Sonntag, 26. Februar 2017

Sind so kleine Biere, Teil XLV: Chimay Cinq Cents (8% Vol.)

Eigentlich gehört Chimay nicht unbedingt in die Rubrik kleiner Biere, denn die Brauerei (das Bier wird nicht im Kloster in Scourmont selbst, sondern an einem anderen Standort gebraut) hat einen respektablen Ausstoß von mehr als 130.000 Hektolitern por Jahr. Wir verleihen diesen Titel - sagen wir mal - ehrenhalber, denn schließlich ist Chimay eine von insgesamt nur elf Biermarken weltweit, welche das Siegel Authentic Trappist Product tragen dürfen, womit noch nicht einmal alle Trappistenbrauereien (davon gibt es nämlich zwölf) abgedeckt sind.

Neulich hatte ich nach einiger Zeit mal wieder Gelegenheit, eines der Biere zu probieren, und zwar anlässlich des traditionellen Stoofvlees-Kochens bei mir zuhause, zu dem ich auch wieder meine Blog-Kollegen eingeladen hatte. Natürlich wollte ich zu einem traditionellen belgischen Gericht auch ein belgisches Bier anbieten, auch wenn ich sagen muss, dass die Gefühle gegenüber Chimay innerhalb des Autorenkollektivs durchaus gemischt sind.

Dabei war auch mein Kumpel Jan von Braugarten, der ja seit kurzer Zeit diesen Blog in der Öffentlichkeit vertritt (und auch die Post erledigt) - und da dachte ich mir: er könnte ja auch mal langsam was schreiben ... natürlich nehme ich ihn jetzt beim ersten Mal noch etwas an der Hand. Also Jan - sag doch mal was zu Chimay 😝

Also an und für sich wäre ich ganz dankbar, wenn du nicht so ganz so gönnerhaft tätest. Das hier ist nicht das erste Mal, dass ich einen Text schreibe, also bitte. Aber zum Thema: wir sind ja beide in Belgien aufgewachsen und ich selbst habe in meiner Jugend auch schon das eine oder andere Chimay probiert, aber so richtig warm bin ich damit nicht geworden. Ich bin trotzdem ganz froh, dass wir dem Chimay Blanche (die Biere tragen übrigens andere Namen, wenn sie in den großen Flaschen abgefüllt sind, das ist mir erst jetzt aufgefallen) eine Chance gegeben haben, denn bis jetzt hatte ich nur die anderen beiden probiert(es gibt noch ein Drittes, das Dorée, aber das war lange Zeit für die Mönche selbst reserviert).

Richtig: normalerweise unterscheidet man die Chimays nach der Farbe des Etiketts: Blanche, Rouge, Bleue und eben Dorée - aber in den 0,75-Liter-Flaschen heißen alle (außer dem "Goldenen") anders: Cinq Cents, Première und Grande Reserve. Alle stellen eigentlich traditionelle belgische Bierstile dar, nämlich ein Dubbel, ein Dunkel und

- im Falle des Cinq Cents - ein Tripel. Wir dürfen also ein goldfarbenes Bier erwarten, das ordentlich Bumms und auch die dazugehörigen Umdrehungen hat:



Art und Herkunft: Tripel, Belgien (Hennegau)

Besonderheiten: Authentic Trappist Product

Aussehen und Aroma: Mittelgolden und trübe. Eine kleine, aber feste Krone. Zu Anfang sehr schaumig. Äußerst dezent in der Nase. Feine Hefe, wenig Hopfen.

Geschmack: Cremiges Mundgefühl. Sehr kräftig-würzig und später ins Bittere tendierend. Warm. Schweflig.

Abgang: Mittel. Bitter.

Fazit/Tipp: Auch an diesem Abend hat sich niemand so recht mit dem Chimay anfreunden können, obwohl die Flasche am Ende dennoch leer geworden ist. Die Brauerei hat bei (bis jetzt) jedem ihrer Biere so einen leicht aufdringlich-süßlichen Hausstil (den Plattfuss immer bildlich als "furzig" beschreibt), der nicht bei jedem gut ankommt. Dennoch natürlich trotzdem - im Angesicht der Tradition, die dahintersteht - ein "großes" Bier.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 5. März 2017.

- Euer Tomas Aquinas & Jan B.



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