen Noten. Später dann dunkle Schokolade und Nüsse. Süßliche Einflüsse von eingelegten Früchten; Mutters Rumtopf. Sehr deutlicher Sherry.

Abgang: Eher lang als mittellang und deutlich trockener bis adstringierend. Holz.

Fazit/Tipp: Ein paar Tropfen Wasser machen ihn - anders als man denken sollte - sogar noch trockener. Ansonsten ein angenehm vielschichtiger und würziger Speysider, der aber eindeutig nichts für Leute ist, die keine Sherrybomben mögen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 15. März 2020.

Verkostung und Text: Jan B.



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