Sonntag, 17. November 2019

Sind so kleine Biere, Teil LXXXV: Tynt Meadow (7,4% Vol.)

Auf das heutige Bier habe ich mich schon die ganze Woche gefreut: nicht, weil es unbedingt eines ist, das ich alltags trinken würde, sondern weil es ein relativ seltenes und von mir auch zum ersten Mal im Regal gesehenes ist.

Das Tynt Meadow wird in der Zisterzienserabtei (da es Trappisten sind, natürlich OCSO, nicht OCist)  Mount Saint Bernard gebraut, einer von nur zwölf (sic!) Brauereien, die sich mit dem Siegel Authentic Trappist Product (ATP) schmücken dürfen. Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein, damit man das Recht erhält, Mitglied dieses exklusiven "Vereins" zu werden:
  • das Bier muss in einer Trappistenabtei gebraut worden sein, von den Mönchen selbst oder unter ihrer Aufsicht
  • die Bierproduktion darf nicht der Hauptzweck der Abtei sein und die Herstellung und der Verkauf dürfen "den mönchischen Regeln nicht zuwiderlaufen"
  • das Bier darf nicht in der Absicht hergestellt werden, Gewinn zu erwirtschaften. Die Erlöse sollen die Kosten der klösterlichen Gemeinschaft decken. Überschüsse müssen für gute Zwecke verwendet werden
Aus o.a. Gründen sind "echte" Trappistenbiere notorisch schwer zu bekommen (siehe Westvleteren) und dementsprechend natürlich sehr begehrt.

Die Abtei Mount Saint Bernard war das erste katholische Kloster, welches in England nach der Reformation neu gegründet wurde (1835). Außerdem ist sie der einzige Produzent von Trappistenbier auf den Britischen Inseln und auch noch das allerjüngste Mitglied der oben erwähnten ATP-Familie. Bier gebraut wird hier sowieso erst seit 2018 und der Ausstoß ist - wie nicht anders zu erwarten - überschaubar: gerade mal um die 30.000 Flaschen wurden bis Mitte diesen Jahres hergestellt.

Es lohnt sich übrigens - auch wenn man mit Religion im allgemeinen oder auch Katholizismus im besonderen nichts am Hut hat - die ausführliche Beschreibung der Brautätigkeit der Mönche auf ihrer eigenen Webseite nachzulesen: sie erklärt Sinn, Zweck und Form des modernen monastischen Brauens besser als ich es in meinen eigenen Worten wiedergeben könnte. Darum beschränke ich mich, bevor ich an die Verkostung gehe, auf die Übersetzung des Psalms, den die Brüder ihrer Brautätigkeit vorangestellt haben:
Er lasset grünes Gras wachsen für das Vieh und Pflanzen zum Nutzen der Menschheit | Um Brot hervorzubringen aus der Erde | Und Wein, der das Herz der sterblichen Menschen erfreut (Psalm 104:14-15)


Das Bier heißt übrigens offiziell "nur" Tynt Meadow und nicht etwa Mount Saint Bernard Tynt Meadow, weil es anscheinend namensrechtliche Auseinandersetzungen mit der belgischen Brauerei St. Bernardus gab. Einen eigentlich angemessenen "Pokal" für das Trappist habe ich übrigens nicht ... einer von Berliner Weiße wird es tun müssen.

Art und Herkunft: Dubbel, England.

Besonderheiten: Authentic Trappist Product (siehe oben).

Aussehen und Aroma: Dunkles Rotbraun, trübe. Eine flüchtige, leicht beige Krone. Reife Aromen von roten Früchten. Schokolade und ein bisschen Kaffee. Definitiv Lakritze.

Geschmack: Ein überraschender Antrunk mit wenig Malz, dafür aber deutlicher Bitterkeit und leicht säuerlicher Frucht: Johannisbeere und Feige wäre mein Tipp. Kaum Kaffee, aber auch fast gar keine "süßen" Noten.

Abgang: Mittellang und eher fruchtig. Trockener zum Ende hin.

Fazit/Tipp: Da sage ich doch mal zum Abschied leise Halleluja! Ich habe ein Dubbel gefunden, das mir schmeckt! Alleine das ist eine dicke fette Kaufempfehlung wert, wenn ihr eines kriegen könnt. Amen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 24. November 2019.

Verkostung & Text: Jan B.

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