Sonntag, 18. April 2021

Sind so kleine Biere, Folge 122a: Rhaner (1. Teil)

Seit über 12 Monaten sind meine Kollegen und ich kaum in der Gastronomie gewesen, haben kaum Bierläden oder gar -messen besuchen können ... woher bekommen wir also unseren Nachschub? Nicht nur getrunken, sondern auch verkostet und gebloggt will ja weiterhin werden. Ganz einfach: das ganze letzte Jahr über haben wir abwechselnd und in regelmäßigen Abständen Bierproben bestellt. Entweder direkt beim Brauer oder - auch sehr häufig - über verschiedene Biermarktplätze wie (zum Beispiel; es gibt natürlich viele, viele mehr!) beertasting.com oder auch biershop-bayern.de. Aber egal, ob im Direktbezug oder vom Zwischenhändler: am liebsten sind uns immer noch die bunten Probierboxen, in denen für jeden was dabei ist ... zumindest soweit die Brauerei mehr als nur ein einziges Bier braut 😉.

Hier hat die Rhanerbräu aus 93488 Schönthal-Rhan (Oberpfalz) besonders eindrucksvoll abgeschnitten: ganz 20 verschiedene Biere (keine Doppelten!) lagen in der sehr schweren Kiste, die schon vor einiger Zeit von einem fluchenden und schwitzenden Paketboten vor Jans Haustüre abgeladen wurde. Gegründet wurde die Brauerei, wenn auch vielleicht nicht in ihrer heutigen Form, bereits 1283 (sic!). Sie gehört damit - ohne dass wir das bei unabhängigen Quellen verifiziert hätten - zu den " ... 15 ältesten Unternehmen Deutschlands und zu den weltweit 5 ältesten Brauereien, die von Gründung an bis heute ohne Unterbrechung Bier brauen ...", was natürlich nun wirklich nicht schlecht ist. Ich verzichte an dieser Stelle auf einen großen historischen Überblick über die letzten +/- 730 Jahre Brauereigeschichte, denn das macht die Rhaner auf ihrer Webseite ohnehin selbst schon. Gesichert ist auf jeden Fall, dass das Unternehmen sich seit 1776 in Familienbesitz befindet. Wenn ich die Webseite richtig interpretiert habe, enthielt unser Mixpaket auch tatsächlich jedes einzelne Bier, das überhaupt dort hergestellt wird (zweites Standbein ist - wie bei vielen Brauereien mittlerweile - die Saft-, Schorlen - und Limonadensparte). Neben einem umfangreichen Sortiment "klassischer" Bräue konnten wir also auch die vier Vertreter der Craftbierlinie, der so genannten Rhaner Biermanufaktur probieren.

Der erste Teil unserer Verkostung also - auch rein mengenmäßig gar nicht anders möglich - heute. Der zweite Teil folgt dann am nächsten Sonntag. Hervorheben möchten wir übrigens noch, dass dem Paket von Rhaner - was heute auch nicht mehr üblich zu sein scheint - zumindest ein paar Prospekte (wenn auch keine Bierdeckel o.ä.) beilagen.



Rhaner 1283 Hell (4,8% Vol.)

Art und Herkunft: Helles, Deutschland (Bayern).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgolden, nur eine dezente Krone. In der Nase ein Hauch von Nichts.

Geschmack: Sehr süßlicher und runder Antritt, kräftiges Malz.

Abgang: Kurz und leicht trocken.

Fazit/Tipp: Für ein Helles sogar recht ausdrucksstark. Sehr angenehm und süffig.


Rhaner Export Hell (5,2% Vol.)

Art und Herkunft: Export, s. oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgelb und sehr klar. Kleine und feste Krone. Reiner Geruch, nichts Hervorstechendes.

Geschmack: Ziemlich deutlich fruchtig-malziger Antritt. So etwas wie unreife Pflaume?

Abgang: Mittel, etwas trockener - aber mit süßlichem Nachbrenner.

Fazit/Tipp: Auf der Zunge sehr viel kräftiger als in der Nase. Besser kellerkalt als kühlschrankkalt zu trinken.


Rhaner Pils (4,8% Vol.)

Art und Herkunft: Pils, s. oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgelb mit sehr flüchtiger Krone. Leicht malzig und leicht hopfig im Aroma.

Geschmack: Von der Machart her definitiv in der Kategorie "feinherb". Leicht süßlich aber dennoch recht frisch.

Abgang: Mittellang und mit mehr Hopfenbittere als vorher.

Fazit/Tipp: Handwerklich gut gemacht, aber letztendlich auch "nur" ein 08/15-Pilsener.


Pascher-Bier Eulenberg (5,3% Vol.)

Art und Herkunft: Kellerbier, s. oben.

Besonderheiten: "Gelegenheitsbier" anlässlich eines Freilichtspiel-Events. Anscheinend nicht deren "Kellerbier" (s. unten) einfach nur mit anderem Etikett.

Aussehen und Aroma: Hellgelb, mit kleiner und fester Schaumkrone. Leichte Trübung, deutliche Sedimente. Frisches Brot und alter Getreidespeicher in der Nase.

Geschmack: Cremiges Mundgefühl, leichte Süße mit später merkbaren leicht säuerlichen Noten (Stachelbeerkuchen).

Abgang: Mittellang, Tortenboden.

Fazit/Tipp: Erfrischend und gleichzeitig angenehm süffig.


Rhaner Kellerbier (5,2% Vol.)

Art und Herkunft: Kellerbier/Export (sic!), s. oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgolden und erstaunlicherweise (für ein "Kellerbier") nicht trübe. Unauffällig im Geruch. Etwas frische Asche und Honig?

Geschmack: Etwas süß, etwas herb. Frische Mirabellen?

Abgang: Mittellang und eher feinherb.

Fazit/Tipp: Vom Aussehen her doch eher Export als Kellerbier. Gut trinkbar.


Rhaner Export Dunkel (5,2% Vol.)

Art und Herkunft: Export/Dark Lager, s. oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Kastanienbraun und klar. Große stabile Krone. Kräftiges Malz. Cola?

Geschmack: Leicht metallische Röstaromen (bisschen Kaffee, bisschen Eisenbarren), auch wieder etwas süßliche Noten, das Mundgefühl ist ein bisschen "dünn".

Abgang: Eher kurz, leicht nussig.

Fazit/Tipp: Ein sehr "leichtes" Dunkles.


Rhaner Maxi Bock (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: Bock, s. oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Rotbraun, mit kleiner und fester beigefarbener Krone. Leicht malzig, deutlich holzig und rauchig.

Geschmack: Supermalzig und sehr süß. Etwas Kaffee und Karamellsauce.

Abgang: Mittellang. Etwas Süßholz?

Fazit/Tipp: Nicht ganz mein persönlicher Stil, im Durchschnitt kam der Bock bei der Redaktionsverkostung aber ganz gut an. 


Rhaner Lilly Bock (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: Weißbierbock, s. oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Heller Bernstein, trübe. Mittlere und stabile Krone. Kräftige Banane und weißer Pfeffer in der Nase.

Geschmack: Sehr viel Banane. Melasse. Süß und vollmundig.

Abgang: Mittellang und ebenfalls süß. Nelken.

Fazit/Tipp: Ein etwas "weihnachtlich" anmutendes Bier. Nichts für den ganzen Abend, aber das sind Böcke auch selten. Ansonsten wirklich okay.


Gesamtfazit: Acht Biere und keine einzige Niete dabei - das müssen wir lobend hervorheben. Klar: wie immer schmecken uns manche besser als andere - aber wie sollte das auch nicht so sein? Insgesamt scheint eine gewisse süße Note bei fast allen Bieren so etwas wie der Hausstil zu sein. Wir freuen uns auf die zweite Runde.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 25. April 2021.

Verkostung: Plattfuss, Jan B., Tomas A.

Text: Tomas A.


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